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5 Brettspiele zum Thema Wikinger, Trolle und Skandinavien

De Ohrfiige na

5 Spiele voller Wikinger und Trolle für alle Skandinavien-Fans

Nicht nur in TV-Serien und als Reisedestination ist Skandinavien voll im Trend. Auch bei Brettspielen überrascht die Zahl an entsprechenden Titeln. Diese widmen sich vor allem der nordischen Geschichte und Sagenwelt.
03.03.2019, 17:4604.03.2019, 04:28
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Wer gerne Brettspiele spielt, rein zufälligerweise ein Fan der nordischen Mytholgie ist und die Seefahrten der Wikinger krass findet, hat schon längst keinen Grund mehr, herumzuheulen. Bei Odin und Ägir, das Thema scheint nämlich voll im Trend zu sein. Gerade in den letzten Jahren hatte ich den Eindruck, dass der Markt mit Spielen zu diesem Thema ziemlich geflutet worden ist. Fünf Beispiele habe ich aus dem Regal gekramt:

«Raids»

Schachtel Raids
Bild: iello

«Raids» ist eine Neuheit vom letzten Jahr und im Moment eines meiner persönlichen Lieblingsspiele. Nicht nur, weil es sehr einfache Regeln und eine relativ kurze Spieldauer mit einem doch ungewöhnlichen und interessanten Ablauf bietet. Nein, natürlich auch, weil man dabei so herrlich gemein zu den Mitspielern sein kann und die Interaktion hauptsächlich von Risikobereitschaft und praktischer Anwendung von Tiefenpsychologie geprägt wird.

Wie das Titelbild schon vermuten lässt, darf man in diesem Spiel überhaupt nicht weinerlich sein. Die Taktik ist tiefgründig, hat ziemlich listige Komponenten und erfordert die Fähigkeit zum Vorausplanen. Spielt man seine Anfänger-Partie gegen Leute, die das Spiel schon kennen, schifft man normalerweise völlig ab. Hinzu kommt, dass die Ausstattung top ist, unter anderem klimpernde Metallmünzen und sehr originell geformte Wikinger-Holzfiguren einschliesst.

iello raids
Bild: iello

Mit ihren Langschiffen unternehmen die Spieler in vier Spielrunden vier Schiffs-Rundreisen, bei denen sie sich überlegen müssen, wo genau sie jeweils anlanden wollen, um Dörfer zu plündern, Handel zu treiben, Runen zu sammeln oder Ungeheuer zu bekämpfen. Dadurch sammeln sie Belohnungen und Siegpunkte in verschiedenen Kategorien.

Anlanden ist aber immer ein Hoch-Risiko. Der Ertrag ist noch nicht sicher, weil nachfolgende Spieler immer auch noch an die selbe Stelle hinzu kommen und dann im direkten Vergleich Mann gegen Mann, Ratte gegen Ratte, um die Belohnung gestritten wird.

Raids Brettspiel
Die hübschen Figuren.Bild: Iello

So muss jeder ständig auf der Hut sein und sich überlegen, was die Mitspieler wohl im Schilde führen, wo sich ein Stopp lohnen könnte und wo das Risiko einfach zu hoch ist, Ressourcen einzubüssen. Für sensible Gemüter, die direkten Konfrontationen lieber aus dem Weg gehen, ist das natürlich nichts. In unzähligen Spielen hat sich auch gezeigt, dass die Siegpunkte-Vergaben clever ausbalanciert sind und durchaus verschiedene Strategien zum Sieg führen können.

Von Brett J. Gilbert und Matthew Dunstan für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren; ca. 40 min; Verlag: iello; ca. 70 Franken

«Jórvík»

Jórvík
Bild: Pegasus Spiele

«Jórvík» ist eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage eines Spiels von Stefan Feld, das 2010 schon unter dem Namen «Speicherstadt» veröffentlicht worden war. Der Schauplatz der Rangelei wurde dafür von Hamburg ins von Wikingern besetze Britannien, dem heutigen York, verlegt. Dort treiben die Seefahrer eigentlich relativ friedlichen Handel.

«Jórvík» ist ein Optimierungsspiel mit stets zu knappen Ressourcen, eine Mischung aus Kartensammeln und Wirtschaftsspiel um Angebot und Nachfrage von Waren und Dienstleistungen. Allerdings greifen zwischendurch auch immer Mal wieder die mühsamen Pikten den Handelsplatz an, stören den Masterplan und müssen vertrieben werden. Die gesammelten Karten lassen sich zum Schluss auf verschiedenste Weise zu Siegpunkten kombinieren.

