«You're fired!»: Wer sich mit Donald Trump einlässt, hat nur geringe Chancen auf eine weissbleibende Weste – auch wenn man sich dem Präsidenten gegenüber loyal verhält.Bild: Alex Brandon/AP/KEYSTONE
Verbraucht, verlacht, verlassen: Was mit denen passiert, die sich mit Trump einlassen
Donald Trumps Pressesprecher Sean Spicer könnte der nächste in einer langen Reihe von engen Vertrauten, Mitarbeitern und Beratern sein, welche der US-Präsident fallen gelassen hat. Wer sich mit Donald Trump einlässt, kommt nicht unbeschadet davon. Wir zeigen an fünf Beispielen, wie die Reputation von einstigen Verbündeten gelitten hat, obwohl sie sich Trump gegenüber loyal zeigten.
«Dirty trickster» Roger Stone im Trump Tower in New York.Bild: EPA/ABACA USA POOL
Langjähriger politischer Berater von Donald Trump Roger Stone diente bereits in der Administration von Richard Nixon. Danach war er für die Wahlkampagnen zahlreicher republikanischer Kandidaten, darunter Präsident George Bush, als Berater tätig. Stone erarbeitete sich einen Ruf als «dirty trickster», der vor moralisch fragwürdigen Wahlkampfmitteln nicht Halt macht.
Gefeuert am 8. August 2015
Grund der Entlassung: Persönliche Differenzen Trump erklärte nach der Entlassung seines politischen Beraters Roger Stone, er wolle keine Leute um sich, die «die Öffentlichkeit suchen, auf den Titelseiten von Zeitschriften erscheinen wollen und für sich selber arbeiten».
Reputationsschaden durch Trump auf einer Skala von 1 bis 10: 3 Roger Stones Reputation war bereits vor seinem Engagement für Trumps Kampagne nicht die beste. Nach Stones Entlassung behauptete Trump, er habe diesen gefeuert, während Stone darauf bestand, von sich aus gekündigt zu haben. Stone blieb der Trump-Kampagne weiterhin als informeller Ratgeber erhalten. Als Stone vor rund einem Monat im Fernsehen sagte, er telefoniere weiterhin regelmässig mit Trump, stempelte der Präsident diese Aussage via Twitter als «Fake News» ab.
The Roger Stone report on @CNN is false - Fake News. Have not spoken to Roger in a long time - had nothing to do with my decision.
Wahlkampfmanager von Donald Trump Trumps erster Wahlkampfmanager konnte bereits auf eine langjährige Karriere als Lobbyist und Kampagnenberater zurückblicken, als ihn Trump im Januar 2015 für ein Monatsgehalt von 20'000 Dollar anheuerte. Auf nationaler Ebene fehlte ihm allerdings die Erfahrung. Lewandowski hatte davor verschiedene republikanische Wahlkampagnen beraten und war als Lobbyist für die schwerreichen, konservativen Koch-Brüder tätig.
Gefeuert am 20. Juni 2016
Grund der Entlassung: Interner Machtkampf verloren Die Entlassung Lewandowskis soll auf Druck von führenden Vertretern des republikanischen Establishments erfolgt sein. Ausserdem lobbyierte Lewandowskis Nachfolger Paul Manafort für dessen Rauswurf.
Da machte er sich noch Hoffnungen auf einen Job im Weissen Haus
Kellyanne Conway (rechts) mit Corey Lewandowski kurz vor den Wahlen.
Reputationsschaden durch Trump auf einer Skala von 1 bis 10: 6 Lewandoswki zog ihm Wahlkampf immer wieder unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich, etwa als er eine Reporterin des Rechtsaussen-Newsportals Breitbar wegschubste. Dafür prüfte die Staatsanwaltschaft eine Anklage wegen Körperverletzung, die am Ende allerdings fallen gelassen wurde. Nach dem Wahlsieg Trumps machte sich Lewandowski Hoffnungen auf einen Job im Weissen Haus – er ging jedoch leer aus. Nach Trumps Amtsantritt gründete Lewandowksi mit Partnern eine Consulting-Firma. Sie wirbt bei potenziellen Kunden mit einem besonders direkten Draht ins Weisse Haus.
Carter Page
Russland-Experte Carter Page: Seine Mitarbeit in Trumps Kampagne wurde von einem Sprecher in Abrede gestellt.Bild: Pavel Golovkin/AP/KEYSTONE
Aussenpolitischer Berater von Donald Trump Nach seiner Dienstzeit in der US-Navy und einem Wirtschaftsstudium begann Carter Page als Investmentbanker bei Merril Lynch zu arbeiten – unter anderem in Moskau. Bald machte er sich selbständig und gründete zusammen mit einem Ex-Gazprom-Manager eine Investmentfirma. Daneben doktorierte Page und unterrichtete Studenten in Energie- und Sicherheitspolitik.
Gefeuert im September 2016
Grund der Entlassung: Russland-Kontakte Medienberichten zufolge soll sich Carter Page in Moskau mit hochrangigen Vertretern der russischen Ölindustrie und Vertrauten von Wladimir Putin getroffen haben – darunter auch Personen, die auf einer Sanktionsliste der USA stehen.
