Acton, Kalifornien, USA, 1983:
Die amerikanische Schauspielerin Tippi Hedren gründete das Tierschutzgebiet Shambala Preserve, in dem bis heute exotische Grosskatzen gepflegt werden: Waisen oder Tiere, die in ihrem Zirkus oder Zoo nicht mehr erwünscht waren, sowie solche, die von ihren privaten Besitzern abgegeben wurden – afrikanische Löwen, Tiger, Leoparden, Pumas, Panther, Luchse und ein Liger (Kreuzung eines männlichen Löwen und eines weiblichen Tigers). Auch Michael Jacksons ehemalige bengalische Tiger Sabu und Thriller fanden hier ein Zuhause, letzterer starb 2012 an Lungenkrebs.
Italien, Levanto 1923:
Benito Mussolini mit seiner Frau Rachele Mussolini.
Brüssel, Belgien, 1935:
René Magrittes «The Portrait» hängt heute im Museum of Modern Art in New York.
Chicago, USA, Mai 1924:
Zwei Millionärssöhne töten einen 14-jährigen Jungen, nur um zu beweisen, dass sie damit davonkommen.
Sie kommen aber nicht davon. Der Mord war nämlich nicht so perfekt, wie sie geglaubt haben. Geradezu stümperhaft in Anbetracht ihrer aussergewöhnlich hohen Intelligenz, ihrer von keiner Skrupel gestörten Denkweise. Vielleicht scheiterten sie ganz einfach an ihrer Vermessenheit, am Glauben, unfehlbar zu sein; zwei von Nietzsches Zarathustra geformte Übermenschen, die dachten, über allem und jedem zu stehen.
Sie hatten viele Gemeinsamkeiten, beide waren aus sehr wohlhabendem Haus, beide waren deutsch-jüdischer Abstammung, in Kenwood wohnhaft, dem Villenviertel von Chicago mit den parkähnlichen Gärten, wo man sie ihrem Überfluss und ihren übergriffigen Gouvernanten überliess. Nathan erlebte physischen Missbrauch, Richard psychischen.
Im Charakter wiederum unterscheiden sie sich deutlich, Nathan ist der Zurückgezogene, der Unsichere und Kränkliche mit den glubschigen Augen, der fliessend Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch spricht und seine Zeit dennoch lieber mit Vögeln als mit Menschen verbringt, sie studiert, tötet und ausstopft. Er überspringt Klassen, Freunde findet er keine. Und er mag Jungs. Etwas, was zu seiner Zeit unter «Sodomie» und «Perversion» fiel und bestraft wurde. Als er mit 17 seine Mutter verliert, sterben auch die letzten Reste Glaubens in ihm und er beschliesst, eine «eiskalte intellektuelle Maschine zu werden, befreit von Gefühl und menschlichen Sensibilitäten».
Einer solchen wird er auch in Richard begegnen. Dem attraktiven, hochgewachsenen Jüngling, der bereits mit zehn seine eigene, vom Vater finanzierte Zeitung herausgibt. Das Geld ist die einzige Verbindung zum Vater, die Mutter ist distanziert, die Gouvernante streng; «ihr Wort war Gesetz», wird er später sagen. Und er pariert. Nur das Lesen der von ihr verbotenen Bücher kann er nicht unterlassen: Sherlock Holmes' Detektivgeschichten, die Abenteuer des Meisterdiebes Arsène Lupin und die Verbrechen von Jimmie Dale, dem Gentleman, der nachts in die Häuser reicher Menschen einsteigt und dort nichts klaut, weil er gar nichts braucht.
Es geht um den Kick. Um das Machtspiel mit der Polizei. Und was als Flucht eines wohlstandsverwahrlosten Jungen anfängt, wird erst zur Inspiration, dann zur Obsession. Richard beginnt zu stehlen, zu zerstören, ohne je dabei erwischt zu werden. Er trinkt, spielt und steckt sich bei einer Prostituierten mit Gonorrhö an, seine hochschulischen Leistungen werden davon aber in keiner Weise geschmälert: Mit 17 graduiert er als jüngster Absolvent der University of Michigan.
Die beiden treffen sich an der University of Chicago, im Frühjahr 1920, Nathan ist 15, Richard 14. Zwei Teenager, mit ihren dunklen Geheimnissen und noch dunkleren Begehren. Der eine will seine homosexuellen Fantasien ausleben, der andere träumt vom perfekten Verbrechen. Und so bekommt Nathan einen Liebhaber, Richard einen Komplizen.
