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Und nun zurück zum Artikel.
Wir leben in einer Zeit der Superlative. Die Schweiz und Österreich wollen beide den längsten Tunnel der Welt gebaut haben, wöchentlich liest man von den neusten und spektakulärsten Achterbahnen, der längsten Wasserrutsche oder dem höchstgelegenem Yogacenter für verwaiste Bergchinchillas.
«Die Grösse ist ein Ur-Motiv. Der Mensch ist fasziniert davon.»
Marc Ritter, Autor
Bringt man in einer solchen Zeit ein Buch mit dem Titel «Size matters» – die Grösse zählt – auf den Markt, erwarten die meisten Leute wohl eine Biografie über Rocco Siffredi oder ein Buch über die längsten Hotdogs der Welt. Doch die Autoren Marc Ritter und Tom Ising legen in ihrem Buch die Kategorie der Grösse neu aus.
Der Killerhai wird zum Mückenschiss
Sogar beim Selfiesmachen sterben mehr Leute als bei Haifisch-Attacken. 40 an der Zahl! bild: «Size matters»
«Selbst im Rekordjahr 2015, in dem das International
Shark Attack File 98 Haiattacken zählte, starben daran nur sechs Menschen.»
Marc Ritter
Mit vielen Illustrationen und wenig Text zeigt das Autorenpaar, wie es tatsächlich um die Dinge in der Welt steht. Zum Beispiel darf sich weder das spitzzahnige Krokodil, noch die giftige Schlange als «den grössten Killer» schimpfen. Mit einer halben Million Todesopfern pro Jahr lässt die Mücke ihre gefürchigen Mitstreiter mickrig ausschauen.
Das sichtbare Internet, das «Web», scheint zwar unendlich; verglichen mit der Grösse des unsichtbaren Teils des globalen Netzes, wirkt es wie eine einzelne Zwetschge auf einer monströsen Wähe. bild: «Size matters»
«Um die Grösse der Dinge zu erkennen, muss man sie in den richtigen Kontext betten.»
Marc Ritter
Das Sachbuch thematisiert denn auch abstraktere Grössen wie «Gefahr» oder «Angst». Hört man, dass der Terrorismus 32'685 Todesopfer im Jahr 2014 hervorbrachte, ist das Gefühl der Angst völlig nachvollziehbar. Setzt man diese Zahl jedoch mit anderen Gefahren in ein Verhältnis, geht die Terror-Bedrohung zwischen alltäglichen Wagnissen unter.
«Wir leben im postfaktischen Zeitalter. Da braucht jede Information einen ‹Wow›-Effekt. Und der ‹Aha›-Effekt geht dabei völlig unter.»
«Fakten sind lediglich dazu da, die Vernunft davon zu überzeugen, dass das Bauchgefühl schon richtig liegt», meint Ritter im Interview. In «Size matters» seien die Bilder dazu da, die Leser emotional abzuholen. Wobei der Begleittext und dessen Fakten, die auch der Bildkomposition zu Grunde liegen, einen «Aha»-Effekt erzeugen sollen.
«Die Projektion eines kugelförmigen Körpers wie der Erde auf eine zweidimensionale Karte sorgt dafür, dass äquatornahe Länder kleiner, polnahe grösser erscheinen. Afrika wirkt auf einer Karte immer kleiner als es ist.»
Der Begleittext aus «Size matters»
Wie gross Afrika eigentlich ist: All diese Länder haben darin Platz!
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Die beliebtesten Kommentare
Gummibär
09.03.2017 21:42registriert Dezember 2016
Dieser Beitrag hat mich dazu bewogen mir kurz die WHO Statistiken anzuschauen. Wir Menschen sind effizienter als die Mücke mit ihrer Uebertragung von Krankheitserregern.
Nikotin : 6 Millionen Tote
Alkohol : 2.5 Millionen Tote
Selbstmord : 1 Million
Ah wie ich solche Relativierungen mag, da sieht man wie klein und unbedeutend man ist, oder man kommt ins Träumen alles ändern zu können, nichts hat doch die Bedeutung welche wir den Dingen und Fakten zusprechen...
Morgen früh wieder so: Wann schieb ich endlich den PC etwas vor um besser dran zu kommen und warum ist dieser Einschaltknopf so klein...