Keynsham, England, 1949:
It's tea time! Die Bäuerin Maud Lee und ihre Tochter Pat geniessen ihren Nachmittagstee mit ihrem Lieblingsschaf Betty.
10. November 1989, Berlin:
Westberliner begrüssen die lange Reihe ostdeutscher Trabis und Wartburgs, die durch den Checkpoint Charlie fahren.
1932, USA:
Eine rollende Strassenkarte, die in der Geschwindigkeit des Autos über den Bildschirm läuft.
Haifa, im britisch kontrollierten Mandatsgebiet Palästina, 1947:
Die Theodor Herzl – benannt nach dem österreichisch-ungarischen Zionisten – legt am 21. April 1947 im Hafen von Haifa an – mit 2700 jüdischen Flüchtlingen an Bord. Sie versuchten aus den Ländern, in denen sie der Verfolgung und dem Tod ausgesetzt gewesen waren, zu entkommen und nach Palästina zu gelangen.
Doch die britische Militäradministration erklärte die Einwanderung für illegal – von den Juden selbst wurde sie Aliyah Bet genannt – und internierte die Flüchtlinge in DP-Lagern zunächst in Palästina, ab August 1946 dann in Zypern.
Die Menschen, unter denen sich mehr als 70'000 Holocaust-Überlebende befanden, nahmen das Risiko bewusst in Kauf: Je mehr Juden es in weitere Lager zu stecken gab, umso mehr britische Kräfte konnten so gebunden werden. Andererseits hoffte man dadurch, die Weltöffentlichkeit würde bald vom andauernden jüdischen Leid erfahren.
Und das tat sie auch. Besonders nachdem die Briten die ankommenden Juden der Exodus – ein weiteres Schiff, benannt nach dem biblischen Auszug der Israeliten aus der Sklaverei des ägyptischen Pharaos – wegen Überfüllung nicht mehr in die zyprischen Lager internierten, sondern zurückbrachten in die Länder, aus denen sie geflüchtet waren.
Nachdem sich die allermeisten Passagiere mit einem eintägigen Warn-Hungerstreik und der Parole «Entweder das Land Israel, oder der Tod auf den Schiffen» geweigert hatten, in Frankreich von Bord zu gehen, brachte man sie nach Deutschland, wo sie in Hamburg teilweise gewaltsam von den Schiffen evakuiert wurden – unter den entsetzten Augen von 200 Journalisten.
Dann wurden sie in Eisenbahnwagen mit vergitterten Fenstern gesteckt und mit Musik bespielt – ebenso wie es während der Judendeportation im Dritten Reich geschah. Und am Ende der Reise standen die Lager, wovon eines (Am Stau) ein ehemaliges SS- und Zwangsarbeiterlager war.
Entrüstet schaute die Öffentlichkeit dem herzlosen Treiben der britischen Bürokratie zu und schliesslich sorgte der internationale Druck dafür, dass sich die Briten bereit erklärten, das Palästina-Mandat im Mai 1948 aufzugeben.
Der Staat Israel wurde gegründet, die Einwanderung legalisiert. Doch was nun folgte, war die Flucht und Vertreibung von etwa 700'000 Palästinensern, im arabischen Sprachgebrauch Nakba genannt, die Katastrophe.
USA, 1957:
Paul Anderson stemmt sagenhafte 2844 Kilogramm – «das grösste Gewicht, das je von einem Menschen gehoben wurde», so steht es zumindest im Guinnessbuch der Rekorde, in der Ausgabe von 1985.
Weil Anderson nach den Olympischen Spielen 1956 vom Wettkampfsport zurücktrat und sich fortan als Boxer und Catcher betätigte, wurden viele seiner weiteren Kraftakte nicht unter ausreichend strengen Bedingungen durchgeführt, um als offiziell zu gelten. Deshalb liegt der aktuell verifizierte Guinness-Rekord bei 2422 Kilogramm, aufgestellt vom kanadischen Gewichtheber Gregg Ernst im Jahr 1993.
New York, 1973:
Stahlbauarbeiter posieren für ein Foto vor dem Nordturm des World Trade Centers.
Das Kernstück des Bürokomplexes bildeten die weltbekannten Zwillingstürme, die mit jeweils 110 Stockwerken von insgesamt 417 und 415 Metern Höhe zu den höchsten Gebäuden der Stadt gehörten – bis sie infolge der Terroranschläge am 11. September 2001 vollständig einstürzten und dabei 2753 Menschen in den Tod rissen.
