Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) hat sich zu Mesut Özils Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft und seinem Rundumschlag gegen den Verband geäussert. Dazu gab der DFB am Montagnachmittag eine Stellungnahme heraus.
Erklärung des #DFB-Präsidiums zum Rücktritt von @MesutOzil1088 ➡️ https://t.co/z4gCDbVeGX pic.twitter.com/6c6qWNqAfu
— DFB (Verband) (@DFB) 23. Juli 2018
Die DFB-Erklärung ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Das Präsidium wirft in der Erklärung mit Floskeln um sich, das Statement besteht hauptsächlich aus hohlen Phrasen wie «Vielfalt ist eine Stärke», «Unsere Integrationsarbeit hat eine zentrale Bedeutung» oder «Wir spielen und leben zusammen».
Ausserdem versucht der DFB mit Integrations-Gefasel, den Kopf irgendwie aus der Schlinge zu ziehen, brüstet sich damit, dass er ja auch den Integrationspreis verleiht und die Kampagne «1:0 für ein Willkommen» ins Leben gerufen hat.
Die folgenden Aussagen aus der Erklärung sind dagegen nicht nur Floskeln, sondern glatte Lügen:
Wenn dem so wäre, warum hat Oliver Bierhoff dann nach dem WM-Aus das hier gesagt?
Ausserdem: Weil Reinhard Grindel nicht gerade loyal zu Özil stand, kam es überhaupt erst zu der verfloskelten DFB-Stellungnahme.
An der Basis mag das stimmen: Insgesamt hat fast jedes fünfte Mitglied im DFB Migrationshintergrund. In der Führungsetage sieht man aber nichts davon: Das 19-köpfige Präsidium des grössten nationalen Sport-Fachverbandes der Welt besteht aus einer Frau und 18 Männern mit Namen wie Osnabrügge, Zimmermann oder Koch.
Sie haben meist graue Haare und sind alle etwa doppelt so alt wie die Özils, Gündogans oder Boatengs der Nationalelf. Vermutlich kann sich also keiner der 19 DFB-Bosse voll und ganz in sie hineinversetzen. So sieht Vielfalt jedenfalls nicht aus.
Puh. Was sollen wir dazu sagen? Doppelmoral! Zusammenarbeit mit der Chinesischen U20 in der Regionalliga, WM in Russland – wo bleiben kritische Statements dazu? Und wir würden auch gerne noch einmal wissen, wie das mit den mysteriösen 6.7 Millionen Euro war, die nach der WM 2006 geflossen sind.
Und die Probleme reichen tiefer. Schon in der halbprofessionellen deutschen Regionalliga zeigt der Verband, dass er noch lange nicht an dem Punkt angelangt ist, um von «Respekt, Toleranz und Fair Play» zu sprechen. Nach Ausschreitungen zwischen Energie Cottbus und Babelsberg 03 wurden in einem ersten Urteil «Nazischweine raus»-Rufe der Babelsberger belangt, «Arbeit macht frei, Babelsberg 03»-Parolen seitens der Cottbusser jedoch nicht. Wer traf diese Entscheidung? Der Nordostdeutsche Fussballverband (NOFV), der zum DFB gehört.
Es mag sein, dass sich die Bemühungen des DFB um Integration «etabliert» haben, doch dass diese «bis in die Amateurvereine» wirken, wagen wir zu bezweifeln. Kann man das messen? Ist die Integration nicht erst gelungen, wenn jeder Spieler, egal wo er herkommt und was er glaubt, gleich behandelt wird?