Jorvik Spielsituation
Bild: Pegasus

Der Basismechanismus ist einfach, aber trickreich: In jeder Runde liegen Karten in einer offenen Auslage aus. Die Spieler müssen nun reihum jeweils eine ihrer Figürchen an die entsprechenden Reihen der Auslage legen. Wer zuvorderst an einer Reihe legt, hat das Vorkaufsrecht, kommen weitere Figürchen in die Reihe hinzu, verteuert das die Karte aber. Erst wenn alle Figürchen gesetzt wurden, muss sich der vorderste Spieler entscheiden, ob er die Karte kaufen will oder kann. Denn Geld ist wie üblich knapp. Nimmt er die Karte nicht, darf der Spieler mit dem Figürchen auf dem zweiten Platz entscheiden und so weiter.

Daraus ergibt sich ein sehr spannender Wettstreit um Ressourcen und Einflussmöglichkeiten. Für mich ist es eines der besten, weil auch elegantesten und am wenigsten verzettelten Spiele von Stefan Feld.

Von Stefan Feld für 2 bis 5 Spieler ab 10 Jahren; 45 bis 75 min; Verlag: Pegasus; ca. 50 Franken.

«Blood Rage»

Blood Rage
Bild: Asmodee

Wikinger zu sein, bot einen ziemlich coolen Bonus: Das Schicksal war nämlich nie aussichtslos, selbst wenn das Schlimmste, der Weltuntergang in Form von «Ragnarök» drohte, wie die Völuspá in der nordischen Mythologie den letzten Kampf zwischen Göttern und Riesen prophezeit. Die bärtigen Krieger konnten sich immer mit einer finalen tapferen Tat ein Billet für einen Platz in den sagenumwobenen Rumeshallen von Walhall, der «Wohnung der Gefallenen» sichern, um sich dort für den Rest der Ewigkeit mit Met volllaufen zu lassen. Im Spiel «Blood Rage» müssen sich die Helden dafür aber vorher in der Botanik rund um den Lebensbaum Yggdrasil um die Wette prügeln. Wobei das aber auf dem Spielbrett dann doch weniger martialisch abläuft, als es hier klingen mag.

Blood Rage
Bild: Asmodee

Das nicht ganz preisgünstige Spiel beeindruckt auch durch seine Ausstattung und phantastisch gestaltete Miniaturen. Vordergründig geht es darum, auf einer Karte Gebiete zu besetzen und dadurch Siegpunkte zu sammeln. Jeder Wikinger-Clan hat einen Anführer, ein Schiff und bis zu acht Krieger. Deren Fähigkeiten können im Verlauf der Partie durch Upgrades verändert und verbessert werden. Zusätzlich kann man auch noch beeindruckende Sagengestalten wie Trolle oder Seeungeheuer als Söldner anwerben. Die Kämpfe und auch sonst alles Wesentliche werden nicht – wie in solchen Spielen oft üblich – durch Würfeln entschieden, sondern mittels des taktischen Einsatzes von Karten, die durch einen Draft-Mechanismus ins Spiel kommen.

Blood Rage
Wunderschöne Figuren.Bild: Asmodee

Zum Sieg können vielfältige Wege führen. Wie bei Spielen des Kanadiers Eric M. Lang üblich, ist aber nicht alles so extrem ausbalanciert wie in mechanistischen europäischen «Eurogames». Es gibt unglaublich absurde Combos. Und witzig ist, dass man «Blood Rage» sogar gewinnen kann, indem man Kämpfe absichtlich verliert und tonnenweise Helden nach Walhall schickt, wo sie viele Ruhmespunkte einbringen. Das ist vielschichtige Unterhaltung nach einem tiefgründigen Drehbuch.

Von Eric M. Lang für 2 bis 4 Spieler ab 14 Jahren; ca. 60 bis 120 min; Verlag: Cool Mini or Not/Asmodee; ca. 100 Franken.

Was ist draften? Was sind «Eurogames»? Mehr dazu hier:

«Halle der Helden»

Cover: Halle der Helden
Bild: Schwerkraft

Vorsicht. Dies ist kein eigenständiges Spiel. «Halle der Helden» und «Felder des Ruhms» sind zwei Erweiterungen zum Taktik-Spiel «Räuber der Nordsee», das 2017 zum «Kennerspiel des Jahres» nominiert war und ich hier schon einmal ausführlich vorgestellt habe. Also, zum Mitschreiben und dick rot unterstreichen:

«Halle der Helden» kann man nur mit dem Grundspiel «Räuber der Nordsee» zusammen spielen.

