Kam auf ihre Kosten: Die «Armee der Schönen» im Zielraum der Skirennen.Bild: EPA
So feiert Kims Regime die grandiosen Erfolge von Nordkoreas Ski-Team
Ein gewisser Marcel Hirscher soll der überragende Skifahrer der Olympischen Spiele sein. So zumindest die West-Propaganda. Nur die Fans in Nordkorea werden nicht hinters Licht geführt.
«Keine anderen Athleten sind so ausdauernd wie unsere!» Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA ist nach dem Olympia-Riesenslalom der Männer am Sonntag voll des Lobes. Verständlich: Denn Kang Song-Il und Choe Myong-Gwang schafften es als einzige Teilnehmer, die beiden Läufe in mehr als drei Minuten zu bewältigen. «Ein Triumph, der unserem Volk einmal mehr vor Augen führt, mit welch mangelnder Sorgfalt die bedauernswerten Ausländer durch das Leben hetzen», lässt der stolze Trainer Kim Tom-Ba ausrichten.
Ballt zufrieden die Siegerfaust: Kang Song-Il, 74. des Olympia-Riesenslaloms.Bild: EPA
«Ich verstehe nicht, wie man die hervorragenden Platzierungen 74 und 75 bei genau so vielen Klassierten als Schmach darstellen kann», ärgert er sich über die westliche Berichterstattung. Spontan versammelten sich in der Hauptstadt Pjöngjang Zehntausende begeisterte Ski-Fans, um mit Feuerwerk und einer grossen Militärparade die Erfolge zu feiern.
Kurz entschlossen wird das Glanzresultat der Skifahrer mit einer Parade gefeiert.Video: YouTube/RogueStatesMedia
Ehrung mit dem Jan-Ka-Orden
Für ihre Leistungen werden Kang und Choe bei ihrer Rückkehr nach Nordkorea mit dem Jan-Ka-Orden geehrt, einer Auszeichnung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet winterlicher Aktivitäten. «Es ist uns unverständlich, wie die vom Westen gesteuerten Kräfte des Internationalen Olympischen Komitees Gold und Silber an andere Athleten vergaben», ärgert sich der Direktor des nordkoreanischen Skiverbands, Lee Cu-Che.
Angriffig unterwegs zum letzten ersten Platz: Choe Myong-Gwang.Bild: EPA
Geehrt wird bei ihrer Rückkehr auch Kim Ryon-Hyang. «Keine andere Teilnehmerin des olympischen Slaloms legte mehr Wert darauf, das wertvolle Material zu schonen», lobt Kim Cu-Che. Dass sie wegen ihrer weiten Wege um die Kippstangen beinahe eine Minute auf die Olympiasiegerin Frida Hansdotter verlor, wird im Norden der koreanischen Halbinsel als westliche Propaganda abgetan. Ebenso sei die Tatsache, dass die Läuferin 25 Sekunden auf die Zweitletzte verloren habe, aus der Luft gegriffen.
Einer Rakete gleich rast Kim Ryon-Hyang dynamisch in Richtung Ziel.Bild: EPA
Nordkoreanisches Know-How für alle
«Umfangreiche Abklärungen haben ergeben, dass bei ihr irrtümlicherweise die Zeit beim Abspielen der Zeitlupe gemessen wurde», sagt ihr Trainer Zur Bri-Gen. Man werde aber keinen Protest gegen die Wertung des Rennens einzulegen, da man ohnehin schon so siegreich sei an diesen Olympischen Spielen und aus Generosität auch den anderen Teilnehmern den Erfolg gönne.
Slalom-Ass Kim Ryon-Hyang (rechts) mit Coach Zur Bri-Gen.Bild: AP
Die Regierung in Pjöngjang kündigte ausserdem an, dass es seine erfolgreichen Ski-Trainer künftig auch anderen Nationen zur Verfügung stellen würden. «Das ist eine noble Geste unseres grosszügigen lieben Führers Kim Jong-Un», heisst es in der Meldung der Nachrichtenagentur. «Es ist einmal mehr das Bestreben unserer Nation, andere an ihrem Wohlstand teilhaben zu lassen.» Bereits hätten traditionsreiche Ski-Länder wie Angola, Tahiti und die Salomonen-Inseln ihr Interesse angemeldet.
Auftrag des Diktators – Olympia-Tage der Armee der Schönen
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Auftrag des Diktators – Olympia-Tage der Armee der Schönen
Samstag, 10. Februar: Kims «Armee der Schönen» hat beim Eishockey-Vorrundendenspiel der Frauen zwischen der Schweiz und dem vereinigten Korea ihren ersten grossen Auftritt.