El Vals del Obrero
Einem z.B. Putin würde das auch gut tun.
Woolwich, London, 1931:
Arbeiterinnen bei der Herstellung von Telefonen in einer Siemens-Fabrik.
Saipan, Japan, Juni 1944:
Ein Marine bei einem Grimassen-Battle gegen eine Löwen-Statue, die in jenem japanischen Schreingarten als einzige vom Granaten- und Kugelregen verschont geblieben ist.
London, 1947:
Das «Queen II»-Albumcover, fotografiert vom legendären britischen Fotografen Mick Rock, der sich folgendermassen an die Entstehung des Bildes erinnert:
«Queen baten um ein Treffen mit mir, weil ihnen gefiel, was ich mit David Bowie und Lou Reed und vor allem mit Iggy Pop gemacht hatte. Das erste Queen-Album hatte nicht viel Anklang gefunden, also dachten sie, lass uns ein bisschen Mick-Rock-Glam-Zeug machen, vielleicht hilft das.
Wir hatten also das Treffen, und sie spielten mir ‹Queen II› vor, und ich glaube, ich sagte: ‹Wow! Ziggy Stardust trifft Led Zeppelin›. Das war die richtige Reaktion. Danach waren sie von mir überzeugt.
‹Queen II› war die zweite Studioaufnahme, die ich mit ihnen machte, im Februar 1974. Für das Konzept habe ich mich von der Musik und der Band leiten lassen. Sie hatten keinen Zweifel daran, dass sie gross rauskommen würden, also hatte ich das Gefühl, dass es eine gewisse grossartige Qualität haben musste. Ich war auf ein Foto von Marlene Dietrich am Set von ‹Shanghai Express› von 1932 gestossen, und sie stand unter einem Scheinwerfer, mit Schattenaugen, verschränkten Armen und gespreizten Fingern. Ich zeigte Freddie das Bild, und er fand es toll. [...]
Am Ende gab es eine Debatte darüber, ob die weisse oder die schwarze Aufnahme auf das Cover kommen sollte. Jemand hatte der Band vorgeworfen, prätentiös zu sein. Freddie war das natürlich egal, aber die anderen fanden das schwarze Foto zu stark, weil sie eine unbekannte Band waren und das schwarze Cover den Eindruck erweckte, als seien sie schon da. Aber wenn Freddie etwas wollte, konnte er die anderen dazu überreden, und schliesslich haben sie mitgemacht. Und ich weiss, dass sie froh sind, dass sie es getan haben.»
Mick Rock, zitiert nach loudersound
Epsom, Surrey, England, 1977:
Die ehemalige amerikanische Schönheitskönigin Joyce McKinney in einem Polizeiwagen auf dem Weg zu einer Anhörung vor dem örtlichen Amtsgericht.
Bekannt wurde ihr Fall unter dem Namen «The Manacled Mormon case» (Fall vom gefesselten Mormonen) «Mormon sex in chains case» (Fall des Mormonen-Sex in Ketten). McKinney wurde wegen sexueller Nötigung und Entführung des jungen amerikanischen Mormonen-Missionars Kirk Anderson angeklagt.
Das mutmassliche Opfer gab an, McKinney habe ihn von den Stufen eines Kirchengebäudes entführt, an ein Bett gefesselt und vergewaltigt. Allerdings lag nach geltendem Sexual Offences Act 1956, der damals in Grossbritannien galt, keine Vergewaltigung vor, weil das Opfer männlich war; die Klage lautete also bloss auf «unsittlicher Übergriff auf einen Mann».
McKinney beharrte allerdings darauf, dass Anderson freiwillig mit ihr mitgegangen sei. Bei der Anhörung vor Gericht sagte sie:
Doch da sie und ihr angeblicher Komplize Keith May gegen Kaution aus dem Gefängnis gekommen und in die USA geflohen waren, fand der Prozess gar nicht statt. Die beiden wurden zwar später unter dem Vorwurf gefälschter Pässe verhaftet, die britischen Behörden aber verzichteten auf ein Auslieferungsverfahren. Und so wurde McKinney in Abwesenheit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, weil sie die Kautionskosten nicht beglichen hatte.
Dann folgten weitere merkwürdige Handlungen und Straftaten. McKinneys Leben liest sich wie die höchst tragische Chronik einer sehr verwirrten Person:
Berlin, 1945:
Eine Postkarte zeigt den zerstörten Reichstag.
