Kooperatives Bauspiel von Oliver Richtberg für 1 bis 4 Spieler ab 8 Jahren. Spieldauer: etwa 45 Minuten. Verlag: Zoch. Preis: etwa 45 Franken.
Die Spieler versuchen gemeinsam, einen alten, unförmigen Tempelturm wieder aufzubauen.
Säulen gemäss Bauplankarten in einem Bauwerk verbauen und hoffen, dass der Turm nicht vorzeitig zusammenkracht.
Dreidimensionaler Aufbau. Materialfülle. Bunte Säulen aus Holz.
Alle, die ein ruhiges Händchen haben und im Team etwas aufbauen wollen, das allerdings nicht nachhaltig ist.
Dieser Architekt hatte mit Sicherheit einen Fensterplatz, als in der Migros-Klubschule Symmetrien und gerade Baulinien durchgenommen wurden: Auf den ersten Blick sieht das Spiel «Menara» extrem nach «Villa Paletti» aus, dem Spiel des Jahres 2002.
Genau wie damals gibt es Säulen und Zwischenböden, mit denen ein Bauwerk errichtet werden muss. Die Plattformen sind allerdings nicht mehr aus Holz, sondern aus Karton, und auch ziemlich merkwürdig geformt. Und während die Spieler bei «Villa Paletti» gegeneinander antraten und Bauteile wie bei «Jenga» entfernen mussten, ist «Menara» eine konstruktive Teambildungsmassnahme. Die Gruppe muss zusammen einen verwinkelten Turm bauen, der eine bestimmte Höhe erreichen soll.
Das Wort «Menara» ist malaysisch und heisst «Turm». Die Hintergrundgeschichte ist aber eher schwachsinnig: Als Forscher sollen wir in einer grünen Höhle Fragmente eines tausende Jahre alten Bauwerks gefunden haben und wollen es nun wieder aufbauen. Dazu sind praktischerweise auch noch die alten Pläne wieder aufgetaucht.
Jeder Spieler darf sich für den Bau nur aus einem eigenen Säulenvorrat bedienen, der sich immer wieder verändert. Auf den Tempelböden sind farbige Kreise markiert, auf welche nur gleichfarbige Säulen gestellt werden dürfen. Eine zufällig gezogene Bauplankarte gibt jeweils vor, wie viele Säulen ein Spieler verbauen muss.
Falls ein Spieler ein Risiko eingehen will, kann er auch Bauplankarten von schwierigeren Stapeln ziehen, die zum Beispiel befehlen, dass man Säulen auf verschiedenen Ebenen versetzen oder ganze Etagen mit darauf stehenden Säulen herumschieben soll. Schafft ein Spieler die gestellte Aufgabe in seinem Zug nicht, wird das Endziel schwieriger. Um das Spiel zu gewinnen, muss die Gruppe dann den Turm insgesamt eine Etage höher bauen.
Es ist schon ziemlich unterhaltend, wie sich der Turm langsam in alle Richtungen ausbreitet und aufbaut und alle den Atem anhalten, wenn ein Mitspieler eine besonders brenzlige Situation zu meistern hat. Weil jeder Spieler andere Säulenfarben zur Verfügung hat, sind Absprachen und gute Planung wichtig. Bauen muss dann allerdings trotzdem jeder selber.
Der Glücksfaktor, dass die neuen Säulen zufällig aus einem (leider etwas zu eng genähten) Säckchen gezogen werden, kann die Schwierigkeit der Aufgabe von Partie zu Partie aber leider massiv verändern; von bubi-einfach bis völlig unmöglich. Ambitionierte Spieler stören sich mit der Zeit etwas an diesem unbeeinflussbaren Umstand.
Etwas gewöhnungsbedürftig mutet auch die Endbedingung an, dass die Partie zu Ende ist, sobald der Turm einstürzt, man aber auch mit einem teileingestürzten Turm gewinnen kann, falls die angepeilte Höhe noch stimmt. Dadurch kann man absichtlich Teile des Tempels vorzeitig einstürzen lassen, wodurch eine Partie, je nach taktischem und statischem Geschick, auch ziemlich schnell und simpel gewonnen werden kann. Alles in allem ist «Menara» solides, analoges Home-Entertainment für die ganze Familie.
Ja, es ist sogar alleine spielbar, sowohl gemäss den üblichen Spielregeln als natürlich auch als freie Fingerübung. Je weniger Leute mitspielen, desto schwieriger wird die Aufgabe allerdings, da die Auswahl an gesamthaft für die Gruppe zum Bauen verfügbarer Säulen für die Spieler eingeschränkter wird.