Foto links 1941, Foto rechts 1945:
Nur vier Jahre liegen zwischen den beiden Fotos des sowjetischen Soldaten Eugen Stepanovich Kobytev. Das erste wurde an dem Tag aufgenommen, als er an die Front ging, das zweite, als er aus dem Krieg zurückkehrte.
Eigentlich galt seine Leidenschaft der Malerei, 1941 schloss Eugen sein Studium am Kiewer Kunstinstitut ab, am 22. Juni desselben Jahres griff Nazideutschland die Sowjetunion an – und er ging an die Front.
Bald darauf wurde er am Bein verwundet und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er landete in der «Choroler Grube», einem deutschen Konzentrationslager für Kriegsgefangene in der Ukraine. Auf dem Gelände stand nur eine halb verrottete Baracke, die ein wenig Schutz vor Stürmen und Regenfällen bot. Doch die meisten der 60'000 Gefangenen vegetierten einfach auf dem Boden, in ihrem eigenen Dreck.
Eugen gelang 1943 die Flucht, er schloss sich abermals der Roten Armee an und kämpfte in der Ukraine, in Moldawien, Polen und Deutschland. Als er nach dem Krieg nach Hause zurückkehrte, wurde ihm für seine militärischen Verdienste die Medaille «Held der Sowjetunion» verliehen. Die Medaille für den «Sieg über Deutschland» aber blieb ihm verwehrt, seine Laufbahn sei dafür allzu beschmutzt durch die Kriegsgefangenschaft.
Alle Soldaten, die sich im Laufe des Krieges ergeben hatten oder die gefangen genommen wurden, galten Stalin als Vaterlandsverräter. Deshalb wollten viele der 4,2 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter und KZ-Überlebenden nach ihrer Befreiung nicht in ihre Heimat zurückzukehren. Man hörte Gerüchte.
Und tatsächlich, Stalin – der selbst seinen eigenen Sohn verleugnete, als dieser in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet – lässt den NKWD nach dem Krieg systematisch alle sowjetischen Rückkehrer überprüfen.
Viele werden gefoltert, gestehen Dinge, die sie niemals getan haben. Für Heimatverrat gibt es 25 Jahre Lagerhaft. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens 900'000 sowjetische Rückkehrer sofort in Gulags und Arbeitslager verbracht wurden. Andere hatten weniger Glück und wurden erschossen.
England, 1932:
Dieses elektrisch angetriebene Rad erreichte eine Geschwindigkeit von 48 km/h. Erfunden hat es der Ingenieur John Archibald Purves, zusammen mit seinem Sohn, der es auf dem Foto auch gleich an einem Strand Probe fährt. Inspiriert wurde das Gefährt von einer Skizze Leonardo Da Vincis.
London, 1952:
Vom 5. bis 9. Dezember 1952 wurde London von einem stinkenden Nebel eingehüllt und als er sich endlich gelichtet hatte, stellte sich heraus, dass sich die Todeszahl in jenen Tagen nahezu verdreifacht hatte.
Das Problem war die Emission von schwefeldioxidhaltigem Rauch durch die weit verbreiteten Kohle-Heizungen. Insgesamt starben nach verschiedenen Berechnungen zwischen 4'000 und 12'000 Menschen an den Folgen des Smogs – besonders betroffen waren Babys, Kleinkinder, ältere und bereits atemwegskranke und herzkranke Menschen.
Als Folge der Smog-Katastrophe wurde der Clean Air Act 1956 beschlossen, ein Bündel von Massnahmen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung in London, dessen Umsetzung allerdings zu langsam vorangetrieben wurde, sodass die Stadt zehn Jahre später schon wieder im giftigen Nebel zu ersticken drohte.
Nepal in über 8848 Metern Höhe, 29. Mai 1953:
Der Sherpa Tenzing Norgay und der Neuseeländer Edmund Hillary trinken nach ihrer erfolgreichen Besteigung des Mount Everest eine feierliche Tasse Tee.
Als sie auf dem Gipfel angekommen waren, umarmten sie sich und hielten Ausschau nach Spuren einer eventuellen früheren Ersteigung durch die 29 Jahre zuvor in Gipfelnähe verschollene Seilschaft von George Mallory und Andrew Irvine, doch da war nichts zu sehen. Und selbst wenn der Mythos einer früheren Erstbezwingung des «dritten Pols» sich bewahrheiten würde, so komme es doch am Ende nicht drauf an, wer als Erster oben sei, sondern wer auch lebendig wieder herunterkomme, meinte Hillary.
