Es gibt drei Dinge in der Videospielwelt, mit denen ich nicht viel anfangen kann: Da wären die vielen Sportversoftungen à la «FIFA» (ich schaffe es nie auch nur ein Tor zu schiessen!), die vielen bunten Strategiespiele (das überfordert mich einfach und ich habe keine Geduld!) und die beliebten «Pokémon»-Spiele…
Wann ich das letzte Mal überhaupt ein «Pokémon»-Spiel in die Finger genommen habe, weiss ich ehrlich gesagt gar nicht mehr. Es wird wohl dieses «Pokémon Go» gewesen sein, das ich aber schnell wieder von meinem Smartphone gelöscht habe.
Doch dann geschah vor ein paar Tagen ein grosses Wunder: Ich ertappte mich dabei, wie ich viele Stunden mit «Let’s Go, Pikachu!» verbrachte. Ich konnte den Switch-Controller gar nicht mehr aus den Händen geben. Aber warum? Warum bin ich von diesem jüngsten «Pokémon»-Spiel so angetan?
Manchmal bin ich ein Grafikfetischist. Das bedeutet, dass mir die Optik manchmal wichtiger ist, als der Spielinhalt und ich schneller in ein Spiel hineinkomme, wenn es grafisch überzeugend ist. Nun ist das neue «Pokémon» wahrlich kein Grafikwunder, aber es hat diese unschuldige Niedlichkeit, die Nintendo so perfekt beherrscht, dass ich mich daran nicht satt sehen kann.
Dabei geht es gar nicht um die kleinen Monster, die man einsammeln und trainieren muss, sondern um die Welt Kanto, in der man herumwuseln darf. Sei es eine Stadt mit den kleinen Häusern und den lustig animierten Bewohnern oder ein dunkler Wald, der einlädt, dass man um die Bäume herumstreift. Alles ist mit ganz viel Liebe zum Detail animiert worden und es gibt einfach viel zu entdecken. Hier eine Tafel, da ein Grasbüschel, der sich bewegt und dort ein kleiner Pfad, der mich zu einem geheimen Bereich führt.
Ob gewollt oder nicht sei dahingestellt, aber die knuffige Optik erinnert mich sehr stark an den Game-Hit «The Legend of Zelda: A Link to the Past» auf dem Super NES...
Dann ist da dieses simple Spielprinzip, das den Jäger-und-Sammler-Instinkt direkt anspricht: Monster einfangen, sie trainieren und dann an den Wettkämpfen teilnehmen. Auch wenn es im späteren Spielverlauft immer etwas schwieriger wird, hat man schnell die ersten Erfolgserlebnisse und die Tasche mit den Monstern wird praller.
Auch wenn es ganz viele Funktionen gibt, die man erlernen und in der Welt allerhand anstellen kann, kommt man auch ohne diesen Schnickschnack vorerst weiter. Doch auch wenn man sich ab einem bestimmten Zeitpunkt mit der Materie noch tiefer beschäftigen muss, geht das alles leicht von der Hand. Stets wird einem ganz nett erklärt, was man tun sollte und bekommt diverse Hinweise. Somit können sich Nicht-Kenner als auch Profis dem Spiel hingeben, ohne dass viel Frust aufkommt.
Den Pokéball habe ich übrigens nie angefasst und auch sonst schüttelte ich nie einen Joy-Con. Mit Sicherheit wird diese Spielart noch mehr Tiefe und besondere Erlebnisse vermitteln, wenn man denn Lust auf Bewegungssteuerung hat. Ich habe aber dankend abgelehnt.
«Let's Go, Pikachu!» fühlt sich übrigens sehr, sehr vertraut an. Das kommt daher, weil man den Schauplatz eigentlich irgendwie schon kennt. Denn der neue Ableger wurde von der japanischen Game Boy-Version aus dem Jahr 1998 inspiriert. «Pokémon Gelbe Edition» war damals ein Riesenhit und mit dem verbinden viele Spielerinnen und Spieler mit Sicherheit ganz viele Erinnerungen. Auch bei mir flackerte das eine oder andere wieder auf. Auch wenn ich jenes Spiel nie lange in meinen Game Boy einlegte, hat es auch bei mir seine Spuren hinterlassen.
Was mir beim neuen «Pokémon» zudem besonders zusagt, ist der Umstand, dass Kollege Zufall draussen bleiben muss. Das bedeutet, dass es kaum Zufallskämpfe mehr gibt. Man wandert also nicht durch die hübsche Region und wird einfach so ohne Vorwarnung in einen Battle gezogen. Die Monsterchen sind meistens sichtbar und man kann sie auch mal umgehen. Da ich kein Fan von Zufallskämpfen bin, begrüsse ich das sehr.
Doch dann gibt es halt auch einige Dinge, die mich nerven: Da wäre zum Beispiel Pikachu. Am Anfang ist dieses gelbe Monster ja ganz niedlich und auch ich habe es regelmässig auf dem Touchscreen gekitzelt. Aber seine verbalen Ausbrüche und sein Aufmerksamkeitsdrang waren dann zu viel für meine Ohren. Somit habe ich es später gezielt unterlassen mit dem Ding zu interagieren oder es direkt anzusprechen.
Dann frage ich mich, warum mich diverse Bewohner und Passanten, von denen es eine ganze Klon-Armee in der Spielwelt zu geben scheint, einfach ohne zu fragen in einen Kampf hineinziehen, obwohl ich denen gar nichts getan habe.
Und warum wird eigentlich schon zu Beginn der Story knallhart gespoilert? Denn dort heisst es, man soll seinem Erzfeind aus der Schulzeit oder seinem ewigen Gegenspieler einen Namen verpassen. Doch wenn die Geschichte beginnt, ist noch alles in bester Ordnung und man würde nie vermuten, dass aus den Freunden einmal Feinde werden...
Fazit: Ich hatte und habe immer noch sehr viel Spass mit dem neuen «Pokémon» und bin selber erstaunt, wie viele Stunden ich als Nicht-Fan schon in dieses Spiel gesteckt habe. Dabei ist mir die erzählte Geschichte total egal. Ich erfreue mich viel mehr an der niedlichen Optik und dem simplen Spielprinzip, das von Stunde zu Stunde herausfordernder wird und mir stets das Gefühl von Fortschritt, Erfolg und Stärke vermittelt. Für mich ist das neue «Pokémon» schlicht eine Überraschung, mit der ich wirklich nicht gerechnet habe.
Das neue «Pokémon»-Game gibt es in zwei Monster-Versionen für die Nintendo Switch: «Pokémon: Let’s Go, Pikachu!» und «Pokémon: Let’s Go, Evoli!» Freigegeben ab 7 Jahren.
Spielt ihr auch das neue «Pokémon»-Game oder seid ihr noch mit «Red Dead Redemption 2» beschäftigt? Rein mit euren Geständnissen in die Kommentarspalte!