Die Eishockeyspieler von Servette kürten sich 2023 zum Schweizer Meister. Bild: KEYSTONE
Das Sportjahr 2023 – diese 14 Momente sind uns in Erinnerung geblieben
Das Sportjahr 2023 ist bald Geschichte. Wir werfen einen Blick zurück und verraten euch, welche Ereignisse uns auf der Redaktion besonders gefreut, amüsiert, frustriert und bewegt haben. Von Weltrekorden bis zum SV Gamsen – das waren die denkwürdigsten Momente.
«Olympiasieger war er schon, Gesamtweltcupsieger auch – und in den französischen Alpen kürt sich Marco Odermatt am 12. Februar 2023 zum Abfahrts-Weltmeister. Auf dem Weg zur Siegerehrung feiert er nach dem Rennen schon einmal vor: tanzend und mit Hut in einer Berghütte beim Après-Ski. Als er abends mit der Goldmedaille um den Hals zum TV-Interview erscheint, tut Odi dies angesäuselt. Bis zum Riesenslalom ist Odermatt längst wieder zwäg, dort doppelt er mit seinem zweiten WM-Titel nach.»
Für mich war das bedeutendste Sportereignis im Jahr 2023 der Titelgewinn von Genf-Servette im Eishockey. Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Der erste ist die historische Bedeutung dieses Moments: Seit 1999 (Servette FC) hatte kein Westschweizer Verein mehr den Titel in den beiden Königssportarten der Schweiz – Fussball und Eishockey – gewonnen. 24 Jahre. Das ist eine Ewigkeit. Der Titelgewinn der Genfer zeigt, dass man auch auf dieser Seite der Saane manchmal schöne Dinge im Sport erreichen kann, und das ist eine ermutigende Botschaft.
Der zweite Grund ist ein persönlicher. Als Journalist ist es das erste Mal, dass ich über einen Meistertitel berichten kann. Bei fast allen Spielen des Finales gegen Biel so nah dabei zu sein, die Spieler zu interviewen und bei der Übergabe der Trophäe auf dem Eis zu stehen, war eine tolle Erfahrung.
Eine der skurrilsten Szenen spielt sich Anfang Mai im Basler St. Jakob-Park ab. Beim Klassiker zwischen dem FCB und dem FC Zürich kommt es zu einer äusserst hitzigen Schlussphase. Taulant Xhaka verliert die Nerven und lässt sich gleich zu zwei Tätlichkeiten hinreissen. Der Basler Captain fliegt aber nicht mit Rot vom Platz, sondern nur mit Gelb-Rot. Bis sich der VAR meldet und Schiedsrichter Alessandro Dudic die Szene noch einmal anschaut.
Daraufhin beordert er Xhaka zurück aufs Feld – aber nicht, um wieder ins Spiel einzugreifen, wie der hofft, sondern um die zweite Verwarnung zurückzunehmen und ihm direkt Rot zu zeigen. Xhaka kann es nicht fassen und verschwindet entgeistert wieder in den Katakomben.
Adrian Bürgler
Xhaka verliert die Nerven.Video: SRF
Katzenjammer in Dortmund
«Es war alles gerichtet: Der FC Bayern würde nach zehn langen Jahren endlich entthront. Die Karriere von Dortmund-Legende Marco Reus gekrönt. Und Jude Bellingham den BVB-Fans ein grosses Abschiedsgeschenk machen. Nur es kam anders – und so versanken über eine halbe Million Menschen in Dortmund im Tränental.»
Niklas Helbling
Dortmund scheitert kurz vor der Ziellinie. Video: SRF
«Der Abstieg des FC Sion … Als ob ein Abstieg nicht schon hart genug ist, aber gegen Lausanne-Ouchy? Der Traditionsverein steigt ab gegen Lausanne-Ouchy, was für eine Tragödie. Einziger Wermutstropfen: Bestimmt hat sich immerhin auch CC über den Abstieg genervt, ob er etwas daraus lernt, ist dann etwas anderes.»
Sergio Minnig
Sion wird zweitklassig.Video: SRF
Fussball-Romantik an der Bergdorfmeisterschaft
«Und wenn es in der Heimat der FC Sion nicht macht, dann immerhin der SV Gamsen. Die Kollegen haben in der Bergdorfmeisterschaft den Cup geholt. Wer das jetzt für kleine News hält, der täuscht sich. Denn bei solchen Anlässen wird noch wahre Fussball-Romantik gelebt. Fussballplätze umgeben von den schönsten Bergen der Alpen, bezahlbares Bier in Mengen und Fussballspieler:innen, die noch aus Liebe zum Fussball auf dem Platz stehen – das gekrönt mit dem Sieg ist schwer zu übertreffen.»
Sergio Minnig
Die Choreografie der Berdorfmeister.Bild: zvg
Ein Abschied für immer
«Zurück bleibt die Frage nach dem Warum. Wie immer, wenn ein junger Mensch jäh aus dem Leben gerissen wird. Gino Mäder stürzt am 15. Juni 2023 bei der Abfahrt vom Albulapass, er verliert den Kampf ums Überleben am Tag danach im Spital. Die Anteilnahme am Schicksal von Mäders Familie ist ebenso gross wie der Schock. Der Unfall ruft in Erinnerung, wie schmal der Grat zwischen Erfolg und Tragödie sein kann.»
«Schon vor der Partie in der Stadt und dann im Stadion war die Stimmung beim Conference-League-Halbfinal zwischen dem FC Basel und Fiorentina überragend, die Choreo durchs gesamte Stadion fantastisch. Dazu bot sich ein dramatisches Spiel, das leider mit dem Ausscheiden endete. Es war ein bittersüsses Ende für eine tolle Europacup-Saison des FCB.»
