Viele Gläubige reagieren ungläubig, wenn ihr Gott oder ihre Heilslehre kritisiert oder in Frage gestellt werden. Egal, ob sie an Jesus als Sohn Gottes, an Allah, Krishna, Buddha oder sonst einen Religionsführer oder spirituellen Meister glauben. Es scheint, als mache für Strenggläubige ein Leben ohne religiösen Inhalt keinen Sinn.
Ihre heftigen Reaktionen auf Kritik nähren die Vermutung, dass skeptische Fragen für sie eine existenzielle Bedrohung darstellen. Oder einen Angriff auf ihren Glauben. Kritiker werden von ihnen gern auch als moralisch bedenklich eingestuft, weil sie glauben, dass nur der Glaube an einen Gott Menschen zu wertvollen und verantwortungsbewussten Wesen machen könne.
Fromme Christen beispielsweise sehen oft den Satan am Werk, wenn Skeptiker kritische Fragen stellen. Oder gar atheistische Positionen vertreten.
Diese heilige Empörung relativiert sich aber, wenn man die Statistiken zu Rate zieht. Die Zahl der Ungläubigen oder Konfessionslosen steigt nämlich kontinuierlich. In ein paar Jahrzehnten werden sie voraussichtlich die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen.
Religionskritik ist aber kein neues Phänomen, wie man oft vermutet. Schon Denker und Philosophen der Antike haben den Glauben an einen Gott oder Schöpfer angezweifelt, wie der Schweizer Schriftsteller Claude Cueni in seinem Buch «Die Bibel der Atheisten» zeigt. Darin listet er atheistische Zitate aus allen Epochen auf.
Das Resultat ist verblüffend: Schon die alten griechischen Philosophen fanden klare Worte zum Glauben an Gott. Eine kleine Auswahl zeigt, dass Atheismus und Agnostik kein Phänomen der aufgeklärten Zeitgenossen ist.
Beginnen wir aus aktuellem Anlass mit dem in diesen Tagen verstorbenen Astrophysiker.
Noch härter formulierte es sogar der römische Dichter Lucretius (ca. 98 – 55 v. Chr.)
Der arabische Dichter Al-Ma’arri (973 – 1057) argumentiert mit der Intelligenz.
Beim Universalgelehrten Galileo Galilei (1564 – 1642) ist es eine Frage der Vernunft.
Der schottische Philosoph David Hume (1711 – 1776) argumentiert mit der Theodizee.
Der französische Schriftsteller Denis Diderot (1713 – 1784) formuliert seine Religionskritik martialisch.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) sieht die Wissenschaft bedroht.
Auch der französische Kaiser Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) war Atheist.
Der französische Schriftsteller Charles Baudelaire bringt die Machtfrage ins Spiel.
Auf humorvolle Weise – wie könnte es anders sein – formuliert es der deutsche Dichter Wilhelm Busch (1832 – 1882).
Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre (1905 – 1980) sieht das Ende der Götter kommen.
Ebenfalls einen leicht religionskritischen, aber versöhnlichen Abschluss dieses Impulstextes liefert der Dalai Lama (geb. 1935).