Der Preis «Spiel des Jahres» hat für die Spielebranche eine sehr grosse Bedeutung. Einige der vergangenen Preisträger sind heute berühmte Spiele-Klassiker, die den Spielemarkt entscheidend mitgeprägt haben. Hier sind zehn ehemalige «Spiel des Jahres», die du unbedingt einmal ausprobieren solltest.
Alles begann mit dem Wettlauf-Spiel «Hase und Igel» von David Parlett. Es war 1979 das erste «Spiel des Jahres» überhaupt. Originellerweise wurde es sogar zweimal gewählt: Ein erstes Mal schon 1978, aber die damals neu konstituierte Kritiker-Jury schaffte es nicht, in jenem Jahr noch eine Preisverleihung zu organisieren. Deshalb erfolgte 1979 dann einfach noch einmal eine Wahl.
Speziell am Spiel war damals, dass sich die Spielsteine nicht mit Würfeln, sondern mit Werten, die auf Spielkarten aufgedruckt sind, fortbewegen, was heute – auch dank Spielen wie «Dog» – ja relativ normal geworden ist. «Hase und Igel» ist derzeit leider vergriffen. Wer es unbedingt haben will, muss sich mit einem Gebrauchtangebot aus dem Internet begnügen. Der Ravensburger-Verlag wird aber schon demnächst eine Neuauflage herausbringen.
Wettlaufspiel von David Parlett für 2 bis 6 Spieler ab 8 Jahren; ca. 60 Minuten; Ravensburger; im Moment vergriffen.
Dies ist klar das erfolgreichste «Spiel des Jahres». Es hat sich seit dem Gewinn des Preises 1995 bereits über 27 Millionen Mal verkauft und ist weltweit in über 39 Sprachen erhältlich. Ursprünglich hiess das Spiel «Die Siedler von Catan». 2015 wurde es zum 20. Geburtstag aber umbenannt in «Catan – Das Spiel».
Inzwischen gibt es eine grosse Produktefamilie mit verschiedenen Brettspielen, Erweiterungen, digitalen Spielen, Fan-Artikeln und sogar einem Roman von Rebecca Gablé. Das Spiel brachte es auch zu einem Auftritt in der amerikanischen TV-Serie «The Big Bang Theory», und Facebook-Boss Marc Zuckerberg sowie andere Silicon Valley-Grössen sind bekennende Fans. Worum es geht? Entdecker besiedeln eine Insel, handeln mit Rohstoffen und bauen Strassen und Siedlungen.
Aufbau-Spiel von Klaus Teuber für 3 bis 4 Spieler ab 10 Jahren; ca. 90 min; Kosmos-Verlag; ca. 45 Franken.
Auch «Zug um Zug», das «Spiel des Jahres 2004», hat eine ganze Produktefamilie begründet. Baut man im Originalspiel ausschliesslich Eisenbahnstrecken durch die USA, so gibt es mittlerweile über 20 verschiedene Ausgaben mit anderen Ländern und Kontinenten. Auch eine Schweizer Karte sowie eine Spezial-Edition mit Eisenbahnwagen-Karten, die nur Märklin-Modelle zeigen, ist erhältlich.
Die Spieler sammeln Karten verschiedener Waggonarten und versuchen, Städte miteinander zu verbinden, indem sie vorgegebene Strecken auf der Landkarte mit kleinen 3D-Bahnwagen bestücken. Dabei kann man auch ein bisschen fies sein und seine Mitspieler ausbremsen.
«Zug um Zug» besticht neben dem unterhaltsamen Spielablauf vor allem auch durch die Illustrationen und das Spielmaterial, zu dem unter anderem 225 kleine bunte Kunststoff-Waggons gehören.
Eisenbahnspiel von Alan R. Moon für 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren; 30 bis 60 min; Days of Wonder/Asmodee, ca. 50 Franken.
Die mittelalterliche Festungsanlage der südfranzösischen Stadt Carcassonne inspirierte den damaligen Musik- und Religionslehrer Klaus Jürgen Wrede auf einer Recherchereise zu einem Buch zu diesem Spiel.
«Carcassonne» beeindruckte die Jury im Jahre 2001 durch seine einfache Eleganz. Die Spieler bauen mit kleinen quadratischen Plättchen eine Landschaft aus Strassen, Städten und Klöstern und sammeln mit ihren Spielfiguren als Ritter, Mönche, Wegelagerer oder Bauern Punkte.
«Carcassonne» war auch die Geburtsstunde von speziell geformten, hölzernen Spielfiguren, die später unter dem Namen «Meeple» eine eigene Karriere starteten und die Spielewelt eroberten. Auch zu «Carcassonne» erscheinen nach wie vor ständig neue Ausgaben und Erweiterungen.
Legespiel von Klaus-Jürgen Wrede für 2 bis 5 Spieler ab 7 Jahren; ca. 35 min; Hans im Glück; ca. 30 Franken.
Das «Spiel des Jahres» aus dem Jahre 2009 «Dominion» ist eines der komplexesten in der Geschichte des Preises. Spieleautor Donald X. Vaccarino begründete damit ein ganz neues Spielegenre, nämlich jenes der Deckbau-Spiele. Jeder Spieler startet mit einem identischen Kartenstapel und versucht, durch das Hinzukaufen möglichst passender neuer Karten ein Deck mit einer effizienten «Maschine» von Aktionen zu bauen.
