Das Video einer «Steinigung» sorgte diese Woche für viel Aufsehen. Darauf zu sehen ist ein Tessiner Rekrut, der auf Befehl des Vorgesetzten mit Steinen und Nüssen beworfen wird. Die Militärjustiz untersucht den Fall.
Wir haben euch dazu aufgerufen, eure schlimmsten Militär-Erlebnisse mit uns zu teilen. Insgesamt wurden mehr als 250 Kommentare geschrieben – von Fremdenfeindlichkeit über Mobbing bis hin zu ignorierten medizinischen Problemen hat euch einiges beschäftigt. Aber auch die positiven Seiten kamen nicht zu kurz.
Hier ein kleiner Überblick (alle Einträge findest du am Ende des Artikels):
Das Mobbing
Leser-Kommentar von Komsomol
18.10.2018 10:59
Bei uns, Inf-RS und UO 1992 oder 1993 gabs massenhaft Vorfälle. Meistens von Vorgesetzte toleriert oder initiiert. Ladebewegung mit dem Stgw von Soldaten gegen Tamilen (Kadi hat das dann verharmlost), ein schlafender Rekrut wurde ans Bett gebunden und auf den Kasernenplatz rausgetragen, wo er dann morgens aufgewacht ist.Schuhcreme- und Rasieraktionen gab es auch.Einer hatte mal Fäkalien im Stiefel.Andere hatten Reinigungsöl im Dusch, Marsriegel im Verschluss. Ein UO schoss einen Bussard tot(stand auch im Blick), wurde trotzdem OF.Spruch vom Schulchef: Eine RS ohne Tote ist keine gute RS!
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Leser-Kommentar von deleted_552502481
18.10.2018 08:07
Rekrut M. hatte etwas Mühe, alles auf Anhieb zu verstehen und machte oft Fehler, was jeweils Straf-Ex. für den ganzen Zug nach sich zog. Dafür wurde er von den anderen mit "Schoggi-Stichen" (absichtliches Einrammen des Gewehrlaufes in die Erde, damit das Putzen doppelt so lange dauerte) oder mit Waffenöl gefüllten Kampfstiefeln oder Ausgangsschuhen "belohnt".
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Das Ignorieren von medizinischen Problemen
Leser-Kommentar von HerrLich
17.10.2018 16:45
Mitrekrut hatte chronisches Rückenleiden, aber der Kadi wollte ihn nicht aus der RS entlassen. Stattdessen wurde er in 3 Wochen ca. 4 Mal durch die Röhre geschickt und mit Medis vollgepumpt. Als ich auf der Nachtwache war hat der Arzt angerufen und ich musste den Rekruten aufsuchen, dieser war schweissgebadet und zuckend, mit weit aufgezogenen Augenlider, im Bett. Der Sani-Assi hat ihm gesagt „5 Tabletten vor dem Schlafen“ anstatt 5 über den Tag verteilt. Ja, der Notarzt kam danach ziemlich schnell und der Rekrut wurde danach aus der RS entlassen. Er hätte die Nacht nicht überlebt.
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Leser-Kommentar von wololowarlord
17.10.2018 16:09
ein rekrut aus meiner kompanie hatte sich für den waffenlosen dienst angemeldet weil sich sein vater mit einer armeewaffe erschossen hatte. irgendwie wurde das von der administration nicht richtig erfasst und so musste er trotz widerspruch eine waffe fassen und auch schiessen. nach etwa drei wochen wurde er wegen "medizinischen" gründen entlassen. ich kann mich noch gut daran erinnern weil ich abends nach dem schuhputzen jeweils mit ihm gesprochen hatte. der war ständig am zittern... "ez riss di mol zeme" haben sie ihm gesagt...
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Leser-Kommentar von Hessmex
17.10.2018 17:43
Habe mir in der 3. RS-Woche das Kahnbein (kleiner Knochen im Handgelenk) gebrochen. Das würde bis Ende RS nicht erkannt, obwohl ich mehrfach beim Arzt wahr.
Bis Ende RS würde ich als Simulant, weicher Siech, Drückeberger und schlussendlich noch als Zugspfahl beschimpft. Zugspfahl weil: Wer Übungen wie Kampfbahn ec. am langsamsten bewältigte musste einen geschnitzten Holzpfahl bis zur nächsten Übung mit sich herum tragen und mit meinen Schmerzen war ich oft der letzte!
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Leser-Kommentar von deleted_832104336
17.10.2018 23:42
Rekrut drehte durch und schnitt sich auf dem Kasernendach heftigst in den Arm, damit er nach Hause kann. Versuchter Raubüberfall am Wochenende mit Stgw, aber leerem Magazin. Beinschuss bei Wache mit scharfer Mun. Zugführer (und Psycho) erhielt Arrest. Wohl zu seinem Schutz. Danach wurde ich zum Armeegegner.