Die Spieler verkörpern weiterhin Wikinger-Clans und stellen aus rauhbeinigen Bewerbern Schiffsbesatzungen zusammen, mit denen Siedlungen und Klöster geplündert werden sollen. Mit der Erweiterung «Halle der Helden» kann man das Spiel einerseits nun auch mit fünf Spielern spielen, andererseits kommen neue Features hinzu, die eine Partie tatsächlich auch noch interessanter machen.

Der Ablauf des Spiels, das «Worker-Placement»-System bleibt natürlich: Die Spieler platzieren Figuren auf Feldern des Spielplans und dürfen je nach Feld unterschiedliche Aktionen ausführen. Dabei gibt es zwei Besonderheiten: Nicht nur das Hinstellen, sondern auch das Wegnehmen von Figuren löst Aktionen aus. Und nicht alle Figuren können auf alle Felder gestellt werden. Um lukrativere Aktionen auslösen zu können, muss man erst Figuren mit höheren Leveln «freischalten».

Halle der Helden
Bild: Schwerkraft

«Halle der Helden» bringt für eine Erweiterung sehr viel neues Material mit, darunter auch Bier. Denn die neue Festhalle lockt auch einen neuen sauffreudigen Typ von Wikingern an. Beim Hinzufügen von Besatzungsmitgliedern hat man nun eine grössere taktische Auswahlmöglichkeit und nach erfolgreichen Plünderungen erteilen die Häuptlinge zudem spezielle Aufträge. Für Leute, die das Grundspiel eh mögen, ist diese Erweiterung sehr empfehlenswert. Auch die zweite Erweiterung «Felder des Ruhms» hat uns übrigens gefallen.

Erweiterung zum Brettspiel «Räuber der Nordsee» von Shem Phillips für 2 bis 5 Spieler ab 14 Jahren; ca. 60 bis 90 min; Verlag: Schwerkraft, ca. 50 Franken.

«Trollfjord»

Trollfjord
bild: zoch

«Trollfjord» ist im wahrsten Sinne des Wortes ein echt behämmertes Spiel und auch das einzige in unserer kleinen Aufstellung, das tatsächlich von echten Skandinaviern entwickelt wurde. Dem Spiel liegt ein kleiner Holzhammer bei, und ja, man muss damit tatsächlich dauernd physisch und real hämmern; nämlich an einen dreidimensionalen Holzturm. In dessen Stockwerken liegen Würfelchen in verschiedenen Farben herum. Durch das Hämmern an den Turm kommen einige von ihnen unten heraus - oder eben auch nicht.

Zuerst muss man aber auf einem Spielplan mit seinen Figuren die richtigen Gebiete besetzen, dass man überhaupt hämmern darf oder vom Hämmern eines anderen Spielers mitprofitieren kann. Hämmern tut man, um damit Schätze für möglichst viele Siegpunkte zu ergattern. Das ist aber jedes Mal mit einem Risiko verbunden. Die Zahl der Einheiten auf dem Brett gibt vor, wie viele Hammerschläge man zur Verfügung hat. Zudem sollte man immer auch rechtzeitig mit Hämmern aufhören, denn falls zu viele Würfelchen aus dem Turm purzeln, hat dies negative Effekte.

Trollfjord Spielsituation
Bild: Zoch

Das klingt zwar alles wahnsinnig originell, «Trollfjord» ist letztlich aber eine ziemliche Enttäuschung. Eigentlich ist es nur ein Gag, um den herum ein Spiel konstruiert wurde. Eine Partie dauert viel, viel, viel, viel zu laaaaaaange, und was dabei passiert ist eigentlich ziemlich banal und sehr repetitiv. Das Hämmern an den Turm ersetzt im Grunde genommen ja nur den Zufallsfaktor eines Würfels.

Vom Anspruch her wäre «Trollfjord» eigentlich ein Familienspiel und eher simpel. Durch die ellenlange und unglaublich kompliziert geschriebene Anleitung verliert es aber seine Leichtigkeit völlig. Hinzu kommt dann auch noch, dass das Spiel einen ziemlichen Lärm verursacht und diese Akustik mit der Zeit einfach nur nervt.

Von Eilif Svensson und Kristian A. Østby für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren; ca. 60 min. Verlag: Zoch; ca. 40 Franken.

Tom Felber …
... war Vorsitzender der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Hier stellt er regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vor.
Bild
bild: zvg
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