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25 Bilder und Episoden der WM in Katar, die uns in Erinnerung bleiben

WM-Highlights Katar 2022 Bilder und Episoden, die in Erinnerung blieben
War ganz schön was los in Katar!Bild: keystone/imago/watson

25 Bilder und Episoden der WM, die uns in Erinnerung bleiben

Vier Wochen Fussball in Katar sind vorbei, bald ist die erste WM in Arabien Geschichte. Was uns auf und neben dem Platz alles beschäftigt hat.
18.12.2022, 07:5219.12.2022, 10:27
Ralf Meile
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Echt oder fake?

Das Turnier hatte noch nicht angefangen, da diskutierte die Welt schon über angeblich gekaufte Fans. Indizien dafür gab es, Beweise nicht, dafür Dementi. So blieb unklar, ob die Anhänger in Argentinien-, Brasilien- oder England-Trikots dafür Geld erhielten.

Today I feel confused

Am Tag vor dem WM-Start lud der FIFA-Präsident zu einer Privataudienz Medienkonferenz. Was Gianni Infantino an dieser zu verkünden hatte, sorgte für Kopfschütteln. Der Walliser erzählte, wie er als kleiner Secondo mit roten Haaren gehänselt wurde. Deshalb Infantinos Botschaft: «Heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich schwul. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant.»

Die wirklich wichtigen Aussagen:

Video: watson/een

Der erste Verdacht

Macht die FIFA alles, damit Katar erfolgreich ist? Keine drei Minuten dauerte es im WM-Eröffnungsspiel Katar – Ecuador, da lag der Ball schon das erste Mal im Netz. Ecuador hatte zum 1:0 getroffen. Nach längerer Untersuchung des VAR wurde der Treffer annulliert. Bloss: Weshalb? Eine komplizierte Offside-Situation lag vor – und keine Bevorteilung des Gastgebers.

Die Gruppenspiele zeigten: Katar hätte sehr, sehr viel Hilfe benötigt, um weiterzukommen. Die Araber scheiterten mit drei Niederlagen und 1:7 Toren, sie wurden zum schlechtesten WM-Gastgeber der Geschichte.

Katars Anhänger sorgten ebenfalls für Aufsehen: Weil sie das Stadion im Eröffnungsspiel schon weit vor dem Abpfiff verliessen. Und weil die von der FIFA kontrollierte TV-Regie versuchte, dies dem Rest der Welt zu verheimlichen.

Keine Liebe für One Love

Sieben europäische Nationen, darunter die Schweiz, wollten mit einer speziellen Captainbinde ein Zeichen setzen. Ein farbiges Herz, die Zahl «1» und die Worte «One Love» waren der FIFA zu viel, sie verbot den Einsatz, angeblich unter Androhung happiger Strafen.

Close up of Switzerland's midfielder Granit Xhaka with the "One Love" captains arm band as he sings the national anthem during a friendly soccer match between Switzerland and Ghana in p ...
Bild: keystone

Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser trug die Binde daraufhin demonstrativ als Zuschauerin – und das auf der VIP-Tribüne neben Infantino. Der FIFA-Boss habe sie gefragt, ob das nun diese Binde sei, über die so viel geredet werde, erzählte Faeser danach. «Ist nicht so schlimm, oder?», habe sie gesagt, woraufhin Infantino geantwortet habe, es sei noch nicht so weit, dass man das machen könne.

Gianni Infantino mit Nancy Faeser und der One-Love-Binde.
Bild: Twiter

11x 🙊

Vor dem ersten Gruppenspiel gegen Japan reagierte Deutschlands Mannschaft auf das Verbot der One-Love-Binde. Initiiert von Captain Manuel Neuer und Leon Goretzka protestierten die Spieler, indem sie sich fürs Mannschaftsfoto die Hand vor den Mund hielten. So wollten sie zum Ausdruck bringen, dass die FIFA mündige Erwachsene zum Schweigen gebracht habe: «Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten».

FILE - Players from Germany pose for the team photo as they cover their mouth during the World Cup group E soccer match between Germany and Japan, at the Khalifa International Stadium in Doha, Qatar,  ...
Bild: keystone

Aha aha!

Von Deutschland – Japan bleibt neben der Mund-zu-Geste auch das Resultat in Erinnerung. Trotz langer Überlegenheit und vieler Chancen verspielte die DFB-Elf eine Führung und verlor überraschend 1:2. Ein Interview von Siegtorschütze Takuma Asano vom VfL Bochum ging danach viral, auch wenn es schon einige Monate alt war. «Hansi Flick, was ist das?», fragte Asano lachend.

Weiter, immer weiter

Die Nachspielzeit war oft deutlich länger, als es alle gewohnt waren. Die Partie zwischen England und dem Iran dauerte nicht 90 Minuten, sondern 117 – weil in der ersten Halbzeit 14 und in der zweiten 13 Minuten nachgespielt wurden. Die FIFA will, dass während eines Spiels tatsächlich etwas passiert – und nicht Zeit verstreicht, die mit dem Spiel nichts zu tun hat.

Where is Messi?

