Washington, D.C., USA, 1944:
Der Scottish Terrier Fala hört sich die Rede seines Herrchens, Präsident Franklin D. Roosevelt, im Radio an.
Es war der 23. September 1944, zwei Themen bestimmten damals die politische Agenda der USA: der Krieg und der Wahlkampf.
Im Zuge von Zweiterem reagierte der amerikanische Präsident auf einen ganz besonderen Vorwurf seiner republikanischen Opponenten:
«Diese Führer der Republikaner haben es nicht dabei belassen, mich, meine Frau und meine Söhne anzugreifen. Nein, damit nicht genug, jetzt geht es auch gegen meinen kleinen Hund, Fala. Natürlich nehme ich Angriffe nicht übel, genauso wenig wie meine Familie, aber Fala nimmt sie übel.
Sie wissen, Fala ist ein Schotte. Als Fala erfuhr, dass die republikanischen Romanschriftsteller im Kongress und anderswo eine Geschichte zusammengebraut haben, nach der ich ihn auf den Aleuten vergessen und auf Kosten des Steuerzahlers von zwei oder drei oder acht oder zwanzig Millionen Dollar einen Zerstörer auf die Suche nach ihm geschickt hätte, war seine schottische Seele schwer getroffen. Seitdem ist er nicht mehr derselbe Hund.
Ich bin daran gewöhnt, bösartige Lügen über mich zu hören, ich sei alt, wurmstichig oder würde mich als unentbehrlich darstellen. Aber ich denke, ich habe das Recht, mich über verleumderische Behauptungen über meinen Hund zu ärgern und ihnen zu widersprechen.»
Fala, benannt nach Roosevelts schottischem Vorfahren Murray, «the Outlaw of Fala Hill», begleitete den Präsidenten überallhin. Er war an Presseterminen ebenso dabei wie an internationalen Konferenzen und beim Empfang offizieller Gäste im Weissen Haus. Er war mit an Bord der ersten Air Force One, damals noch unter der internen Bezeichnung «Sacred Cow», und reiste mit dem Präsidenten in dessen Präsidentenzug Ferdinand Magellan durch das Land. Und er besuchte mit seinem Herrchen die Truppen.
Während der Ardennenoffensive kam es gar vor, dass einander unbekannte amerikanische Soldaten bei Begegnungen nach dem Namen des Präsidenten-Hundes fragten – eine zusätzliche Sicherheitsmassnahme gegen die befürchtete Unterwanderung ihrer Truppen durch die Deutschen.
Als dann im April 1943 der Kurzfilm «Fala: The President’s Dog» herauskam, bekam der Hund so viel Fanpost, dass das Weisse Haus dafür extra eine Sekretärin einstellen musste. Die meisten Briefe stammten von Hundebesitzern, die darum baten, dass Fala ihre Hündinnen decken möge.
Der Scottish Terrier überlebte Roosevelt um sieben Jahre. Nach dem Tod seines Herrchens 1945 lebte er bei Eleanor, Roosevelts Witwe. In ihrer Kolumne «My Day» schrieb sie rückblickend über das Tierchen:
«Fala war immer der Hund meines Mannes. Er akzeptierte mich, aber er war nie wirklich mein Hund. Er wusste, dass er wichtig war und zu jemandem gehörte, der wichtig war, und behielt dieses Wissen sein ganzes Leben lang. Er lebte mit Würde und einer gewissen Zurückhaltung, die sich in seiner Haltung gegenüber uns anderen ausdrückte, die aus seiner Sicht nur gewöhnliche Sterbliche waren.»
Urnäsch, Appenzell Ausserrhoden, 1992:
Ein flotter Neujahrsgruss von einem «wüeschten» (Selbstbezeichnung!) Silvesterklaus.
London, November 1940:
Die französisch-englische Künstlerin und Lithografin Ethel Gabain malt im Auftrag des Ministry of Information die zerstörerische Auswirkung eines Luftangriffs. Obwohl sie gesundheitlich oft angeschlagen war, reiste Gabain während des Krieges durch das ganze Land, um Frauen während der Ausübung ihrer Arbeiten, die in Friedenszeiten üblicherweise von Männern ausgeführt worden waren, zu malen: Sie porträtierte Holzfällerinnen, Bergungs- und Fabrikarbeiterinnen.
