Um 1900:
Ein ziemlich aufgeregter Hotelangestellter.
Hanoi, Vietnam, 1967:
Einwohner der nordvietnamesischen Hauptstadt warten während eines Luftangriffs auf Entwarnung.
Mitte 1966 war bereits mehr als 70 % der Bevölkerung in Hanoi evakuiert worden. Schützen- und Splittergräben waren ausgehoben, Schulen, Krankenhäuser, Behörden und einige Rüstungs- und Industriebetriebe waren in andere Gebiete oder unter die Erde verlegt worden. Und die in der Stadt verbliebenen Menschen wussten, was bei einem Luftangriff zu tun war.
Dennoch führten die ersten Bomben zu Panik, aber schon bald gewöhnte man sich an die Sirenen und befolgte diszipliniert die Lautsprecherdurchsagen.
Eine Sekretärin der französischen Delegation in Hanoi berichtete:
«Alles geht beinahe gespenstisch lautlos vor sich. Das Leben erstirbt ganz plötzlich. Autos werden am Strassenrand abgestellt, Geschäfte geschlossen und die Leute verschwinden von den Gehsteigen und schon nach wenigen Minuten patrouillieren Soldaten und Luftschutzhelfer durch die menschenleere Stadt. Nur lärmende Lautsprecher verkünden die Angriffsziele und die Zahl der abgeschossenen Flugzeuge.»
USA; 1995:
Danke, David LaChapelle, für dieses fruchtige Kunstwerk des damals 21-jährigen Leonardo DiCaprio! Der amerikanische Fotograf hat bereits unzählige Stars vor der Linse gehabt – und die meisten seiner Porträts haben etwas Überdrehtes, so wie das hier.
Embu, Brasilien, 6. Juni 1985:
Als «Todesengel von Auschwitz» hatte der KZ-Arzt Josef Mengele an zehntausenden Menschen grauenvolle medizinische Experimente durchgeführt.
Selbst in seiner Freizeit stand er an der Rampe, um Zwillinge auszusondern. Er brachte seinen «Meerschweinchen» Schokolade, fuhr sie mit dem Auto durchs Lager – und wenn ein Zwilling starb, tötete er sogleich dessen Geschwister, damit er gleich beide obduzieren konnte.
Er nahm Versuchsoperationen ohne Narkose vor, um die Schmerzempfindlichkeit von Zwillingen vergleichen zu können. Andere Kinder erhielten Bluttransfusionen oder wurden künstlich mit Krankheitserregern infiziert. Die meisten der geschätzten 900 untersuchten Zwillinge waren acht bis zwölf Jahre alt.
Die wenigsten überlebten Auschwitz.
Mengele aber überlebte nicht nur den Krieg, er schaffte es auch, nach dessen Ende unterzutauchen. 1949 floh er über eine der Rattenlinien nach Südamerika. Erst lebte er unter seinem echten Namen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aries. Dann folgten Paraguay und Brasilien. Ein deutscher Haftbefehl lag erst 1959 gegen ihn vor, dann begann auch der Mossad, den bald zum meistgesuchten NS-Verbrecher aufgestiegenen Mann zu suchen. Vergeblich.
Er starb mit 68 Jahren, am 7. Februar 1979, und wurde unter dem Namen seines österreichischen Freundes Wolfgang Gerhard beerdigt. Er war im Atlantik ertrunken, wahrscheinlich in Folge eines ihn im Meer ereilten Schlaganfalls.
Als dann der echte Wolfgang Gerhard verstarb, fand man bei diesem einen umfangreichen Briefwechsel mit Mengele. Und im Sommer 1985 folgte die Entdeckung des Leichnams auf dem Friedhof von Embu, einer Stadt nordwestlich von São Paulo.
Viel war von Mengele nicht mehr übrig; ein Haufen Knochen und der Schädel mit einigen Exemplaren seines «dünnen, leicht gewellten kastanienfarbenen Haars», wie die SS-Musterungsbehörde 1938 in ihrem peniblen anatomisch-medizinischen Profil des damals 27-jährigen Arztes festgehalten hatte.
Der brasilianische Gerichtsmediziner Daniel Romero Muñoz leitete das Untersuchungsteam, das zwei Wochen nach dem Fund der Überreste zum Schluss kam, dass es sich dabei tatsächlich um den Gesuchten handelte. Allerdings schien dieser eine eher «unarische» Schädelform zu haben:
Eine DNA-Analyse seiner Zähne räumte 1992 auch noch die letzten Zweifel an seiner Identität aus.
Inzwischen ist Muñoz Direktor der Gerichtsmedizinischen Abteilung der Medizinischen Fakultät der Universität von São Paulo und nutzt den Schädel des KZ-Arztes zu Unterrichtszwecken.
Mengeles Knochen seien das perfekte Demonstrationsobjekt für angehende Gerichtsmediziner, sagt er, weil seine gesamte Vorgeschichte so gut dokumentiert ist. Die wegen häufigen Zahnabszessen klaffende Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen, das Loch im Gaumen, wo er die Metallnadel hineingebohrt hatte, um den Eiter abzuleiten. Der Auswuchs an der Hüfte, den er einem Motorradunfall im Konzentrationslager verdankte. Und das kürzere rechte Bein, das er mit einer Schuheinlage seinem linken anzugleichen pflegte.