Argentinien unterlag zum Auftakt Saudi-Arabien 1:2 – eine der grössten Überraschungen der WM-Geschichte. Die Gauchos waren zuvor 36 Spiele ungeschlagen. Klar waren die Saudi-Fans nach der Partie gut drauf. Sie liefen vor die Kamera eines TV-Senders und stellten immer wieder die Frage: «Where is Messi?»

Nach dem Halbfinal-Einzug Argentiniens tauchte dann ein Bild auf, das den saudischen Fan, der Messi auslachte, als Anhänger der «Albiceleste» zeigte …

Joga bonito

Mit zwei Toren wurde Richarlison zum Matchwinner bei Brasiliens 2:0-Auftaktsieg gegen Serbien. Sein zweites war der wohl schönste Treffer der WM: Der Stürmer nimmt eine Hereingabe mit links an, dreht sich um die Achse und schliesst mit einem akrobatischen Scherenschlag mit rechts ab.

Traurige Sänger

Irans Spieler werden vom Regime in der Heimat gezwungen, bei der Hymne mitzusingen – im ersten Spiel gegen England schwiegen sie noch. Gegen Wales bewegten sie die Lippen sanft. Auf dem Rasen sorgten die Iraner danach für eine ultraspäte Entscheidung: Die Tore zum 2:0-Sieg schossen sie in der 98. und der 101. Minute.

Messi liefert

Titelkandidat Argentinien stand nach der Startniederlage unter Druck, besonders natürlich Lionel Messi. Gegen Mexiko hielt «La Pulga» diesem stand, er wurde beim 2:0 zum Matchwinner. Ein Mal erhielt Messi etwas Raum, den er zum Führungstor ausnutzte.

Der 3-in-1-Flitzer

Man fragte sich, wann wohl eine erste Protestaktion auf dem Spielfeld zu sehen sein wird. Bei Portugal – Uruguay (2:0) war es so weit: Ein Flitzer stürmte den Rasen. Der Italiener Mario Ferri hatte nicht nur eine Regenbogen-Fahne mit dem Aufdruck «Pace» bei sich. Er trug zudem ein Superman-Shirt, auf dem er vorne die Botschaft «Save Ukraine» zeigte und hinten Respekt für Frauen im Iran forderte.

Der Auftritt des Flitzers von der Tribüne gefilmt – die TV-Regie versuchte, ihn zu ignorieren.Video: streamja

CR7 hat zu kurze Haare

Es war nicht die WM von Cristiano Ronaldo. Gegen Uruguay (2:0) zeigte er gestenreich an, dass er ein Tor erzielt habe. Doch der Schiedsrichter und im Anschluss auch die FIFA – dank Chip im Ball – sprachen den Treffer Bruno Fernandes zu. Dessen Flanke hatte Ronaldo noch mit den Haarspitzen berührt, so zumindest seine Sicht der Dinge.

Dänisches Littering

Man soll keinen Abfall auf den Boden werfen – diese Nachricht ist nun wohl auch in Dänemark angekommen. Australien schlug die favorisierten Dänen 1:0 und das vielleicht auch dank einer Aktion von Mitchell Duke. Der Stürmer hob einen Zettel mit dänischen Taktik-Anweisungen vom Rasen auf und brachte ihn der eigenen Bank, die sich anschauen konnte, was die Dänen vorhatten.

Video: streamja

Deutschland ist raus

Wie schon 2018 war die WM für den vierfachen Weltmeister bereits nach der Gruppenphase vorbei. Deutschland schlug zwar zum Abschluss Costa Rica, aber das reichte nicht. Denn gleichzeitig gewann Japan 2:1 gegen Spanien. Den Unterschied machte ein «Wembley-Tor-Moment» aus: Vor dem zweiten japanischen Treffer war der Ball gerade noch im Spielfeld, auch wenn es auf einigen Fotos danach aussah, als wäre er im vollen Umfang draussen.

Schweizer Präzision

Das mit Spannung erwartete letzte Gruppenspiel gegen Serbien (3:2) hielt, was man sich versprochen hatte: Es war umkämpft. Zumindest in der ersten Halbzeit. Nach dem 3:2 durch Remo Freuler kurz nach Wiederbeginn hatte die Nati den Gegner meist sehr gut im Griff. Und was war das für ein schönes Tor! Embolo passte zu Shaqiri, der vors Tor flankte, wo Vargas mit dem Absatz für Torschütze Freuler auflegte:

Xhakas Provokation

Der Schweizer Captain Granit Xhaka posierte nach dem Sieg über Serbien im Trikot von Mitspieler Ardon Jashari. Dass auch ein Gründer der UÇK, der kosovarischen Unabhängigkeitsarmee, Jashari hiess, war selbstverständlich reiner Zufall.

Switzerland's midfielder Granit Xhaka celebrates the victory and the qualification with the shirt of Switzerland's midfielder Ardon Jashari after the FIFA World Cup Qatar 2022 group G soccer ...
Bild: keystone

Van Gaal küsst und tanzt

Louis van Gaal ist als gestrenger Trainer bekannt, aber auch als selbsternanntes Feierbiest. Dieses liess er nach dem 3:1-Sieg der Niederlande im Achtelfinal gegen die USA raus. Van Gaal gab Matchwinner Denzel Dumfries einen Schmatzer und tanzte bei der Rückkehr ins Hotel ausgelassen.