Sie klauen Autos, verüben Einbrüche, legen Feuer und haben danach Sex. Niemand verdächtigt die beiden Jungs aus gutem Hause, was sie ihrer Überlegenheit zuschreiben und nicht dem Umstand, dass sich die Polizei nicht auch noch um ihre kleinen Vergehen kümmern kann. Chicago in den 20ern ist eine ausschweifende Stadt, eine Stadt mit viel Geld, die Wahlheimat von Al Capone und damit Schauplatz von Bandenkriegen, Explosionen, Mord und Totschlag.
Erst als am 22. Mai 1924 die Leiche des 14-jährigen Bobby Franks in einem Abflussrohr an den Gleisen gefunden wird, sollte sich das ändern.
In unmittelbarer Nähe lag eine Brille.
Eine Brille der Marke Bobrow mit einem ganz speziellen Scharnier, eine von drei in Chicago. Und diese eine gehörte Nathan Leopold.
Chefermittler Robert E. Crowe stürmt mit seinen Ermittlern das Haus der Leopolds, findet einen Brief, in dem er und sein Freund Richard Loeb als «cocksucker» beschimpft werden. Er lädt die Jungen vor, sie tragen ihre abgesprochenen Alibis vor, sie hätten sich auf einer Sauftour in Nathans Wagen befunden, um Mädchen aufzureissen.
Doch schon zehn Tage später fällt ihr Alibi in sich zusammen. Der Chauffeur der Leopolds hatte ausgesagt, er hätte die Bremsen des besagten Autos repariert. Die Jungs hätten es also gar nicht für ein Verbrechen nutzen können. Und ebenso wenig für eine Sauftour, so viel war jetzt klar.
Am frühen Morgen des 31. Mai schlägt Crowe die Hände zusammen und ruft aus: «Goddamn, I think we got them.» Stundenlang hatte er die beiden gegeneinander ausgespielt, bis sie schliesslich gestanden.
Ja, sie hatten Bobby Franks, den sie ganz zufällig ausgewählt hatten und der mit Richard entfernt verwandt war, in ihr Mietauto gelockt. Er nahm neben Nathan Platz, der am Steuer sass und den Wagen in eine Seitenstrasse fuhr. Richard, hinten sitzend, hielt Bobby mit der einen Hand den Mund zu und stach ihm mit der anderen den Meissel mehrmals in den Kopf. Der Junge hatte versucht, sich zu wehren, während sein Blut spritzte und Nathan in Panik versetzte. Was, wenn sie jemand sieht? Schliesslich zog Richard den reglosen Körper auf den Rücksitz, stopfte ihm eine mit Äther getränkte Socke in den Mund und überliess ihn dem Tod.
Ja, sie hatten danach erst mal Kräuterbier getrunken und Hotdogs gegessen, dann fuhren sie in der Dämmerung an die Gleise in der Nähe des Wolf Lakes, luden den Jungen aus, den sie nicht mehr wie ursprünglich geplant strangulieren mussten, weil er bereits tot war. Bobbys Gesicht machten sie mit Salzsäure unkenntlich, schoben ihn in ein Abflussrohr. Den Meissel schmissen sie beim Wegfahren aus dem Fenster, den Brief mit der Lösegeldforderung von 10'000 Dollar für den Vater in einen Briefkasten.
Und nein, sie hatten nie vorgehabt, Bobby lebend an seine Eltern zurückzugeben.
Richards Eltern holen den «Attorney for the damned», den Anwalt der Verdammten, wie man Clarence Darrow damals nannte. Er soll es richten.
Und er richtete es. Zumindest schaffte er es, die Todesstrafe abzuwenden, die damals nicht nur auf Mord, sondern ebenso auf Entführung stand.
Darrow liess seine beiden «boys» auf schuldig plädieren, damit ihr Prozess nicht vor eine Geschworenen-Jury kommt, sondern allein das Urteil von Richter John Caverly ihr weiteres Schicksal bestimmt.
Derweil verstörte der abgeklärte Auftritt der beiden Angeklagten die Anwesenden. Richard und Nathan wirkten gelangweilt, dann wieder alberten sie herum, Reue über ihre Tat war nicht zu sehen, im Gegenteil. Zwei Nihilisten, zwei Libertins vom Schnitt eines Marquis de Sade, sassen da und scherten sich um nichts. Für sie gab es keinen Gott, keine Hölle, kein Recht und kein Unrecht, keine moralische Verantwortung, überhaupt keinen Sinn jenseits ihres eigenen Vergnügens.
