Dagegen spricht:
1. Mit Öko-Geld das Loch in der Kasse stopfen
In diesen Verboten und Auflagen sehen vor allem die wirtschaftsliberalen Stimmen ein Eingriff in die Entscheidungshoheit von Konsumenten und Produzentinnen. Logischerweise können die hohen Kosten, die der Müll in den Ozenanen verursacht, nicht geleugnet werden. Doch EU-kritische Stimmen behaupten, man könne diese Kosten auch niemals genau schätzen.
Und deshalb – so die Kritik – bestehe die Gefahr, dass im Regulierungseifer über das notwendige Ziel hinausgeschossen werde. Will heissen, dass dem Markt und den Staaten zu viele Gelder abgeknüpft werden. Dies wiederum würde den Markt instabil machen und zu so genannt
unnötigen Preis- und Steuererhöhungen führen.
Diese Angst hat man vor allem, weil die EU-Komission deutlich bekannt gab, dass sie mit ihrer Plastiksteuer das Brexit-Loch in der Kasse zumindest teilweise stopfen will. Dabei muss gesagt werden, dass die Plastiksteuer derzeit nicht Teil der effektiv vorgeschlagenen neuen Richtlinie ist. Viel mehr ist sie ein separates Anliegen der Komission. Ein teures Anliegen. Denn sie würde den EU-Mitgliedstaaten 80 Cent pro Kilogramm nicht recyceltem Plastikmüll abknüpfen.
2. Die Falschen müssen bezahlen
Solange sich Hersteller und Konsumentinnen nicht selbstständig für ein umweltfreundlicheres Produkt entschieden haben, bedeutet dies, dass sie in den meisten Fällen Nachteile von einem erzwungenen Wechsel tragen werden.
Die, die es sich leisten können, würden in viele Fällen sowieso freiwillig ein nachhaltigeres Produkt kaufen. Die, die das nicht können, werden nun dazu gezwungen – was ihre knappen finanziellen Mittel schliesslich noch mehr belasten würde.
Zudem wird kritisiert, dass die EU ihre neuen Plastikvorschriften bei den Staaten zwar im Verhältnis, bei den Firmen jedoch flächendeckend anwendet. Der Vorwurf meint, dass ein Unterschied darin besteht, wie in Dänemark mit Plastikgeschirr umgegangen wird und wie man solche Gegenstände in Süditalien handhabt.
3. Kritik von Umweltschützern
Kritik kommt auch noch aus einem ganz anderen Lager. UmweltschützerInnen meinen, die neuen Richtlinien gehen überhaupt nicht weit genug. Es sei nirgends die Rede von einem konkreten Reduktionsziel. Christof Mengis von der Internetplattform «Kunststoff-Schweiz» erklärt
gegenüber SRF, dass die Produkte, die man nun verbieten möchte, nur einen kleinen Teil der produzierten Kunststoffmenge ausmachen würden. Und weiter sagt Mengis: «Wenn schon müssen etwa auch Glacebecher oder Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff verboten werden.» Er selbst glaube nicht an Verbote, um Plastikabfall zu verringern. Er schlägt vor: «Wahrscheinlich wäre es besser, wenn man das Kunststoffrecycling ausbauen und fördern würde.»