Kroatiens Penaltykiller

Japan hatte grosse Hoffnungen, in die Viertelfinals vorzustossen. Doch im Elfmeterschiessen hatte ein Mann etwas dagegen: Dominik Livakovic. Der 27-jährige Goalie von Dinamo Zagreb wehrte gleich die ersten beiden japanischen Versuche und danach einen dritten ab. Auch bei Kroatiens Sieg im Viertelfinal über Brasilien parierte Livakovic den ersten Penalty.

Ballbesitz ist out

Spanien prägte mit seinem Tiki-Taka-Fussball eine Ära, wurde Welt- und zweifacher Europameister. Aber die Zeit des ewigen Ballgeschiebes ist abgelaufen. Das mussten die Spanier im Achtelfinal erfahren, als sie gegen Marokko einfach kein Mittel fanden: Trotz 68 Prozent Ballbesitz und 1041 Pässen (von denen 967 ihr Ziel erreichten) brachten die Spanier in 120 Minuten nur einen Schuss aufs Tor zustande. Zu geschickt stellte Marokko zu und im Penaltyschiessen wurde Goalie Bono der Held der «Löwen vom Atlas».

Ohne Pfupf

Gross waren die Hoffnungen in der Schweiz, einmal die WM-Achtelfinals zu überstehen. Doch sie schmolzen dahin wie ein Glacé unter der katarischen Wüstensonne. Ein seltsam emotionsloser Auftritt, begleitet von schweren Abwehrfehlern und einem Hattrick von Gonçalo Ramos, führte zu einer 1:6-Klatsche und dazu, dass bereits (kurze) Diskussionen über die Zukunft von Nationaltrainer Murat Yakin geführt wurden.

Qué mirá, bobo?

Es waren nur drei Worte, die Lionel Messi aussprach. Aber sie genügten, um seinem Kultstatus eine weitere Prise hinzuzufügen. Denn der sonst so wortkarge Star der Argentinier fuhr so den Niederländer Wout Weghorst an, rief: «Was luegsch, Tubel?» Dass Messi aus der Haut fuhr, kam in der Heimat gut an. Durch Leo habe der grosse Diego gesprochen, wurde interpretiert.

Weghorst war hauptverantwortlich dafür, dass der Viertelfinal ins Penaltyschiessen ging. Der Joker traf zwei Mal, das zweite Mal in der elften Minute der Nachspielzeit nach einem Freistosstrick, der in jedem Rückblick zu sehen sein wird.

Die phasenweise gehässige Partie entglitt dem Schiedsrichter zunehmend. Am Ende zückte Mateu Lahoz 18 Mal die Gelbe Karte – ein neuer WM-Rekord.

Freudentänzchen mit der Mutter

Sofiane Boufal schnappte sich nach Marokkos Sieg im Viertelfinal gegen Portugal (1:0) seine Mutter, Zoubida Belmoulat, um mit ihr auf dem Rasen den Halbfinal-Einzug zu feiern. Es war das erste Mal in der Geschichte, dass ein Team aus Afrika es unter die letzten vier einer WM geschafft hatte. Erst im Halbfinal endeten Marokkos Titelträume trotz viel Gegenwehr gegen Titelverteidiger Frankreich (0:2).

Video: twitter/@ZAJD01

Ronaldos bittere Tränen

Die grossartige Karriere des 37-jährigen Cristiano Ronaldo wird aller Voraussicht nach ohne Weltmeistertitel zu Ende gehen. Als ihm das nach dem Viertelfinal-Aus klar wurde, schossen dem Superstar Tränen in die Augen und er verabschiedete sich schnurstracks in die Kabine. Bei seinem WM-Abschied konnte er nicht mehr brillieren, wurde gar zum Joker degradiert, der nach seinen Einwechslungen nicht viel zustande brachte.

Messi nicht zu bremsen

Was er vor dem dritten Tor beim Halbfinal-Sieg gegen Kroatien zeigte, war wieder einmal ein Auftritt der Marke «Messi spezial». Josko Gvardiol, zuvor als einer der besten Verteidiger des Turniers geadelt, wurde vom flinken und technisch brillanten 35-Jährigen richtiggehend vernascht. Messis grandiose Vorlage verwertete Julian Alvarez zum 3:0.

Und nun?

Am Sonntag um 16 Uhr steigt im Lusail Iconic Stadium der WM-Final 2022 zwischen Frankreich und Argentinien. Er wird auch das Duell zwischen den jeweils fünffachen Turnier-Top-Torschützen Kylian Mbappé und Lionel Messi sein. Bei Paris Saint-Germain treffen und jubeln die zwei Seite an Seite – doch in Katar kann am Ende nur einer feiern.

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Fans aus aller Welt an der Fussball-WM 2022 in Katar
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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SD1980
18.12.2022 08:57registriert August 2018
Wie wär als Ergänzung noch der japanische Trainer, der sich vor den Fans verbeugt?
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