«Wenigstens als Toter erweist Mengele der Wissenschaft einen Dienst», meint Muñoz.
New York City, 1934:
Ost-Berlin, DDR, 1980er:
Das Lenindenkmal auf dem Leninplatz in Berlin, der heute Platz der Vereinten Nationen heisst.
Am 8. November 1991 begann der Abriss der monumentalen Statue, stets begleitet von Menschen, die die Arbeiten zu blockieren versuchten. Ohne Erfolg. Lenin wurde in 129 Teile zerlegt und in einer Sandgrube bei Berlin-Müggelheim vergraben. Der 3,5 Tonnen schwere Kopf aber buddelte man 2015 wieder aus, um ihn in der Dauerausstellung «Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler» in der Zitadelle Spandau zu zeigen.
San Francisco, USA:
Bereits 1863 feierte das erste Cliff House seine Eröffnung. Damals noch einen langen Fussmarsch von San Francisco entfernt, beherbergte das Restaurant hauptsächlich Reiter, Kleinwildjäger und Tagesausflügler, die einen Blick auf die Seelöwen erhaschen wollten, die sich auf den Seal Rocks vor den Klippen sonnten. 1887 fiel es erst einem mit Dynamit und brennenden Öllampen beladenen Schoner zum Opfer, der bei Lands End auf Grund lief und mit einem riesigen Knall explodierte. Was danach noch stand, brannte 1894 aufgrund eines defekten Schornsteins vollständig nieder.
Dann folgte das prächtige zweite Cliff House, ein siebenstöckiges viktorianisches Schloss. Neben dem Restaurant gab es nun auch sechs grosse Hallenbäder, ein Museum und eine Eislaufbahn.
Die Bewohner von San Francisco kamen in Scharen mit Dampfeisenbahnen, Fahrrädern, Kutschen und Pferdewagen, um ihre Sonntage hier zu verbringen. Bis der Lebkuchenpalast (Gingerbread Palace), wie das Schloss auch genannt wurde, am Abend des 7. September 1907 bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Heute steht an seiner Stelle ein eher bescheidenes, klassizistisches Gebäude, an dem immer mal wieder an - und herumgebaut wurde und wird.
Swerdlowsk (heute Jekaterinburg), Sowjetunion, 1960er:
Ein Kriegsveteran gedenkt seinen toten Kameraden an der Ewigen Flamme.
USA, 1950:
Mit diesem flachen Schühchen von Roger Vivier für Christian Dior lassen sich Zigaretten wunderbar elegant ausdrücken.
Bechtesgaden, Oberbayern, Deutschland, 1945:
US-Soldaten verladen Skulpturen und das Ölgemälde «Adam und Eva» (1550) des flämischen Malers Frans Floris de Vriendt aus Hermann Görings Kunstbunker.
In Bergwerken und Schlosskellern, in Bunkern und Klöstern des untergegangenen Dritten Reiches verstaubten rund fünf Millionen Kunstwerke, die Hitler kaufen, aber besonders klauen und beschlagnahmen lassen hatte und die die Alliierten wieder zusammensammelten. Alle Preziosen brachten sie erst nach München, in die zwei Donau-Kalkstein-Tempel der Nationalsozialisten im Zentrum der Stadt. Hier entstand der Central Collecting Point, kurz CCP.
Göring, Goebbels, Ribbentrop, Speer, Himmler, Bormann, sie alle hatten gesammelt, weil Hitler sammelte; schliesslich hatte das Interesse des Führers ihr persönliches Interesse zu sein.
Bis 1950 hatten es die Amerikaner und Briten geschafft, ca. 2,5 Millionen Kulturgüter an ihre eigentlichen Besitzer zurückzugeben. Von da ab sollten die deutschen Behörden sich dieser «leidvollen Angelegenheit» annehmen. Doch sie kamen nur schleppend voran, viele der Schätze liessen sich überhaupt nicht zurückverfolgen, und so beschloss der Bundestag 1966, geeignete Kunstwerke an Museen und obere Behörden der Bundesrepublik zu verleihen.
Erst 2013 entfernte man einen Sultanabad-Teppich der Göring-Sammlung aus dem Kanzleramt in Bonn. Es war das Jahr, in dem der «Spiegel» enthüllte, dass sich nach wie vor rund 20'000 Kunstgegenstände aus dem Besitz von Nazis in Depots des Bundes befinden. Seither bemüht sich die Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und Provenienzforschung, die Herkunft von Werken aus dem Nazi-Fundus zu klären und zu katalogisieren.
Deutschland, 1929:
Onkel Wilhelm oder der Mann im Mond nannte man den deutschen Schauspieler Wilhelm Bendow (1884–1950), der erst auf Schmierenbühnen auftrat, bis er zum beliebten Kabarettisten und Komödianten aufstieg, der in zahlreichen Spielfilmen, Theaterstücken und Operetten auftrat.
