Die «Miserablen», das sind die Rapperswil Jona-Lakers. Wobei diese Bezeichnung natürlich nur für die Punktausbeute und die Klassierung in der Tabelle gilt. Nicht etwa für die Gesamterscheinung dieses formidablen Hockeyunternehmens.
Seit Runde eins, seit der unglücklichen Startniederlage gegen die SCL Tigers zeichnete sich ab: Es reicht dem Aufsteiger nicht für die Playoffs. Und es grünten noch Blätter in den Bäumen, da war schon klar: Am Ende der Saison warten die Playouts. Die Frage war nur noch, wer der Gegner sein würde. Und auch das war noch vor Weihnachten klar: der HCD.
Halten wir kurz inne und überlegen uns, was wäre, wenn sich alle zusammengerissen und gegen die Lakers, die «Miserablen», keine Punkte abgegeben hätten. Dann sähe die Tabelle schon ein wenig anders aus.
Vor allem Gottéron und Servette wären in einer viel, viel besseren Position und mit grosser Wahrscheinlichkeit in den Playoffs. Und es ist wohl auch kein Zufall, dass der SC Bern und der EV Zug lange vor der Zeit definitiv für die Playoffs qualifiziert waren: Sie haben als einzige gegen die Lakers keinen einzigen Punkt abgegeben. Wer die Lakers nicht schlägt, ist die Playoffs nicht wert – der böse Spruch hat durchaus seine Berechtigung.
Gottéron hat nach Servette (7) am zweitmeisten Punkte gegen die Lakers liegen lassen (6) und zittert um die Playoff-Teilnahme. Das ist erstaunlich. In Langnau hat Gottéron nämlich soeben in einem grossen Spiel einen grossen Sieg gefeiert. 1:0. Schon das zweite Zu-Null in Langnau nach dem 2:0 am 6. Oktober. Zweimal ohne Gegentor in Langnau – das ist in dieser Saison keinem anderen Team gelungen.
Dieses 1:0 ist ein Sieg der Disziplin und der Leidenschaft in einem intensiven, hochstehenden Spiel. Auch herausgehext von einem magischen Reto Berra. Wahrscheinlich war es seine beste Partie seit dem 3:0 im WM-Halbfinale von 2013 gegen die USA. Er rettet im Schlussdrittel sogar gegen den allein anstürmenden Harri Pesonen.
Der neutrale Beobachter denkt: Wie um alles in der Welt kann es sein, dass dieses Gottéron gegen die Lakers sage und schreibe sechs Punkte verloren hat? Es ist fast unerklärlich, selbst dann, wenn wir berücksichtigen, dass Eishockey ein unberechenbares Spiel ist, das auf einer rutschigen Unterlage ausgetragen wird.
Die Frage nach dem «Warum» der Pleiten gegen die Lakers geht nach dem Spiel in Langnau an einen von Gottérons Leitwölfen. Im richtigen Leben (wo die Anstandsregeln des Hockeys sowieso nicht eingehalten werden) müsste er nun so ungefähr sagen, er ärgere sich über dies Punkteverluste, vor allem über die Heimniederlage, noch heute. Es sei unfassbar, wie man die Lakers unterschätzt habe, gegen so eine Mannschaft zu verlieren sei wahrlich die Höchststrafe.
Aber so etwas darf einer im Eishockey aus Respekt vor dem Gegner im Allgemeinen und im Besonderen gerade in diesen Tagen unter gar keinen Umständen sagen. Nicht einmal denken.
Jetzt, wo es um jeden Punkt geht, ist erst auch jedes Wort wichtig und daher grosses Theater gefragt. Also sagt der kanadische Musterprofi, die Lakers seien eine gute Mannschaft, mit einem guten Powerplay und einem guten Torhüter. Lob und Preis für die «Miserablen» wie wohl noch nie zuvor.
Die «Miserablen» mag nun eine gar schmähliche Bezeichnung sein. Aber sie lässt sich statistisch erhärten: Es zeichnet sich ab, dass die Lakers (aktuell 29 Punkte) als zweitschwächstes Schlusslicht seit Einführung der Dreipunkte-Regel in die Geschichte eingehen. Den Minusrekord hält Basel (16 Punkte).
Es ist, wie es ist: Am Ende werden die Punkte, die gegen das Schlusslicht abgegeben worden sind, das Drama um die letzten Playoffplätze entscheiden.
Die Rapperswil-Jona Lakers haben also sehr wohl die Qualifikation entscheidend beeinflusst und in diesem grossen Theater eine wichtige Rolle vorzüglich gespielt. Wir nehmen die Bezeichnung «die Miserablen» zurück.