Ganz ehrlich? Es wird in deinem Leben keine härtere Prüfung gegeben haben als dieser Marathon am Ende des Gymnasiums oder der Berufsschule. Diese Matura. Dieses «27 Prüfungen innerhalb von drei Tagen oder so, und darunter befinden sich entsetzliche Fächer wie Physik und Chemie». Es wird nie mehr so schlimm!
Okay, meine entsetzlichen Fächer hiessen auch noch Biologie, Geographie und Mathematik. Der Rest war ein Leichtes. Und ich wusste: Mit dem Leichten werde ich nun meine ganze Studienzeit verbringen dürfen. Was für ein unverschämter Luxus.
Vielleicht stehst du gerade jetzt vor der gerade umgekehrten Fächerwahl für dein Studium, vielleicht bist du ein naturwissenschaftliches Genie und dieser ganze Sprach-, Literatur- und Kunst-Krempel sagt dir einfach nichts. Die Sache mit dem Luxus gilt für dich genauso. Geniesse ihn. An jedem einzelnen Tag!
Du darfst dich ab sofort nur noch dem widmen, was dir am Herzen liegt. Wofür du dich wirklich begeistern kannst. Worüber du gern dein kleines Hirn zermarterst, bis es zu verglühen droht.
Gleich geht's weiter mit dem Loblied an das Studium, vorher ein passender Hinweis:
Das ist die eine Freiheit. Die andere Freiheit hat nicht direkt was mit dem Gegenstand deiner Studienfächer zu tun. Die andere Freiheit heisst Leben. Heisst, rasend schnell zum nachtaktiven Wesen zu werden.
Denn wen lernt man an der Hochschule kennen? Gleichgesinnte. Und was will man mit denen tun? Zusammensein natürlich. Nach der Vorlesung, in der Wohngemeinschaft, in der Bar, an der Party. Das beste sind Partys in Wohngemeinschaften. Also, wenn sich auch die Gleichgesinnten um Musik und Getränke kümmern. Es passt da einfach alles am besten zusammen, und Polizeistunden gibt es auch keine.
Überhaupt: Wohngemeinschaften! Sie sind grossartig! Besser als jede TV-Soap! Und es findet sich da auch immer jemand, der besser und lieber kocht als du selbst! Gut, sie sind nicht immer ganz nervenschonend und manchmal entpuppt sich die Wahl der lieben Mitbewohner als pure Qual. Aber manchmal ist es einfach nur schön und der beste Ort der Welt.
Apropos Ort: Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, mach unbedingt ein oder mehrere Auslandssemester. Geh an eine wirklich grosse oder an eine wirklich abgelegene Hochschule. Lerne, dich unter anderen Bedingungen zu beweisen. Lerne von den andern. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist es härter als in der Schweiz, mit allergrösster Wahrscheinlichkeit aber auch interessanter. Bereichere dich schamlos daran.
Lerne und geniesse auf Vorrat. Du wirst ein Leben lang davon zehren können. Zum Beispiel wirst du während deines Studiums so viele Partys feiern und dabei so oft zur gleichen Musik tanzen, trinken und rumknutschen, dass sich ganz nebenbei der Lieblingssoundtrack deines Lebens ergeben wird. Egal, wie alt du einmal sein wirst – wenn du ihn hörst, bist du einen süssen Moment lang wieder für immer jung. Halt ihn fest!