Europas grösster Autobauer Volkswagen will sich nach dem Abgas-Skandal grundlegend neu aufstellen und die Elektromobilität massiv ausbauen. VW plant in den nächsten zehn Jahren rund 30 neue Elektroauto-Modelle auf die Strasse zu bringen. Das Ziel: 2025 will man zwei bis drei Millionen Elektroautos verkaufen.
Weitere Schwerpunkte sind das autonome Fahren und neue Mobilitätsdienstleistungen. Die Deutschen wollen etwa ihre Technologie für selbstfahrende Autos lizenzieren, sprich anderen Autoherstellern zur Verfügung stellen. Die Deutschen gelten im Bereich autonomes Fahren als führend, wie die folgende Grafik zeigt.
Volkswagen solle für das «neue Zeitalter der Mobilität» umgebaut werden, sagte Konzernchef Matthias Müller am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie bis zum Jahr 2025. In den Umbau will VW in den nächsten neun Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag investieren.
Mit der neuen Strategie reagiert VW auch auf die fundamentalen Veränderungen in der Autobranche. Müller sprach von einem «epochalen Wandel». Der Wettbewerb werde schärfer. Neben den klassischen Autobauern drängten auch IT-Konzerne wie Google oder Apple ins Autogeschäft.
Bei den Mobilitätsdienstleistungen geht es etwa um mehr miteinander vernetzte Fahrzeuge, mehr individuelle Mobilität und mehr Geschäfte mit IT und Software. Erst vor kurzem war Volkswagen mit 267 Millionen Euro bei der Taxi-App Gett eingestiegen.
VW will ausserdem die Batterietechnologie als «neues Kompetenzfeld» erschliessen, wie Müller ankündigte. Mit Hochdruck wird auch eine eigene Fabrik für Batteriezellen geprüft. Bisher sind deutsche Autobauer bei Batteriezellen abhängig von Zulieferern vor allem aus Asien.
Mit Blick auf den Abgas-Skandal sagte Müller, die Bereitschaft für Veränderungen im Konzern sei deutlich gewachsen. VW hatte mit einer Software Abgastests bei Millionen von Dieselfahrzeugen manipuliert. Dies hat den Konzern in eine schwere Krise gestürzt.
Aus Sicht Müllers könnte schon in etwa zehn Jahren auf dem Weltmarkt jeder vierte Neuwagen rein batteriebetrieben sein und so ohne herkömmliche Verbrennungsmotoren auskommen. Müller kündigte an, die rein batteriebetriebenen Fahrzeuge des Konzerns sollen im Jahr 2025 «rund 20 bis 25 Prozent» vom dann erzielten Gesamtabsatz ausmachen.
Müller sagte aber zugleich, um den Umbau des Konzerns zu finanzieren, müsse Volkswagen profitabler werden. «Wir müssen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette, in allen Marken und Bereichen effizienter werden.» VW liege derzeit bei wesentlichen Kennzahlen zum Teil deutlich hinter den Besten der Branche.
VW bricht ausserdem mit dem bisherigen Ausbau seiner grossen Palette an Fahrzeugvariationen. «Die Gesamtzahl unserer heute rund 340 Modellvarianten werden wir reduzieren», sagte Müller. (oli/sda/dpa)