Periodisch berichten wir hier auf watson über den Vormarsch des Elektroautos. Jüngst die aktuelle Verkaufshitparade, etwa:
Und wie bereits vor ein paar Monaten kann ich hier erneut lamentieren, was das für eine Ansammlung trister, spassbefreiter, reiz- und emotionsloser Plastikaggregate ist. Gewiss sind das allesamt gute Vehikel. Aber keine, die man ansieht und dabei denkt, «boah, so eins will ich». Nein, ich rede hier nicht davon, dass sie wie superexotische Hypercars oder dergleichen aussehen müssten. Ich rede von einem handlichen Alltagsgefährt ... das aber ein wenig Style hat? Bitte? Gerade mit der EV-Technik und deren Skateboard-Plattformen wäre dahingehend so viel möglich.
Jüngst hat Hyundai bewiesen, dass es auch anders ginge:
Und schon Anfangs Jahr hatte uns eine Firma aus dem Südkalifornischen Irvine begeistert, die mit einem genialen Retro-Coupé auftrumpft:
Der Alpha Motor Corporation ACE: Stilistisch irgendwo zwischen einem Alfa Romeo Giulia und japanischem Sportcoupé der frühen Siebziger – das Design ist genial. Nebst dem Standard-ACE gibt es noch eine Performance Edition und etwas namens Junior All-Terrain Crossover:
Dazu hier mehr:
Demnach wundert es mich nicht, dass dieselbe Firma erneut ein absolut hammercooles Auto vorgestellt hat: Ladies and Gentlemen, The Alpha WOLF.
Na? NA? Oh COME ON! Ich verspürte bisher kein Verlangen, mir einen Pickup-Truck zuzutun ... bis jetzt. Per sofort will ich einen. Und zwar diesen.
Und das Schöne ist: Hier haben wir es nicht mit einer EV-Version eines 4x4-Ungetüms zu tun wie beim neuen E-Hummer (und auch Rivian haut in dieselbe Kerbe), sondern mit einem Auto, das weiterhin in die Kompaktkategorie gehört. Ein Riesen-4x4 mit einer Zuglast von mehreren Tonnen? Für einen Förster vielleicht. Doch als Handwerker tut's auch etwas, wo man nicht hinaufklettern muss, um zur Ladefläche zu gelangen. Kleine Pickups japanischer Marken erschufen dieses Genre in den Sechzigerjahren; gewisse Modelle wie der Datsun 720, Toyota Hilux oder Subaru Brat (Bild unten) geniessen heute Kultstatus.
Und weshalb? Längst werden die Dinger ja nicht als Arbeitsaggregate gefahren. Sie geniessen Kultstatus, weil sie – da haben wir's doch wieder! – Spass machen. Instinktsicher weiss hier der Alpha Wolf zu punkten.
So, nun könnten wir hier die üblichen technischen Daten auflisten (Reichweite 400-440 km; es gibt das Teil mit Dual Motor Allradantrieb oder Single Motor Frontantrieb; 0-100km/h in 6,2 Sekunden; Rapid Charger etc. etc.), aber eigentlich sind die gar nicht so spannend. Niemand kauft dieses Auto, weil es 50 Kilometer mehr oder weniger Reichweite als ein anderes hat, sondern weil man es anschaut und sich dabei gut fühlt.
Ja, die Zuglast von 1360 kg nehmen wir gerne. Vor allem aber nehmen wir: Die Emotionen, die ein solches Ding auslöst.
Und letztere kommen vor allem in der Ausführung WOLF Plus nicht zu kurz:
Laut Broschüre von «den Wüstenfarben im Joshua-Tree-Nationalpark inspiriert», haben wir es hier mit einer burschikoseren, outdoorsigeren Version des ohnehin schon burschikosen und outdoorsigen Wolf zu tun.
Hier haben vier Personen Platz (auch wenn die Passagiere auf der Rückbank froh sind, wenn die Fahrt nicht allzu lange dauert), die Zuglast ist aufs Doppelte angewachsen, die Ladefläche lässt sich verlängern und mittels Solarpaneelen und Zeltanbauten lässt sich ein hübsches Wochenende in der Natur verbringen.
Die Preise sollen zwischen 33'000 und 42'000 Franken für den WOLF bzw. 37'000 und 44'000 für den WOLF Plus liegen. Nein, bisher haben wir keine Informationen über Produktionsstart und Auslieferungsdatum und dergleichen. Wer sich aber so ein Ding reservieren will (wohl hängt die Umsetzung des Projekts mitunter von der Anzahl Vorbestellungen ab), kann dies hier tun.
Nun, man kann's drehen und wenden wie man will: Für 99% aller Leute ist ein solcher Pickup ein extrem unpraktisches Auto. Nur zwei Personen finden darin Platz, etwa. Und alles, was in die Ladefläche kommt, liegt dort ungeschützt. Aberrrrr ... dies ist ein EV und hat deshalb einen frunk, einen Front-Kofferaum.
Und, das mit den zwei Personen ist nicht anders als bei jedem Sportauto, und dem begegnet man überall wie Sand am Meer (und sowieso sitzen in den meisten Autos genau alleine der Fahrer oder Fahrerin und sonst niemand – aber das ist ein anderes Thema). Ich würd's mir doch sehr, sehr überlegen (der Standard-Wolf einmal für mich, bitte!). Jedenfalls wäre der Autoalltag einiges erfreuter als in irgendeinem der aktuell beliebtesten EVs.