Leben
Hongkong

Exotisches Essen: Hong Kong und Schweiz im Vergleich

Was will ich denn in Hong Kong? Exotisches Essen gibt's auch in der Schweiz

Diese Fische werden nicht gegessen. Wirklich nicht.rio
Fremde Küche weckt Sehnsüchte. Dabei hätte auch die Schweiz einiges zu bieten. Der Versuch einer Gegenüberstellung.
24.02.2017, 10:4724.02.2017, 14:18
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Unterm Strich: 

In Hong Kong leben sieben Millionen Menschen. Da kann die Schweiz mithalten. Andererseits ist die Bevölkerungsdichte dort 30 Mal höher. Durchschnittlich 6429 Menschen drängeln sich auf einem Quadratkilometer. Und dieser Wert wird von ein, zwei spärlich besiedelten Inseln im Süden noch stark runtergezogen.
Altbauwohnungen mit hohen Decken und 4,5 Zimmern pro Person kann man da knicken. Privater Raum reduziert sich dadurch auf ein Minimum, was wiederum dem öffentlichen mehr Gewicht verleiht.  

Und da in Hong Kong gerne die Sonne scheint, strömt nach draussen, was strömen kann. Dies intensiviert automatisch den direkten persönlichen Austausch in der Bevölkerung. Korea, Taiwan, China, Japan, Indonesien, Philippinen, Vietnam, Indien ... alles dabei. 

Bild: JEROME FAVRE/EPA/KEYSTONE

Eine der wunderschönsten Nebeneffekte eines Schmelztiegels unterschiedlichster Kulturen ist in unbestrittener Weise der reichhaltige Fundus an Gerichten, Gewürzen und Zutaten, aus denen geschöpft werden kann. 

Eine Reise durch die Küchen Hong Kongs kann ganz angenehm zu Fuss vollzogen werden. Und traurig denkt man an die ewige Rösti und weichgekochte Zwiebeln, die einen zuhause wieder erwarten, wenn einem hier vor Augen geführt wird, wie kreativ, ausgewogen und unerhört nahrhaft, wie spannend gekocht werden kann. 

Aber ist es nicht eigentlich lediglich unserer eigenen Trägheit geschuldet, dass wir stets wieder bei Pizza, Spaghetti, Kartoffeln und Brokkoli enden?

Die Welt ist gross – die Schweiz auch

Das Lokal Din Tai Fung liegt bei Tripadvisor regelmässig unter den ersten paar Adressen für Dim Sum in Hong Kong. Und auch ein gewisser Herr Michelin hat dort schon einen Stern liegen lassen.

Dim Sum total.Bild: rio

Doch wer weiss denn schon, dass auch Graubünden mit seinen Capuns raffiniert Gewickeltes anbietet. In Mangold gewickelter Spätzleteig mit Kräutern und Salsiz. Passt!

An jeder Strassenecke warten in Hong Kong Stände, die schier bersten vor sorgfältig aufgespiessten Einzelportionen frischen Gemüses, Fischs und Fleisches. Auf dem Herd dahinter kocht seit Stunden eine würzige Bouillon, mit der deine Wunschauswahl übergossen wird und innert 30 Sekunden in deinen Händen duftet. 

Frischer geht nicht.rio

Genauso frisch wird es allerdings, wenn man sich mal wieder auf den Weg machen würde zu den Seen unseres Landes. Überall findet man dort kleine, feine Restaurants, die vor Ort gefangenen Fisch auf regionalem Gemüse anbieten. Different different but same.

Wer sich nächstens nach Fribourg verirrt, sollte ausserdem unbedingt Ausschau halten nach der traditionellen Bergsuppe aus Kartoffeln, Spinat und Teigwaren, aber auch Wildkräutern wie Brennnesseln, Rahm und Käse. Stillt den ärgsten Hunger. 

shutterstock

Dagegen wirkt Bibimbap aus Korea doch ziemlich schlicht. Gemüse und Reis. Das können wir doch auch.  

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Koreanisches Bibimbap.bild: rio


Cholera hat im Allgemeinen einen ganz furchtbaren Ruf. Wer sich aber schon mal im Wallis an einen gedeckten Tisch gesetzt hat, wird mit mir darin übereinstimmen, dass das in diesem Fall an gröbsten Rufmord grenzt. Die Gommer Cholera entstand zwar tatsächlich, als jene damals ausbrach und in der Not alle Reste verwertet werden mussten. Also quasi das Pendant zu heutiger «Alter Zwiebel mit Senf». Schmeckt allerdings Klassen besser, denn: Kartoffeln, Birnen, Muskat, Blätterteig, säuerliche Äpfel, rezenter Bergkäse und ein heisser Ofen sorgen für Begeisterung. 

Nichts anderes als aus nichts alles zu machen ist doch, wenn Krabben in Mehl frittiert, ein paar Schnecken dazugeworfen werden, etwas Seetang als Vitaminersatz und wässriges Bier, um die trägsten Bakterien abzutöten.

Kuchen klingt irgendwie besser. 

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rio

Die Briten haben in Hong Kong nicht immer offensichtliche, aber auf Dauer recht deutliche Spuren hinterlassen. An einem regnerischen Sonntagmorgen entkommt man den dunklen Gassen daher am besten und liebsten auf dem Peak mit gutem Kaffee und frischen Bagels. 

Hong Kong City Tour selfmade
Coffee with a view.bild: rio

Das Exotischste hierbei ist aber bloss die Atmosphäre drumherum.

In der Romandie gibt man sich mit dem saftigen Gâteau du Vully schon ein bisschen mehr Mühe. Crème, Butter, Zucker, Mehl und eine lange Tradition versüssen euch das verregnetste Murtener Wochenende. 

Runterspülen lassen sich diese Kalorien noch immer am besten mit Appenzeller Alpenbitter. Danach bewegt ihr euch zwar garantiert keinen Zentimeter mehr in irgendeine Richtung. Aber ihr sitzt aller Wahrscheinlichkeit nach auch irgendwo zwischen unseren ruhigen, grünen Hügeln mit einer mittleren Bevölkerungsdichte von 203 Persönchen.

Geniesst diesen Moment der Ruhe. 

Hungrig geworden?

Hier sind die Rezepte zum Nachkochen:

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Deverol
24.02.2017 11:12registriert Juli 2016
Eine technische Frage: Bin ich die einzige Person, die gut auf Parallax Scrolling verzichten könnte? War vor 5 Jahren, als es neu war, durchaus faszinierend, aber der Lesefluss wird dadurch komplett zerstört.
Zudem werden einem in diesem Artikel gewisse Gerichte derart riesig "aufgetischt", dass man eher zu viele (unappetitliche) Details sieht.
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