Viele Gläubige reagieren ungläubig, wenn ihr Gott oder ihre Heilslehre kritisiert oder in Frage gestellt werden. Egal, ob sie an Jesus als Sohn Gottes, an Allah, Krishna, Buddha oder sonst einen Religionsführer oder spirituellen Meister glauben. Es scheint, als mache für Strenggläubige ein Leben ohne religiösen Inhalt keinen Sinn.
Ihre heftigen Reaktionen auf Kritik nähren die Vermutung, dass skeptische Fragen für sie eine existenzielle Bedrohung darstellen. Oder einen Angriff auf ihren Glauben. Kritiker werden von ihnen gern auch als moralisch bedenklich eingestuft, weil sie glauben, dass nur der Glaube an einen Gott Menschen zu wertvollen und verantwortungsbewussten Wesen machen könne.
Fromme Christen beispielsweise sehen oft den Satan am Werk, wenn Skeptiker kritische Fragen stellen. Oder gar atheistische Positionen vertreten.
Diese heilige Empörung relativiert sich aber, wenn man die Statistiken zu Rate zieht. Die Zahl der Ungläubigen oder Konfessionslosen steigt nämlich kontinuierlich. In ein paar Jahrzehnten werden sie voraussichtlich die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen.
Religionskritik ist aber kein neues Phänomen, wie man oft vermutet. Schon Denker und Philosophen der Antike haben den Glauben an einen Gott oder Schöpfer angezweifelt, wie der Schweizer Schriftsteller Claude Cueni in seinem Buch «Die Bibel der Atheisten» zeigt. Darin listet er atheistische Zitate aus allen Epochen auf.
Das Resultat ist verblüffend: Schon die alten griechischen Philosophen fanden klare Worte zum Glauben an Gott. Eine kleine Auswahl zeigt, dass Atheismus und Agnostik kein Phänomen der aufgeklärten Zeitgenossen ist.
Stephen Hawking
Beginnen wir aus aktuellem Anlass mit dem in diesen Tagen verstorbenen Astrophysiker.
«Die Religion ist ein Märchen für diejenigen, die sich vor der Dunkelheit fürchten.»
Stephen Hawking
Lucretius
Noch härter formulierte es sogar der römische Dichter Lucretius (ca. 98 – 55 v. Chr.)
«Alle Religionen scheinen den Ignoranten göttlich, den Politikern nützlich und den Philosophen lächerlich.»
Al-Ma’arri
Der arabische Dichter Al-Ma’arri (973 – 1057) argumentiert mit der Intelligenz.
«In dieser Welt gibt es nur zwei Sorten Menschen – intelligente Menschen ohne Religion und religiöse Menschen ohne Intelligenz.»
Galileo Galilei
Beim Universalgelehrten Galileo Galilei (1564 – 1642) ist es eine Frage der Vernunft.
«Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.»
Galileo Galilei konnte nicht an einen Gott glauben.Bild: keystone
David Hume
Der schottische Philosoph David Hume (1711 – 1776) argumentiert mit der Theodizee.
«Will Gott Böses verhindern, kann es aber nicht? Dann ist er impotent. Kann er es, aber will es nicht? Dann ist er bösartig.»
Denis Diderot
Der französische Schriftsteller Denis Diderot (1713 – 1784) formuliert seine Religionskritik martialisch.
«Der Mensch wird erst dann frei sein, wenn der letzte König mit den Gedärmen des letzten Priesters erdrosselt wird.»
Goethe
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) sieht die Wissenschaft bedroht.
«Der Glaube ist nicht der Anfang, sondern das Ende allen Wissens.»
Napoleon
Auch der französische Kaiser Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) war Atheist.
«Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen.»
Napoleon Bonaparte glaubte eher an Kriege denn an Gott.bild: wikicommons
Baudelaire
Der französische Schriftsteller Charles Baudelaire bringt die Machtfrage ins Spiel.
«Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.»
Wilhelm Busch
Auf humorvolle Weise – wie könnte es anders sein – formuliert es der deutsche Dichter Wilhelm Busch (1832 – 1882).
«Wer in Glaubensfragen den Verstand befragt, kriegt unchristliche Antworten.»
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene. Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.
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Die beliebtesten Kommentare
der nörgler
17.03.2018 09:28registriert Januar 2014
Es gibt eine bestechende Statistik, die alle Diskussionen obsolet machen. Je säkularer eine Gesellschaft, umso höher die Lebenserwartung, umso tiefer die Kindersterblichkeit und umso fortschrittlicher in Sachen Egalität.
Da war die muslimische Welt dem Westen vor ein paar hundert Jahren weit voraus. Bis man die Religion über die Wissenschaft gestellt hat. Von da an gings nur noch bergab.
Und als Europa sich der Vernunft zugewandt hat gings bergauf. Mit Ausnahme mal der Impfgegner und Homöopathie-Anhänger...
Pah, die haben doch alle keine Ahnung! Religion ist super! Seit ich glaube, dass alle Gänse und Enten, die wegen ihrer Leber leiden müssen, in ihrem früheren Leben Nazis waren (Totenkopf-SS mindestens!), habe ich überhaupt kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich Foie gras esse.
Der neue Gott / alte Gott ist Mammon und hat alle anderen überlebt. Dass man ihm huldigen muss - scheint jedem Kind evident. Brave Bürger werden zu Bestien wenn sie diesem Gott opfern - täglich.
Die ganze Welt ist eingeteilt in diejenigen, die Mammon liebt und diejenigen, die er verstossen hat. Niemand entkommt seiner Rache - jeder muss sich unterordnen - ob nun Kinder, Kranke, Alte oder Behinderte.
Der Gottesdienst wird an jeder Strassenecke auf der Welt abgehalten - manchmal auch mit der Pistole in der einen und dem Gott in der andern Hand.
Er regiert durch universelle Verlustängste.
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Tätowierungen sind heute nicht nur bei Schauspielenden, Sportlerinnen oder Musikern verbreitet. Eine Umfrage hat ergeben, dass rund jeder vierte Erwachsene über 30 Jahre in der Schweiz mindestens eine Tätowierung hat, bei den unter 30-Jährigen gibt sogar jeder Zweite an, tätowiert zu sein. Menschen mit Tätowierungen scheinen im öffentlichen Raum nicht mehr aufzufallen.