Angesichts einer solchen Grundhaltung versuchte man verzweifelt um Hilfe beim Begründer der Psychoanalyse höchstpersönlich, doch Sigmund Freud war zu krank und zu alt für die Reise. In den Zeitungen nahmen sich Phrenologen und Physiognomen der Schädel- und Gesichtsformen der Angeklagten an, jene pseudowissenschaftlichen Ansätze mischten sich mit den antisemitischen und homophoben Vorurteilen der Zeit.
Darrows geniales Plädoyer aber wird in die Justizgeschichte eingehen – und sie für immer verändern:
Der Richter weint und geht für zwei Wochen in Klausur, um dann sein Urteil zu verkünden: lebenslang und 99 Jahre.
Richard Loeb und Nathan Leopold sind dem Galgen entkommen. Ersterer wird nach 12 Jahren im Gefängnis von einem anderen Häftling unter der Dusche erstochen – Richard habe ihn vergewaltigen wollen. Letzterer kommt nach 34 Jahren Haft frei, heiratet eine verwitwete Amerikanerin, während er Affären mit Männern pflegt und am 29. August 1971 mit 66 Jahren an einem Herzinfarkt stirbt.
Paris, 1920er:
Erschaffen hat jene märchenhaften Verführungen der 1889 in Paris geborene Künstler Juan Carlos Huergo, der später nach Argentinien übersiedelte und 1911 die Staatsbürgerschaft erhielt.
Italienisches Libyen, 1943:
Ein ausser Gefecht gesetzter Kreuzerpanzer, nachdem die Briten Tripolis besetzt hatten. Die Achsenmächte waren gezwungen, Libyen aufzugeben; inzwischen standen den deutschen und italienischen Truppen 480'000 alliierte Soldaten gegenüber – eine doppelte Übermacht mit vier Mal mehr Panzern und der uneingeschränkten Luftüberlegenheit.
Im Mai folgte bei Tunis die Kapitulation der Heeresgruppe Afrika. Zu diesem Zeitpunkt hatte Generalfeldmarschall Rommel, genannt der Wüstenfuchs, Afrika bereits verlassen. Hitlers Lieblingsgeneral sollte nicht mit der Niederlage in Verbindung gebracht werden, stattdessen schmückte Hitler ihn mit einer speziellen Auszeichnung, den Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern.
Moskau, Russland, um 1990:
Ein fahnenschwingender Veteran der Roten Armee stellt sich einem antikommunistischen Demonstranten.
USA, 1980er:
USA, ca. 1880:
Ok ...
Hallo, kleiner Dämon mit funkelnden Strassstein-Augen, der mich daran erinnern soll, meinen Alkoholkonsum zu mässigen.
Ok, ich will der sündigen Versuchung widerstehen, aber nur, weil du so herzig bist. Und jetzt zurück in deinen viktorianischen Goldanhänger, hopp.
Arles, Frankreich, 21. Februar 1997:
Eine 122 Jahre alte Jeanne Calment drückt die Tasten einer PC-Tastatur. 164 Tage später starb sie, hält damit aber bis heute den Rekord des höchsten erreichten und verifizierten Lebensalters.
Jeanne Calment wird 1875 geboren, zusammen mit Albert Schweizer, Carl Gustav Jung, Thomas Mann und Rainer Maria Rilke. Damals ist das Deutsche Reich, später auch als Deutsches Kaiserreich bezeichnet, gerade mal vier Jahre alt. 1875 ist auch das Jahr, in dem man in Göschenen vier italienische Tunnelarbeiter totschiesst, die mit einem Streik «einen Franken mehr Lohn pro Tag, eine funktionierende Ventilation und bessere Sicherheitsvorschriften» verlangt haben. Grossbritannien und Portugal balgen sich um den Besitz der ostafrikanischen Maputo-Bucht, Gabun wird französische Kolonie. Die Texanischen Indianerkriege, die 50 Jahre lang getobt haben und von gegenseitigen Massakern geprägt sind, enden mit der totalen Vertreibung der Ureinwohner. In der österreichischen Hauptstadt wird die Rohrpost für Telegramme und Eilbriefe in Betrieb genommen, während die zwei französischen Ballonfahrer Joseph Crocé-Spinelli und Théodore Sivel in einer Höhe von etwa 8000 Metern an Sauerstoffmangel sterben. Verunglückte Passagierdampfer fordern hunderte von Leben, und der Brite Matthew Webb durchschwimmt in 21 Stunden 45 Minuten als erster Mensch ohne technische Hilfen den Ärmelkanal.
