Blogs
Sektenblog

«Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen»

Sektenblog

«Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen»

Wie schon viele Denker und Philosophen in früheren Zeiten war auch Napoleon ein Atheist.
19.03.2018, 15:5823.12.2019, 08:39
Hugo Stamm
Mehr «Blogs»

Viele Gläubige reagieren ungläubig, wenn ihr Gott oder ihre Heilslehre kritisiert oder in Frage gestellt werden. Egal, ob sie an Jesus als Sohn Gottes, an Allah, Krishna, Buddha oder sonst einen Religionsführer oder spirituellen Meister glauben. Es scheint, als mache für Strenggläubige ein Leben ohne religiösen Inhalt keinen Sinn.

Ihre heftigen Reaktionen auf Kritik nähren die Vermutung, dass skeptische Fragen für sie eine existenzielle Bedrohung darstellen. Oder einen Angriff auf ihren Glauben. Kritiker werden von ihnen gern auch als moralisch bedenklich eingestuft, weil sie glauben, dass nur der Glaube an einen Gott Menschen zu wertvollen und verantwortungsbewussten Wesen machen könne.

Fromme Christen beispielsweise sehen oft den Satan am Werk, wenn Skeptiker kritische Fragen stellen. Oder gar atheistische Positionen vertreten.

Atheist in 10 Minuten! Nicht gucken, wenn du gläubig bleiben willst.Video: YouTube/Peter Frahm Coaching

Diese heilige Empörung relativiert sich aber, wenn man die Statistiken zu Rate zieht. Die Zahl der Ungläubigen oder Konfessionslosen steigt nämlich kontinuierlich. In ein paar Jahrzehnten werden sie voraussichtlich die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen.

Religionskritik ist aber kein neues Phänomen, wie man oft vermutet. Schon Denker und Philosophen der Antike haben den Glauben an einen Gott oder Schöpfer angezweifelt, wie der Schweizer Schriftsteller Claude Cueni in seinem Buch «Die Bibel der Atheisten» zeigt. Darin listet er atheistische Zitate aus allen Epochen auf.

Das Resultat ist verblüffend: Schon die alten griechischen Philosophen fanden klare Worte zum Glauben an Gott. Eine kleine Auswahl zeigt, dass Atheismus und Agnostik kein Phänomen der aufgeklärten Zeitgenossen ist.

Stephen Hawking

Beginnen wir aus aktuellem Anlass mit dem in diesen Tagen verstorbenen Astrophysiker.

«Die Religion ist ein Märchen für diejenigen, die sich vor der Dunkelheit fürchten.»
Stephen Hawking

Lucretius

Noch härter formulierte es sogar der römische Dichter Lucretius (ca. 98 – 55 v. Chr.)

«Alle Religionen scheinen den Ignoranten göttlich, den Politikern nützlich und den Philosophen lächerlich.»

Al-Ma’arri

Der arabische Dichter Al-Ma’arri (973 – 1057) argumentiert mit der Intelligenz.

«In dieser Welt gibt es nur zwei Sorten Menschen – intelligente Menschen ohne Religion und religiöse Menschen ohne Intelligenz.»

Galileo Galilei

Beim Universalgelehrten Galileo Galilei (1564 – 1642) ist es eine Frage der Vernunft.

«Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.»
ZUM HINTERGRUND DER SDA VOM 7.7.1999 ZUM JAHRTAUSEND DER ENTDECKER UND EROBERER STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG --- Galileo Galilei in einer undatierten Darstellung. (KEYSTONE/Ar ...
Galileo Galilei konnte nicht an einen Gott glauben.Bild: keystone

David Hume

Der schottische Philosoph David Hume (1711 – 1776) argumentiert mit der Theodizee.

«Will Gott Böses verhindern, kann es aber nicht? Dann ist er impotent. Kann er es, aber will es nicht? Dann ist er bösartig.»

Denis Diderot

Der französische Schriftsteller Denis Diderot (1713 – 1784) formuliert seine Religionskritik martialisch.

«Der Mensch wird erst dann frei sein, wenn der letzte König mit den Gedärmen des letzten Priesters erdrosselt wird.»

Goethe

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) sieht die Wissenschaft bedroht.

«Der Glaube ist nicht der Anfang, sondern das Ende allen Wissens.»

Napoleon

Auch der französische Kaiser Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) war Atheist.

«Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen.»
Napoleon Bonaparte glaubte eher an Kriege denn an Gott.
Napoleon Bonaparte glaubte eher an Kriege denn an Gott.bild: wikicommons

Baudelaire

Der französische Schriftsteller Charles Baudelaire bringt die Machtfrage ins Spiel.

«Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.»

Wilhelm Busch

Auf humorvolle Weise – wie könnte es anders sein – formuliert es der deutsche Dichter Wilhelm Busch (1832 – 1882).

«Wer in Glaubensfragen den Verstand befragt, kriegt unchristliche Antworten.»
Sektenblog

Sartre

Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre (1905 – 1980) sieht das Ende der Götter kommen.

«Auch Götter sterben, wenn niemand mehr an sie glaubt.»
Der franzoesische Schriftsteller und Philosoph Jean-Paul Sartre sitzt an seinem Schreibtisch in Paris am 28. Nov. 1948. Sartre, die Leitfigur des Existenzialismus, starb vor 25 Jahren, am 15. April 19 ...
Der Existentialist Jean-Paul Sartre sieht das Ende der Götter kommen.Bild: keystone

Dalai Lama

Ebenfalls einen leicht religionskritischen, aber versöhnlichen Abschluss dieses Impulstextes liefert der Dalai Lama (geb. 1935).

«Ich glaube, dass die einzig wahre Religion darin besteht, ein gutes Herz zu haben.»
Dalai Lama.

Sektenblog

Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

Du kannst Hugo Stamm auf Facebook und auf Twitter folgen.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
328 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
der nörgler
17.03.2018 09:28registriert Januar 2014
Es gibt eine bestechende Statistik, die alle Diskussionen obsolet machen. Je säkularer eine Gesellschaft, umso höher die Lebenserwartung, umso tiefer die Kindersterblichkeit und umso fortschrittlicher in Sachen Egalität.
Da war die muslimische Welt dem Westen vor ein paar hundert Jahren weit voraus. Bis man die Religion über die Wissenschaft gestellt hat. Von da an gings nur noch bergab.
Und als Europa sich der Vernunft zugewandt hat gings bergauf. Mit Ausnahme mal der Impfgegner und Homöopathie-Anhänger...
20
Melden
Zum Kommentar
avatar
Walter Sahli
17.03.2018 10:04registriert März 2014
Pah, die haben doch alle keine Ahnung! Religion ist super! Seit ich glaube, dass alle Gänse und Enten, die wegen ihrer Leber leiden müssen, in ihrem früheren Leben Nazis waren (Totenkopf-SS mindestens!), habe ich überhaupt kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich Foie gras esse.
21
Melden
Zum Kommentar
avatar
Billy the Kid
17.03.2018 10:51registriert Februar 2016
Der neue Gott / alte Gott ist Mammon und hat alle anderen überlebt. Dass man ihm huldigen muss - scheint jedem Kind evident. Brave Bürger werden zu Bestien wenn sie diesem Gott opfern - täglich.
Die ganze Welt ist eingeteilt in diejenigen, die Mammon liebt und diejenigen, die er verstossen hat. Niemand entkommt seiner Rache - jeder muss sich unterordnen - ob nun Kinder, Kranke, Alte oder Behinderte.
Der Gottesdienst wird an jeder Strassenecke auf der Welt abgehalten - manchmal auch mit der Pistole in der einen und dem Gott in der andern Hand.
Er regiert durch universelle Verlustängste.
00
Melden
Zum Kommentar
328
Warum tätowiertes Servicepersonal als weniger seriös eingeschätzt wird
Heute sind Tätowierungen allgegenwärtig – sind sie damit auch salonfähig? Betriebsökonom Fabian Senglaub hat in seiner Bachelorarbeit untersucht, ob tätowiertes Servicepersonal in der Gastronomie anders wahrgenommen wird. Sein Experiment geht unter die Haut, mit überraschenden Ergebnissen.

Tätowierungen sind heute nicht nur bei Schauspielenden, Sportlerinnen oder Musikern verbreitet. Eine Umfrage hat ergeben, dass rund jeder vierte Erwachsene über 30 Jahre in der Schweiz mindestens eine Tätowierung hat, bei den unter 30-Jährigen gibt sogar jeder Zweite an, tätowiert zu sein. Menschen mit Tätowierungen scheinen im öffentlichen Raum nicht mehr aufzufallen.

Zur Story