Oft spielte er, selbst homosexuell, offen schwule Charaktere auf der Bühne, die man damals als besonders «tuntig» und damit als belustigend empfand.
Wegen Verdachts auf homosexuelle Kontakte ermittelte 1938 die Gestapo gegen ihn, 1944 wurde er in ein Arbeitslager gesteckt, das er aber nach kurzer Zeit wieder verlassen konnte.
Wilhelm Bendow starb am 29. Mai 1950 mit 65 Jahren in seiner Geburtsstadt Einbeck.
China, 1971:
Das chinesische Propaganda-Bild zeigt drei Soldaten der Volksbefreiungsarmee, wie sie in höchstem Masse interessiert in ihrem roten Büchlein lesen.
Die Mao-Bibel, offiziell «Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung», war so kleinformatig, damit sie in die Brusttasche der Armeeuniform passte. Das Büchlein vereinigte die wichtigsten Zitate Maos, und als dieser im Mai 1966 zur Grossen Proletarischen Kulturrevolution aufrief, wurde es im ganzen Land verteilt.
Im Namen ebenjener Kulturrevolution begann der Rote Terror über China zu ziehen. Schüler und Studenten, fanatisiert durch Maos Aufrufe zur Errichtung einer neuen Welt, machten in ihren Schulen Jagd auf «reaktionäre Autoritäten». Man säuberte Wohnungen von unproletarischer Kleidung, falschen Büchern und Geschirr, von Lippenstift und Klassenfeinden.
Wie viele Menschenleben diese «Zehn Jahre Chaos» und seine grauenvollen Massaker kosteten, ist nicht mehr zu berechnen. Die Schätzungen schwanken zwischen Hunderttausenden und 20 Millionen Toten.
USA, ca. 1920
Coventry, England, 1945:
Amerikanische Soldaten an einer Sonntagsmesse in den Ruinen der St Michael’s Cathedral. Sie wurde bei einem deutschen Bombenangriff am 14. November 1940 fast vollständig zerstört.
Norwegen, ca. 1930:
Eine samische Familie vor ihrer Kote.
Golfregion, Oktober 2001:
Ein F-14A Tomcat-Kampfflugzeug wird während des Fluges von einer S-3B Viking aufgetankt. Sie starteten vom Flugzeugträger USS Enterprise aus, der im Rahmen des Antiterror-Kampfs der USA an Operationen gegen Ziele in Afghanistan beteiligt war.
Manila, Philippinen, 1912:
Zwei Pestforscher in ihrer Schutzkleidung.
Nach der Justinianischen Pest im 6. Jahrhundert und dem «Schwarzen Tod», der im 14. Jahrhundert etwa einen Drittel der europäischen Bevölkerung hinwegraffte, begann Ende des 19. Jahrhunderts die Dritte Pest in China zu wüten. Jene Beulenpest kostete rund 15 Millionen Menschenleben, besonders in China, der Mandschurei, Mongolei und in Indien, sie wütete aber auch in den USA, während Europa weitgehend verschont blieb.
Ende Oktober 1912 wurden auch Dr. Heiser, dem leitenden Quarantänebeamten und Gesundheitsdirektor der Philippinen, 17 Pestfälle gemeldet, zwei davon mit Todesfolge.
Die Seuche brach im Güterlager der Manila & Dagupan Railway Co. aus, wo mehrere tote Ratten entdeckt worden waren.
Die weitere Ausbreitung der Seuche konnte durch den Abtransport der betroffenen Waren und die Reinigung der Gebäude schnell eingedämmt werden.
University of Illinois, USA, 1910:
College-Studenten chillen in ihrem Wohnheim.
Krim, 1853:
Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 kämpfte Russland gegen das Osmanische Reich und seine Verbündeten Frankreich und Grossbritannien. Er begann als neunter Russisch-Türkischer Krieg, in den die westeuropäischen Mächte eingriffen, weil sie nicht wollten, dass Russland sich auf Kosten des geschwächten Osmanischen Reiches allzu sehr vergrösserte.
Der britische Fotograf und Journalist Roger Fenton schoss dieses Foto, eine von rund 360 Aufnahmen, die er während des Krimkriegs machte.
Heute gilt er als einer der ersten Kriegsfotografen. Wegen der damals elendiglich langen Belichtungszeit vermochte er allerdings keine Kampfhandlungen zu fotografieren. Zudem verbot ihm die britische Krone, Bilder zu schiessen, die das Elend des Krieges veranschaulichten.
So sind auf seinen Bildern Blut und Tod abwesend, stattdessen sieht man gesellige britische Offiziere – im obigen Beispiel beim Trinken mit ihren französischen Verbündeten – in gestellten Posen. Seine Reise auf die Krim wird deshalb auch als Propagandamission gewertet.
USA, 1984–2015:
Arnold Schwarzenegger im Schminkstuhl der Zeit: Als T-800 in «Terminator» (1984), in «Terminator 2: Judgment Day» (1991) und schliesslich in «Terminator Genisys» (2015).