«Carter ist nicht autorisiert, mit Russland zu sprechen»
Reputationsschaden durch Trump auf einer Skala von 1 bis 10: 8 Der bis vor Kurzem weitgehend unbekannte Carter Page wurde aufgrund seiner Rolle als möglicher Agent Russlands innerhalb von Trumps Kampagne Ziel von Untersuchungen von FBI, CIA und NSA. Wie im Frühjahr 2017 bekannt wurde, begann das FBI kurz nach Pages Entlassung dessen Kommunikation zu überwachen. Trumps Kampagne begann sich sofort, von ihrem Ex-Berater zu distanzieren und behauptete, er sei nie für die Kampagne tätig gewesen. Trump sei nie von Page gebrieft worden oder mit diesem zusammengetroffen. Das steht im krassen Widerspruch zu einer früheren Äusserung Trumps aus dem Wahlkampf, wonach Page einer von fünf aussenpolitischen Beratern sei, mit denen er sich austausche. Auch Trump-Beraterin Kellyanne Conway spielte Pages Rolle gegenüber CNN herunter.
Shermichael Singleton
Wegen Kritik an Trump gefeuert: Shermichael Singleton.Bild: screenshot cnn
Chefbeamter im Ministerium für Wohnungsbau Der 26-jährige Singleton war ein «rising star» innerhalb der Republikanischen Partei – smart, gut gebildet, schwarz. Er hatte einen gut bezahlten Job bei einem konservativen Medienunternehmen und verfasste Gastbeiträge für renommierte Medien. Der von Trump zum Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung ernannte Ben Carson, ein Rivale Trumps in den republikanischen Vorwahlen, holte ihn am 23. Januar 2017 als engen Berater in sein Team.
Gefeuert am 15. Februar 2017
Grund der Entlassung: Kritik an Trump Während der Überprüfung («vetting») Singletons stiessen Trump-Berater auf einen Artikel des 26-Jährigen im Onlinemagazin The Hill. Singleton hatte in seinem Gastbeitrag im Oktober 2016 geschrieben, dass es die moralische Pflicht der Republikaner sei, sich gegen Trump zu erheben.
Reputationsschaden durch Trump auf einer Skala von 1 bis 10: 4 Nach seiner Entlassung nach bloss drei Wochen im Wohnbauministerium kam Singleton beruflich zwar rasch wieder auf die Beine und ist weiterhin als Autor, Kommentator und Berater unterwegs. Weil allerdings bekannt wurde, dass sich Singleton von seinem Artikel distanziert hatte und diesen gegenüber den Trump-Beratern bedauerte, um seinen Job zu behalten, kam auch er moralisch beschädigt aus der Affäre heraus.
Sean Spicer
Seine Tage hinter dem Podium könnten bald gezählt sein: Sean Spicer, Sprecher des Weissen Hauses.Bild: SHAWN THEW/EPA/KEYSTONE
Sprecher des Weissen Hauses Sean Spicer erledigte jahrelang einen relativ unauffälligen Job als Sprecher und Stratege für das Republican National Committee (RNC). Das änderte sich schlagartig, als er mit Donald Trumps Amtsantritt zum Sprecher des Weissen Hauses ernannt wurde. Die Anzahl Zuschauer bei Trumps Amtseinweihung, ein missglückter Vergleich zwischen Bashar al-Assad und Adolf Hitler, die Bedeutung des Wortes covfefe: Spicers Beziehung zur Presse (und zu den Fakten) war von Anfang an eine schwierige. Spicer hielt dabei immer seinem Chef die Stange und verteidigte auch offensichtlich faktenwidrige Aussagen des Präsidenten durch alle Böden hindurch.
Gefeuert am: Coming soon Im Weissen Haus mehren sich die Anzeichen, dass Spicer schon bald eine andere Aufgabe in der Kommunikationsabteilung erhalten soll. Berichten zufolge soll Donald Trump unzufrieden sein mit der Art und Weise, wie Spicer an den öffentlichen Pressekonferenzen auftritt.
Reputationsschaden durch Trump auf einer Skala von 1 bis 10: 10
Es fällt schwer, einzelne Gründe für den Reputationsverlust Spicers auszuwählen, da die Auswahl so gross ist. Es folgt eine kleine Auswahl.
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Die beliebtesten Kommentare
11lautin
22.06.2017 11:13registriert Dezember 2015
Wer sich mich Trump einlässt muss schon beschadet sein! 🤡🤡🤡
Österreich: FPÖ und ÖVP wollen Klima-Förderungen kürzen
Die rechte FPÖ und die konservative ÖVP wollen in Österreich Förderungen für Elektroautos, Solaranlagen und andere Umweltmassnahmen deutlich zurückschrauben. Die geplanten Kürzungen sind Teil des Konsolidierungsplans für den Staatshaushalt, den beide Parteien im Zuge ihrer Koalitionsgespräche vorstellten.