Fjodor Dostojewski, Lew Tolstoi, Jules Verne, Émile Zola und Theodor Storm schreiben ihre Romane, die Opern «Carmen» und «Die Königin von Saba» feiern ihre Uraufführung. Unterdessen guckt der deutsche Zoologe Oscar Hertwig durch sein Mikroskop und beobachtet erstmals die Befruchtung einer weiblichen Eizelle durch eine männliche Samenzelle; an einem nahezu durchsichtigen Seeigel-Ei. Später kann er zeigen, dass dabei die Kerne beider Keimzellen erhalten bleiben und miteinander verschmelzen, und es nicht, wie lange Zeit behauptet, zu einer Neubildung des Zellkerns kommt. Alexander Graham Bell bastelt derweil am Telefon herum, das er ein Jahr später zur Marktreife bringen wird.
Hongkong, 1970er:
Ja, die Puppenköpfe warten drauf, dass ihnen jemand die Wimpern stutzt. Fotografiert hat sie der neuseeländische Fotograf Brian Brake in einer Puppenfabrik in Hongkong.
Japan, April 1943:
Der Berg Fuji, mit seinen 3776,24 Metern Höhe der höchste Berg Japans, fotografiert durch das Periskop des U-Boots USS Trigger (SS237) während einer Kriegspatrouille. 12 Feindfahrten absolvierte es und versenkte dabei insgesamt 18 Schiffe. Doch am 28. März 1945 wurde es von einem japanischen Jagdflugzeug entdeckt. Zwei Stunden dauerte die Bombardierung, dann meldete sich die Trigger nicht mehr.
Sie ging zusammen mit Commander Connole und allen 88 Besatzungsmitgliedern unter.
Am 11. Juli 1945 wurde die Trigger aus dem Flottenregister gestrichen. Ihr Wrack aber wurde bis heute nicht gefunden.
Schottland, 1947:
Die junge Lehrerin Jennifer Beard verschwindet in der Silversternacht 1969, während sie per Anhalter auf der Südinsel Neuseelands unterwegs ist. 19 Tage später wird ihre stark verweste Leiche unter der Brücke des Haast River an der Westküste gefunden.
Ihren Mörder fand man nie. Man ging aber davon aus, dass es sich um einen sexuell motivierten Angriff handelte.
Die neuseeländische Künstlerin Jan Nigro (1920-2012) arbeitete zu jener Zeit an einer Serie von Zeichnungen, die sie unter dem Titel «Encounters», Begegnungen, zusammenfasste. Es waren intime Studien des weiblichen Körpers, Nahaufnahmen nasser Haare, von Gänsehaut und Schweissperlen. Sie arbeitete mit der Doppelbedeutung von Frottage, die einerseits die Zeichentechnik meint, bei der die Oberflächenstruktur eines Gegenstandes durch Abreiben mit Kreide oder Bleistift auf ein aufgelegtes Papier übertragen wird. Andererseits wird ein Frotteur (von frz. «se frotter», sich reiben) genannt, wer sich zum Zwecke sexueller Stimulation an anderen Menschen reibt.
Vor dem Hintergrund des ungeklärten Mordes an Jennifer Beard begann Nigro, durch die Augen eines Mörders zu sehen, voyeuristisch und düster schaute sie nun auf ihre verletzlichen und verletzten Frauenkörper, fügte ihren Zeichnungen Stofffetzen, Gräser und Blumen hinzu, die am Tatort gefunden wurden.
Ihre «Begegnungen» verraten keine grausamen Details, sie lassen einen nur mit einem unheimlichen, beklemmenden Gefühl von Gefahr zurück.
Bikini-Atoll, 1946:
Fotografen mit ihrer Ausrüstung stehen bereit, das Zerstörungspotential von Kernwaffen in seiner ganzen Dimension zu dokumentieren. Für die insgesamt 67 Atombombenversuche waren über 42'000 Techniker, Wissenschaftler und Militärs auf Bikini stationiert. Zusätzlich wurden 242 Schiffe, 156 Flugzeuge und 5400 Versuchstiere – darunter Ratten, Ziegen und Schweine – eingesetzt.
USA, 1913:
Der DOMELRE – ein Akronym für Domestic Electric Refrigerator – war einer der ersten elektrischen Haushaltskühlschränke. Der von Frederick William Wolf Jr. erfundene, vollautomatische Kühlschrank verdrängte nicht nur den Eisblock aus dem Eisfach, sondern auch die Konkurrenzprodukte seiner Zeit.
California Aqueduct im Mint Canyon, Los Angeles, 1910er:
Der Motorradfahrer Johnny Hogg nimmt seine Frau im Harley-Davidson-Seitenwagen mit auf eine kleine Pipeline-Tour.
Osaka, Japan, 1951:
USA, 1997:
Arnold Schwarzenegger als Mr. Freeze am Set von «Batman & Robin».