«Das French Open bleibt mir in Erinnerung, jedoch nicht so positiv wie in anderen Jahren. Im Gegenteil, ich fand diese Ausgabe enttäuschend, ja sogar langweilig: Carlos Alcaraz, der mit Leichtigkeit ein Spiel nach dem anderen gewann (nur ein Satzverlust bis zum Halbfinale) und den man schon den Pokal in die Höhe stemmen sah, brach schliesslich gegen Djokovic wegen Krämpfen oder Stress oder was auch immer ein. Das Finale war noch schlimmer anzusehen: Der Serbe gewann in drei Sätzen gegen einen Casper Ruud, der wie gelähmt schien. Ein Spiel, das eines Grand-Slam-Finales unwürdig war.
Das Ereignis hat bei mir dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weil Nadals Abwesenheit wie ein Schatten über dem Turnier schwebte. Zum ersten Mal seit seiner ersten Teilnahme im Jahr 2005 und seinem ersten Sieg auf Pariser Sand (wir erinnern uns noch an das denkwürdige Halbfinale an seinem 19. Geburtstag gegen einen gewissen Roger Federer) war Rafa, der Hausherr, nicht anwesend. Es war wie ein Vorgeschmack auf die Zukunft: Eines Tages wird Nadal nicht mehr in Roland-Garros spielen. Wir müssen das Turnier 2024, seine letztes, geniessen. Hoffen wir, dass es alle Erwartungen erfüllen wird.»
«Es war schön zu sehen, wie sich Menschen weltweit für die Fussball-WM der Frauen interessiert haben. Das Niveau war top! Die Stimmung ebenso. Mir hat es sehr gut gefallen.»
Aya Baalbaki
Die Highlights des Finalspiels zwischen Spanien und England.Video: YouTube/SRF Sport
Dass die Lionesses an der WM so erfolgreich waren – 💪💪Dass die Lionesses an der WM nur Zweite wurden – 😭😭
«Mein Highlight war ganz klar, Janja Garnbret live an der Kletter-WM in Bern zu sehen. Die hat sich einfach locker-flockig die Wand raufgehangelt. Auch habe ich sehr gerne die Fussball-WM der Frauen geschaut.»
Corina Mühle
Video: watson
Eine missratene Amtszeit
«Die Amtszeit von Nationaltrainerin Inka Grings ist mehr als nur missglückt. Die ganze WM-Vorbereitung schliesst das Team ohne Sieg ab. An der WM klappt es dann endlich – ein 2:0 gegen die Philippinen, das am Ende auch die Achtelfinalqualifikation ermöglicht. Dort gehen die Schweizerinnen mit 1:5 gegen die späteren Weltmeisterinnen aus Spanien unter. Später ist auch die Nations-League-Kampagne unter Grings eine Katastrophe: 3 Spiele, 0 Punkte, 1:13 Tore. Als die Deutsche dann auch noch in einen Untreue-Skandal verwickelt ist, zieht der Schweizerische Fussballverband die Reissleine und trennt sich von Grings.»
«Leichtathletik-Meetings gehörten schon immer zu den Sportveranstaltungen, die ich am Fernsehen am liebsten mitverfolge – dieses ‹so weit wie möglich›, ‹so hoch wie möglich› und ‹so schnell wie möglich› hat etwas Archaisches, etwas Simples und dennoch Fesselndes. Mit Armand Duplantis hat die Leichtathletik – oder genauer das Stabhochspringen – einen neuen Helden gefunden, der das ‹so hoch wie möglich› perfektioniert hat, einer, der immer wieder seine eigenen Rekorde bricht. Am 17. September in Eugene war es mal wieder so weit: Der Schwede stellte mit 6 Metern und 23 Zentimetern einen neuen Weltrekord auf. Das Faszinierende an diesem Mann ist, dass er – obwohl er schon lange der Beste ist – noch lange nicht genug hat.»
«Im Marathonlauf gab es dieses Jahr bei den Frauen und Männern wahre Fabel-Weltrekorde. In Berlin verbesserte die Äthiopierin Tigist Assefa am 24. September die bisherige Bestmarke von Brigid Kosgei um mehr als zwei Minuten. Zwei Wochen später verpasste der Kenianer Kelvin Kiptum in Chicago die ‹magische› 2-Stunden-Marke mit 2:00:35 nur ganz knapp. Unterboten hatte sie bisher einzig sein Landsmann Eliud Kipchoge vor vier Jahren in Wien, unter absoluten ‹Labor-Bedingungen›. Möglich wurde diese Rekordjagd dank neuen ‹Wunderschuhen›, die nach einmaligem Gebrauch im Abfall landen. Man kann das toll finden. Oder einfach fragwürdig.»
Peter Blunschi
Kelvin Kiptum kommt der Zwei-Stunden-Marke ganz nah.Video: YouTube/SPORT BILD
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Shiffrin wird bald 100 – wer hat alles 25 Weltcup-Rennen oder mehr gewonnen?
Hey, heute gibt es im Quizzticle einen Gratispunkt! Denn weil Skirennfahrerin Mikaela Shiffrin vielleicht noch an diesem Wochenende ihr 100. Weltcup-Rennen gewinnt, suchen wir die erfolgreichsten Athletinnen und Athleten der Geschichte. Und Shiffrin ist natürlich dabei.
Noch ist sie nicht ganz hundert. Aber womöglich schon sehr bald. Mikaela Shiffrin fehlt noch ein Sieg, um als erster Mensch 100 Rennen im alpinen Ski-Weltcup zu gewinnen. Und den gibt es immerhin schon seit 1967.