Ihr Interesse an medizinischen Neuerungen führte sie 1944 ins Labor des Penicillin-Entdeckers Sir Alexander Fleming, den sie ebenso malte wie ein junges Bombenopfer, das nun mit den bahnbrechenden Antibiotika behandelt werden konnte.
New Mexico, USA, 1899:
Geistertänzer der Mescalero-Apachen.
Der Geistertanz war ein religiöser Krisenkult etlicher Indianervölker des nordamerikanischen Westens Ende des 19. Jahrhunderts. Ein letztes friedliches, aber erfolgloses Aufbäumen der Besiegten gegen die Unterwerfung und Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen und traditionellen Kulturen.
Damit war die Hoffnung verbunden, dass die alte traditionelle Lebensweise zurückkehren würde, dass sich lebende und tote Ureinwohner vereinigen würden, um zusammen glücklich zu leben – ohne Tod, Unglück und Elend. Und dass die Bisons in riesigen Herden wiederkehrten.
Paris, besetztes Frankreich, 1941:
Wenn kriegsbedingter Benzinmangel herrscht, muss eben das Auto stehen gelassen und das Velo weiterentwickelt werden. Beispielsweise mit diesem schicken mobilen Unterstand, der das Fahrradfahren auch bei widrigem Wetter erträglich macht.
70er-Jahre, USA:
Schottland, 1999:
J. K. Rowling schreibt in einem schottischen Kaffee an ihrer «Harry Potter»-Buchreihe.
Saigon, Südvietnam, 1968:
Lo Manh Hung ist zu diesem Zeitpunkt zwölf Jahre alt und arbeitet bereits seit zwei Jahren als professioneller Fotograf. Seit sein Vater Lo Vinh, auch er ein in Saigon bekannter Kameramann, während der Berichterstattung über Strassenkravalle verletzt worden ist, hilft ihm der Junge bei der Arbeit. Er ist das älteste von acht Kindern.
Bevor die nordvietnamesische Armee und der Vietcong im Rahmen des Vietnamkrieges die Stadt angriffen, waren die beiden auf einem Motorrad unterwegs, um Fotos von offiziellen Regierungsanlässen zu schiessen, von Staatsbesuchen und Hochzeiten. Jetzt machen sie Bilder vom Krieg.
Der Junge folgte den Soldaten der Armee der Republik Vietnam tief in den vom Vietcong kontrollierten Teil von Saigon, um die gemachten Bilder an lokale Zeitungen und ausländische Presseagenturen verkaufen zu können.
Lo Manh Hung überlebte den Krieg und verstarb im Jahr 2018.
Paris, Frankreich, um 1900:
Das Werbeplakat stammt vom französischen Plakatkünstler und Illustrator Eugène Ogé (1861–1936).
Wien, Österreich-Ungarn, ca. 1900:
Rollenporträt der australischen Schauspielerin und Tänzerin Marie Schleinzer für das Ballett «Around Vienna».
Hollywood, USA, 1953:
Brünetten und rothaarige Frauen «demonstrieren» an der Hollywood-Premiere von «Gentlemen Prefer Blondes» mit Marilyn Monroe und Jane Russell in den Hauptrollen.
Braunau am Inn, Österreich 7. Mai 1945:
Zwei amerikanische Soldaten schreiben ihre Namen auf die Hauswand von Hitlers Geburtshaus.
Einer davon war Jerry Siccardi. Eigentlich wollte er im November 1942 heiraten. Doch dann bombardierten die Japaner Pearl Harbour und er wurde eingezogen.
Er wurde in der damals neuen Radar-Technologie ausgebildet, lernte den Umgang mit radargesteuerter Flugabwehrartillerie.
Fünf Tage nach dem D-Day kam Siccardi in Frankreich an und diente an der Front, dann wechselte er zu General Pattons 3. US-Armee.
Er kämpfte in der Ardennen-Schlacht, jener Apokalypse aus Blut, Eis und Feuer. Er habe gedacht, Schlimmeres könne er nicht mehr erleben. Bis er Ende April 1945 nach Dachau kam.
«Wir haben ein Konzentrationslager befreit. Wir sahen die wandelnden Toten. Es war so niederdrückend. Die Menschen hatten keine Kleidung. Sie hatten Maden im Gesicht und ihr Gestank, den vergisst man nie. Wie können Menschen so etwas tun?»