Im August kommt auch hier bereits die 11. Erweiterung. Alle Karten aller Erweiterungen können miteinander kombiniert werden. Laut Wikipedia ergibt das (Stand April 2017) 576'960'072'004'584'996 (also knapp 577 Billiarden) Kombinationsmöglichkeiten unterschiedlicher Königreiche.
Deckbauspiel von Donald X. Vaccarino für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren; ca. 60min; Rio Grande/Ass; ca. 50 Franken.
Erinnert ihr euch an die Szene im Film «Pirates of the Caribbean 2, Dead Man's Chest», als Orlando Bloom mit den Piraten auf der Flying Dutchman ein Würfelspiel zockt? Das Spiel ist nichts anderes als eine leicht abgewandelte Version des «Spiel des Jahres» aus dem Jahr 1993; «Bluff».
Im Original heisst es «Liar's Dice», und es geht tatsächlich darum, sich durch eine Spielrunde zu lügen und zu bluffen, indem man die Anzahl von Würfeln mit bestimmten Augenzahlen, die sich unter Würfelbechern verbergen, richtig ansagt. «Bluff» ist eines der lockersten und witzigsten «Spiele des Jahres». Man kann es getrost der Kategorie der Partyspiele zuordnen. Auch nach 25 Jahren ist es kein bisschen gealtert.
Würfelspiel von Richard Borg für 2 bis 6 Spieler ab 10 Jahren; ca. 30min; Ravensburger; ca. 40 Franken.
Im «Spiel des Jahres» aus dem Jahr 2016 treten zwei Teams, die unterschiedlichen Geheimdiensten angehören, gegeneinander an, um einen gegnerischen Code zu knacken.
«Codenames» eignet sich vor allem für Leute, die das Jonglieren mit Assoziationen, Wortspielen und das Lösen logischer Rätsel mögen. Es geht darum, möglichst viele Wörter mit einem einzigen Begriff zu umschreiben, ohne auf Wörter der Konkurrenz hinzuweisen. Mit diesem Spiel gelingt es immer wieder, auch Leute zum Spielen zu bringen, die das sonst eigentlich gar nicht so gerne tun.
Wortspiel von Vlaada Chvátil für 2 bis 8 Spieler ab 10 Jahren; ca. 15min; Czech Games Edition/Asmodee; ca. 25 Franken.
«Qwirkle» ist eines der am einfachsten zu erlernenden «Spiele des Jahres», was aber nicht heisst, dass es simpel ist. Das Bilden von Reihen aus Spielsteinen mit farbigen Symbolen stellt nicht zu unterschätzende analytische und kombinatorische taktische Anforderungen an die Spieler, auch wenn der Glücksfaktor relativ hoch ist, weil die Steine aus einem Sack gezogen werden.
Das Spiel des Jahres 2011 erinnert dabei vom Spielablauf an «Scrabble», einfach ohne Buchstaben. Beim Anlegen der Steine müssen entweder die Formen identisch, aber die Farben unterschiedlich oder die Farben identisch, dafür die Formen unterschiedlich sein.
Legespiel von Susan McKinley Ross für 2 bis 4 Spieler ab 6 Jahren; ca. 30min; Schmidt Spiele; ca. 40 Franken.
«Hanabi» ist zum einen das ungewöhnlichste, zum anderen auch das kleinformatigste Spiel, das bisher den Preis gewann. Denn alle Spieler halten ihre Karten verkehrt herum in der Hand. Selber weiss man nicht, welche Karten man hat, nur die Mitspieler erkennen diese und müssen einem Hinweise dazu geben, damit man die richtige Karte ausspielt.
Das «Spiel des Jahres» aus dem Jahr 2013 steckt in einer winzigen Kartenspiel-Schachtel und wird kooperativ gespielt. Das Wort «Hanabi» ist japanisch und steht für «Feuerwerk». Ein solches müssen die Spieler bilden, indem sie die richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt ausspielen, was eine originelle Herausforderung ist, die sich nur schwer mit anderen Spielerlebnissen vergleichen lässt.
Kooperatives Kartenspiel von Antoine Bauza für 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren; ca. 30min; Abacusspiele; ca. 10 Franken.
Haha! Reingelegt. Das war gar kein «Spiel des Jahres», sondern im Jahr 2011 das erste «Kennerspiel des Jahres». Der Kennerspiel-Preis wurde damals eingeführt, um auch Spielen gerecht werden zu können, die einen höheren Anspruch haben.
Bei «7 Wonders» können bis zu sieben Mitspieler mitmachen. Sie müssen mit Spielkarten ein Weltwunder bauen. Der besondere Reiz entsteht dabei durch den Spielmechanismus des «Draftens». Die Spieler wählen aus einer Kartenhand jeweils eine Karte für sich selber aus und müssen den Rest an den Nachbarn weitergeben. Das führt immer wieder zu einem interessanten Dilemma: Selber gute Karten sichern oder gucken, dass der Gegner keine starke Karte bekommt?
Aufbauspiel von Antoine Bauza für 2 bis 7 Spieler ab 10 Jahren; ca. 30min; Repos; ca. 50 Franken.