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Der Bundeszoo: Diese Tiere stehen im Dienst des Staates
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Der Bundeszoo: Diese Tiere stehen im Dienst des Staates
Ja, auch Tiere leisten Militärdienst. Wie die 65 Reitpferde, die der Schweizer Armee gehören. bild: kompetenzzentrum veterinärdienst und armeetiere
quelle: kompetenzzentrum veterinärdienst und armeetiere
Die Fremdenfeindlichkeit
Leser-Kommentar von Joely Tafanalo (1)
17.10.2018 15:17
Kann mich noch nicht entscheiden, zwischen „Kadi/Oblt (Name bekannt) der ‚wollt ihr den totalen Krieg?‘ zitiert um uns anzuspornen oder „Alle ‚Nichtschweizer‘ vortreten, zum Singen der Hymne“. Aber ‚mundtot‘ machen durch Schutzmaske bis zur Hyperventilation/Ohnmacht kann auch mithalten. Sommer 1997, FestRS.
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Leser-Kommentar von deleted_552502481
18.10.2018 08:02
Zwei Rekruten aus dem Puschlav waren die einzigen italienisch sprechenden angehenden Soldaten in der Kompanie. Sie waren meist etwas langsamer als der Rest (Sprachschwierigkeiten?) und wurden als "faule Hunde" und "Tschinggen-Detachement" beschimpft, welche den ganzen Zug aufhalten würden. Dafür gab es Strafexerzieren, überdurchschnittlich viele Sonntagswachen oder aber Wachdienst, wenn die anderen Ausgang hatten, und unangenehme Jobs wurden mit Vorliebe an sie delegiert.
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Das schlechte Zeitmanagement
Leser-Kommentar von Mantrax
17.10.2018 19:09
Insgesamt: die ganze RS. Ausser besser Joint bauen, mehr Bier trinken und sich verstecken nichts gelernt.
Speziell: Neben den Vollschutz-Übungen Im Hochsommer mit Kollabierten, dem berühtem Tank leer Fahren und Zugschule mit Stechschritt und Heil Sprüchen vor allem eines: 5' zum Rasieren, gefühlte 2' zum Frühstücken, dann 30' Wartezeit, Einsteigen in den Lastwagen in unter 1-2 Minuten (je nach Lastwagengrösse). Dies wiederholen bis es gelingt - dann erst mal 30' und mehr auf die Abfahrt warten... Teure Volksverdummung und das gefühlt jeden verdammten Morgen.
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Oh, well, WTF &%@#??
Leser-Kommentar von gontinoc
17.10.2018 17:27
Der Küchenchef der regelmässig in den Feldtee pisste und erst nach X Wochen dazu zur Rechenschaft gezogen wurde.
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Leser-Kommentar von deleted_552502481
18.10.2018 07:49
Erste Übung mit scharfer Handgranate in der RS. Kurz zuvor waren die HG-Unfälle in Luzern passiert. Ein Rekrut weigerte sich, die HG zu werfen, zitterte und weinte. Unter Androhung von Gewalt wurde er trotzdem dazu gezwungen. Es kam wie es kommen musste: Er verkrampfte in Schockstarre, die entsicherte HG in der Hand. Leutnant R. hatte die Geistesgegenwart, packte seinen Arm und schmetterte ihn über die Deckungsmauer. Der Arm brach und die HG explodierte auf der anderen Seite der Mauer.
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Von Curry bis Militärschoggi: 12 Armee-Rationen im Direktvergleich
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Von Curry bis Militärschoggi: 12 Armee-Rationen im Direktvergleich
Armee-Rationen müssen nahrhaft, energiespendend, gesund und vor allem hygienisch unbedenklich sein. Das wird den Soldaten in verschiedenen Ländern der Welt vorgesetzt. Hier die Kost der Schweizer Armee.bild: watson/obi
Die Organisationsprobleme
Leser-Kommentar von Grüner Kobold
18.10.2018 10:55
Infanterie Durchdiener. Hatten bei uns 20'000 Fr. beim Essen eingespart. Wurde irgendwie den WM gesteckt, und dann war Rambazamba. Waren AmbaCentro Bern als wir es erfuhren. Meuterei angedroht usw. Kadi traute sich nicht mehr vor uns, jeden Tag dann "Restaurant Menu" jeden Mittag/Abend Ausgang. 1 Tag früher entlassen unter MP Aufsicht und vorsorglich 90 Zellen reserviert.