Jerry Siccardi
Als er mit seinen Kameraden in die kleine österreichische Stadt Braunau am Inn kam, entdeckte er vor einem Haus eine Tafel, auf der zu lesen war, dass Adolf Hitler hier geboren worden sei. «Ich kann gut genug Deutsch, um zu verstehen, dass es sich hier um einen Schrein für die Nazis handelte.»
Das Haus war verschlossen, aber er trat er zusammen mit seinem Kameraden Gil Pechacek die Tür ein. Das Haus war leer, und so schrieben die beiden ihre Namen an die Wand.
Dann urinierte er auf den Boden und verliess das Haus.
Paris, Frankreich, ca. 1900:
Es grüsst abermals der grossartige Plakatkünstler Eugène Ogé (1861–1936).
Zürich, 1910:
Das ist niemand Geringeres als Hermann Rorschach, der freudianische Schweizer Psychiater und Erfinder des berühmt berüchtigten Rorschach-Tests: einem speziellen Formdeutungsverfahren von Tintenklecksen, das noch heute zur psychologischen Bewertung und Diagnose verwendet wird.
Rorschach hatte bei Carl Gustav Jung in Zürich studiert, versuchte aber im Gegensatz zu diesem, das Unbewusste nicht in der Sprache, sondern in Bildern nachzuspüren.
Und so kam er dazu, seinen Probanden in einer bestimmten Reihenfolge zehn sehr sorgfältig ausgewählte Tintenkleckse vorzulegen und sie zu fragen: «Was könnte das sein?»
Er selbst nannte seine Unternehmung gar nicht Test, für ihn war sie vielmehr ein Wahrnehmungsexperiment, mit dem er beobachten konnte, wie Menschen visuelle Informationen verarbeiten. Später aber erkannte er Muster und Verhältnismässigkeiten in der Klecks-Beschreibung seiner Probanden – und leitete daraus bestimmte Algorithmen ab.
Hermann Rorschach starb mit 37 Jahren an einer Bauchfellentzündung.
USA, ca. 1955
Der amerikanische Amateur-Erfinder Russell E. Oakes hat so manchen Schabernack erfunden. Einer davon ist dieser automatische Trinkgeld-Einforderer für Hotelpagen. Wird der künstlichen Hand zu wenig gegeben, zeigt die Geldkassette das Schild «No Sale» an.
USA, 1950er:
Die Welt vor der Erfindung von AutoCAD und Geographischen Informationssystemen (GIS).
Dänemark, 1951:
Jenes Foto des strammen dänischen Königs wurde 1951 im «LIFE Magazine» veröffentlicht.
Bevor Frederik im Jahre 1947 den Thron bestieg, fuhr er zur See. Und als richtiger Seemann legte er sich auf seinen Reisen auch jede Menge Tattoos zu: Den linken Oberarm zierte ein Drache, ebenso den rechten Unterarm. Auf dem linken Unterarm fand sich ein Anker, das typische Seemanns-Tattoo, möchte man meinen, doch bei näherer Betrachtung sieht man oben drüber eine Krone schweben; es ist Frederiks Kronprinz-Monogramm.
Gleich daneben: zwei Vögel – jene Tiere, die den Seefahrern nach einer langen Reise anzeigten, dass Land in unmittelbarer Nähe sein musste.
Im Jahr 1966 erliess die dänische Regierung ein neues Gesetz, das unter 18-jährigen Personen Tätowierungen verbot. Ebenso galt es nun als strafbar, sich an den Händen, am Hals oder im Gesicht tätowieren zu lassen.
Es wird angenommen, dass dieses Gesetz direkt an den König gerichtet war: Es sollte sicherstellen, dass er sich künftig keine sichtbaren Tattoos mehr stechen liess.
Doch Frederik liebte nicht nur Seefahrt und Tinte, sondern auch Musik. Er war zudem ein talentierter Klavierspieler und Dirigent.
Nach seinem Tod 1972 folgte ihm seine Tochter Margarethe als erste Frau Dänemarks auf den Thron, wo sie bis heute sitzt.
Los Angeles, USA, 2020:
Der einzige Mensch, der neben David Hasselhoff ein T-Shirt und einen Hut von sich selbst tragen kann.