Während des Zweiten Weltkrieges diente das Gebäude als Luftschutzbunker, als Produktionsstätte von Elektronenröhren der AEG, als Lazarett und schliesslich als gynäkologische Station der nahegelegenen Charité; etwa 60 bis 100 Kinder wurden im Reichstagsgebäude geboren.
Am 30. April 1945 wehte die erste sowjetische Flagge auf dem Dach, während in den oberen Stockwerken noch immer vereinzelt gekämpft wurde. Weil die letzten Verteidiger im Keller erst am nächsten Tag kapitulierten, musste der Militärfotograf Jewgeni Chaldej jenen erinnerungswürdigen Moment nachstellen lassen, um sein berühmtes Foto schiessen zu können, das zum Symbol für den Sieg über den deutschen Faschismus geworden ist:
Irgendwo im Staat Washington, USA, 1970:
Ein Hofnarr unter der Regentschaft Abdülaziz' (1861 –1876), des 32. Sultans der Osmanen, der am Ende abgesetzt und ermordet wurde.
Narren waren besonders körperauffällige Personen, die aufgrund ihres Äusseren zur Possenreisserei oder auch als dankbares Opfer von Witzen geeignet schienen. Sie wurden bereits in der Antike an Höfen gehalten, das Osmanische Reich ging allerdings schon sehr früh dazu über, einzelne Hofnarren zu verbeamten. Sie wurden zu wahrhaften Belustigungsspezialisten, die zusätzlich auch eine beratende Funktion übernahmen und so einen beachtlichen Einfluss auf die jeweiligen Fürsten, Könige und Sultane ausübten. Ihr Privileg: Sie durften deren Herrschaft unmittelbar irritieren, ungestraft Witze darüber machen und sie in Frage stellen.
1920er-1930er:
Kennen tut man den Sport des Wagenrennens von den alten Griechen und Römern; allerdings waren damals vor die leichten, zerbrechlichen Zweirad-Wagen vier Pferde gespannt, die sieben Runden im ovalförmigen Zirkus zu drehen hatten. Während die Griechen die Zügel nur hielten, schlangen sie sich die römischen Wagenlenker (agitatores) um den Arm. Das garantierte zwar einen besseren Halt, erhöhte aber auch die Gefahr, bei einem Zusammenstoss mit einem anderen Wagen von den eigenen Pferden mitgeschleift zu werden und so zu Tode zu kommen. Für diesen Fall führten sie ein Messer mit sich, um die Leinen durchschneiden zu können.
Mit den Jahrhunderten geriet jene gefährliche Sportart in Vergessenheit, zumindest bis Lew Wallices sie mit seiner Novelle «Ben-Hur: A Tale of the Christ» 1925 wieder in die Köpfe der Menschen setzte.
Nur waren Pferde inzwischen nicht mehr so in, es galt, den Sport etwas der modernen Zeit anzupassen, also spannte man statt ihnen Motorräder vor die Wagen.
Eine typische frühe Fahrzeugkonfiguration war ein Fahrer auf einem Motorrad, der einen Streitwagen und einen Wagenlenker zog, die im Wesentlichen aber reine Zierde waren.
Daraus entwickelte sich bald eine Konfiguration mit zwei fahrerlosen Motorrädern, die von einem einzigen Wagenlenker mit Hilfe von an den Gashebeln befestigten Zügeln gelenkt wurden.
Eine lange Dauer war aber auch dem motorisierten Wagenrennen nicht vergönnt; nach den 30er-Jahren war es abermals weitgehend ausgestorben.
San Francisco, Kalifornien, 1984:
George Lucas inmitten all seiner «Star Wars»-Requisiten.
London, 1971:
Unterleutnant Alan Hogarth von der Royal Navy läuft mit seinen selbst gebauten Styroporschuhen auf der Themse.
Irgendwo in Nordamerika, ca. 1950er:
Die Gründung des ersten weiblichen Motorrad-Clubs, den sogenannten Motor Maids, im Jahr 1940 gab Frauen die Möglichkeit, ihre Begeisterung für Motorräder zu teilen und sich mit anderen Motorradfahrerinnen auszutauschen. Auch galt es zu zeigen, dass Frauen solche einspurigen Kraftfahrzeuge fahren konnten und dabei auch nicht ihre Weiblichkeit verloren; dass sie dafür weder männlich, noch männerhassend oder lesbisch zu sein brauchten.
Auf dem Bild sehen wir Dot Robinson (rechts), die Gründerin und erste Präsidentin der Motor Maids, gemeinsam mit ihrer Tochter.