Komplette Fehlplanung mussten mit 30 Amba Centro Bern bewältigen, 14 Stunden auf Posten, 4 Wochen kein Wochenendurlaub. Einer hätte sich dazu fast einen Kopfschuss verpasst vor der Botschaft (dachte Knarre sei unterladen)
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Und dann noch die guten Erlebnisse
Leser-Kommentar von Nelson Muntz
17.10.2018 16:14
Mobbing usw. nie erlebt, im Gegenteil! Urner Bergbauernsohn, hippe Stadtjungs, Millionärssöhnchrn, graue Mittellandlanweiler, Walliser, Berner, Bündner, Ostschweizer, Romands wurden in der RS zu einer verschworenen Gruppe. Es entstanden Freundschaften, die zivil nie möglich gewesen wären.
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Leser-Kommentar von Arabra
17.10.2018 18:22
Keine Armee der Welt ist der bessere Spiegel der Gesellschaft als unsere. Meine beste Zeit hatte ich in der RS. Nach 16 Jahren unser erster Zugsstreff und es war einfach spitze. Mit meinen Leuten zusammen sitzen, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren. Ich kann jedem unser Militär empfehlen. Gute Erfahrung. Leider ist es heute schwieriger militär machen zu dürfen als weg zu kommen
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Leser-Kommentar von Ghackets_mit_hörnli
17.10.2018 17:31
Habe kaum schlechte erinnerungen an die RS habe auch (mehr oder weniger) freiwillig weiter macht. Habe viel gelernt beispielsweise wie man mit kritik umgeht das eingehen auf probleme anderer menschen oder das lösen von mehreren problemen gleichzeitig. Ich denke ich hatte ein vernünftiges verhältniss zu meinen Soldaten. Klar gibt es pfeifen aber das ist auch ein Ansporn für andere. Das schwierigste war das man versucht allen recht zu machen. Trotzdem sehr lehrreiche und spannende zeit.
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Und auch: Eine funktionierende Justiz
Leser-Kommentar von Borki
17.10.2018 15:20
Ein Berufsunteroffizier warf mir auf der Wache (nur Übung) eine Heul-Knall-Granate vor die Füsse. Natürlich gegen jegliche Vorschriften. Für Zivilisten: Das ist schlecht fürs Gehör, ansonsten aber ungefährlich.
Ich habe ihn gemeldet und er wurde wahrscheinlich von seinen Vorgesetzten so richtig zur Schnecke gemacht. Jedenfalls war er ab da ganz handzahm im Umgang mit uns.
Idioten gibt es halt überall. Aber es war gut zu sehen, dass deren Verhalten von den Vorgesetzten nicht toleriert wird.
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Die beliebtesten Kommentare
Sir Konterbier
18.10.2018 10:28registriert April 2017
Wir hatten auch ein zwei Trottel als Wachtmeister, das hat mich dann motiviert, Zugführer zu werden um es besser zu machen.
Ich habe meine Soldaten immer mit Respekt behandelt und bin jetzt noch mit einigen befreundet. Das Militär hat mir übrigens keinen Spass gemacht, aber man kann das meiner Meinung nach nicht den „Freiwilligen“ überlassen, sonst passieren genau solche Dinge. Zudem habe ich danach fliessend Französisch gesprochen!
War nicht wirklich lustig aber was gelernt habe ich allemal.
Insgesamt: die ganze RS. Ausser besser Joint bauen, mehr Bier trinken und sich verstecken nichts gelernt.
Speziell: Neben den Vollschutz-Übungen Im Hochsommer mit Kollabierten, dem berühtem Tank leer Fahren und Zugschule mit Stechschritt und Heil Sprüchen vor allem eines: 5' zum Rasieren, gefühlte 2' zum Frühstücken, dann 30' Wartezeit, Einsteigen in den Lastwagen in unter 1-2 Minuten (je nach Lastwagengrösse). Dies wiederholen bis es gelingt - dann erst mal 30' und mehr auf die Abfahrt warten... Teure Volksverdummung und das gefühlt jeden verdammten Morgen.
Härtetraining in alle Ehre.
Solches kollektives Mobbing und kollektive Bestrafung ist ein absolutes No Go.
Die Führungsperson und oder Vorgesetzten absolut Unfähig.
Degradierung und bei Uneinsichtigkeit betreute Entlassung ist die zwingende Konsequenz.
Bund warnt vor heftigen Gewittern in der Schweiz – diese Regionen sind heute betroffen
In der Schweiz war es am Samstag weitgehend sonnig und warm – dies änderte sich an einigen Orten aber schnell. Wie MeteoSchweiz schreibt, gab es ab dem Mittag in den Alpen einige, teils kräftige Gewitter mit lokal grossen Niederschlagsmengen. Am Nachmittag sind auch über dem Jura, den Voralpen entlang und von der Region Bern bis zum zentralen Mittelland isolierte Schauer oder Gewitter möglich.