In der nepalesischen Öffentlichkeit brach allerdings ein Streit aus, wer von der Zweierseilschaft denn nun zuerst oben war; die Nepalesen forcierten das Primat des von ihnen als Landsmann vereinnahmten Tenzing Norgay. Doch die beiden Bergesteiger sagten stets aus, sie seien gemeinsam auf den Gipfel gegangen, und sie blieben auch ein Leben lang befreundet.
In der Luft, 1920er bis 1930er:
So sah es im Passagierraum eines Doppeldeckers der ersten britischen Fluggesellschaft Imperial Airways aus.
Und wer jetzt denkt, da hat sich doch keiner ernsthaft reingesetzt, der führe sich hier die Passagiere einer deutschen Airline zu Gemüte, wie sich diese am 6. April 1925 auch noch den allerersten Bordfilm anschauen.
Moskau, Roter Platz, 1959:
Ein bisschen Schnee hält einen guten Sowjetmenschen nicht davon ab, ihren toten Führern die Ehre zu erweisen.
Im Sarg des einbalsamierten Vaters der Russischen Revolution herrschen heute sieben Grad. Er trägt künstliche Wimpern und seine faul gewordene Haut- und Fleischpartien werden alle zwei Jahre mit Plastik ersetzt. Dazu kriegt Lenin alle drei Jahre einen neuen Massanzug frisch aus der Schweiz, wo das Lüstergewebe produziert wird; ein glänzender Wollstoff, den er während seines Zürcher Aufenthalts zu schätzen gelernt hat.
1953 legt man den toten Stalin daneben und ändert die Inschrift über dem Haupteingang in «Lenin Stalin». Im Zuge der Enstalinisierung lässt Chruschtschow dessen Leiche wieder daraus entfernen, gibt ihm aber eine neue Ruhestätte auf dem Ehrenfriedhof hinter dem Mausoleum, der Nekropole an der Kremlmauer, wo er bis heute liegt.
Washington, D.C., 1888:
Die Gründungssitzung des International Council of Women (ICW). Die Mitglieder setzten sich für Friedensprojekte ein, förderten die Rechte der Frauen (Wahlrecht, Recht auf Erwerbsfähigkeit) und die Bildungschancen für Mädchen. Obwohl der Rat aus der Suffragetten-Bewegung heraus entstanden war, wurde zunächst noch nicht vollständige Gleichberechtigung verlangt, um auch konservative Frauen zu gewinnen und zu halten.
Bretagne, Frankreich, ca. 1920:
Mittels Klöppeln – spindelförmige, meist aus Holz gefertigte Spulen – und dem daran aufgewickelten Garn fertigen diese Damen Spitzen.
Kuwait, 1991:
Feuerwehrleute versuchen, eine undichte Ölquelle zu löschen.
Als der Zweite Golfkrieg (im englischen Sprachgebrauch allerdings First Gulf War genannt) im Februar 1991 endete, setzten irakische Truppen die Ölfelder Kuwaits in Brand, um den alliierten Vormarsch zu stoppen. Hunderte Ölquellen des Wüstenstaats gingen in Flammen auf, wochenlang verdunkelten schwarze Wolken den Himmel.
Feuerwehrexperten aus Frankreich, Ungarn, China, Iran, Grossbritannien und weiteren Ländern verstärkten bald die nordamerikanischen Mannschaften, die als erste versuchten, das Inferno zu löschen. Nach 9 Monaten war es endlich geschafft.
Sydney, Australien, 1890er:
Der von Harry Rickards gegründete Tivoli Circuit war ein erfolgreicher und beliebter australischer Varieté-Unterhaltungszirkus, der die Leute mit Nummern wie «Ferry der menschliche Frosch», «der Mann, der melodiös furzt» oder eben der wunderbaren Madame Marzella und ihren dressierten Papageien erheiterte.
Paris, besetztes Frankreich 1940:
Der deutsche Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt bekommt von Alfred Merlin (rechts), dem französischen Archäologen und Konservator des Museums, eine Tour durch die Antikenabteilung, wo er die Venus von Milo bewundern kann.
Österreich, 1966:
Wow.