1860–1924, USA und Grossbritannien:
Die Fotografie war Mitte des 19. Jahrhunderts noch immer ein zauberhaftes Medium, behaftet mit dem Nimbus des Übernatürlichen. An den Vernunftglauben gefesselt, hofften die Menschen, die fotografische Linse sehe und speichere vielleicht mehr von der Welt. Mache vielleicht sogar das sichtbar, was man mit dem blossen Auge nicht erschauen kann: die Seelen der Verstorbenen, Geister und übernatürliche Wesen. Die Spiritisten beschworen also eifrig alle Arten von Gespenstern, und die Geisterfotografen lichteten ab, was da anscheinend aus dem Jenseits heraufgekrabbelt kam.
Der Bostoner Hobby-Fotograf William H. Mumler schoss 1871 das erste «Geisterfoto», im Grunde ein missratenes Bild, ein Selbstporträt, auf dem beim Entwickeln wie von Zauberhand der Geist seines verstorbenen Cousins auftauchte. Die Spiritisten suchten ihn in Scharen auf, viele von ihnen hatten ihre Liebsten im Amerikanischen Bürgerkrieg verloren und sehnten sich nach einem Zeichen von ihnen aus dem Jenseits.
Mumler verstand es, aus Trauer Profit zu schlagen. Mehrmals stand er wegen Betrugs vor Gericht, doch die genaue Methode, wie er seine mysteriösen Fotos gefälscht haben könnte – man nahm eine Doppelbelichtung an –, konnte bis heute nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Bald fingen Fotografen auf der ganzen Welt an, seine Idee zu kopieren. Die unheimlichen Bilder wurden während der Séancen gemacht, also an jenen spiritistischen Sitzungen, an denen man die Geister der Verstorbenen heraufbeschwor. Der Fotograf fungierte dabei als Medium.
Viele jener Geisterknipser arbeiteten mit vorbehandelten Foto-Platten, auf denen bereits vor der Séance ein Phantom aufbelichtet worden war. Die neblige Durchsichtigkeit erhielt das mysteriöse Wesen durch eine sehr kurze Belichtungszeit und ein Stück Gaze, das der Fotograf vor sein Objektiv hängte.
Ausgerechnet Sir Arthur Conan Doyle (1859–1930), der mit seinen «Sherlock Holmes»-Romanen der Überlegenheit kühler Logik ein literarisches Denkmal gesetzt hatte, war ein feuriger Verfechter des Spiritismus. «Medien» mochten ihn dann auch glauben machen, dass sein im Ersten Weltkrieg gefallener Sohn sich als Geist zurück in seine Welt geschlichen hätte.
Die Tricksereien der britischen Geisterfotografin Ada Emma Deane konnten im Gegensatz zu jenen ihres Vorläufers Mumler aufgedeckt werden: Ihre 1924 während der Schweigeminuten des britischen Armistice Day geschossene Aufnahme zeigte ihrer Behauptung nach eine Gruppe gefallener Soldaten. Als die «Daily Sketch» das Foto erstmals abdruckte, fragte die Zeitung nach den Gesichtern: «Wem gehören sie?»
Zwei Tage später beantworteten sie die Frage gleich selbst. Die Journalisten hatten nämlich inzwischen die vermeintlichen Toten als sehr lebendige Fussballer und Boxer identifiziert.
1940er-1960er, USA:
Als das BH-Tragen noch das reinste Abenteuer war ...
«I Dreamed ...» war eine Werbekampagne des Damenunterwäsche-Herstellers Maidenform, der 1922 u.a. von der Näherin Ida Rosenthal zusammen mit ihrem Gatten und Enid Bissett gegründet wurde.
Sie lief vom Zweiten Weltkrieg bis in die frühen 1960er-Jahre und zeigte Frauen, die sich dank ihres wundersamen BHs in ihre kühnsten Fantasien zu begeben wagten.
Die mit Wortspielen und Doppeldeutigkeiten ausgeschmückte Kampagne war ein durchschlagender Erfolg: Die Verkäufe von Maidenform stiegen zwischen 1949 und 1963 von 14 Millionen auf über 43 Millionen.
1969 wurde die Werbung schliesslich eingestellt. Für die Frauen war es an der Zeit, nicht bloss von Macht zu träumen, sondern sie auch auszuüben.
Albert, französische Front, 1915:
Die englische Reporterin Dorothy Lawrence wird verhaftet, nachdem sie sich als männlicher Soldat ausgegeben hat, um von der Front des Ersten Weltkriegs berichten zu können.
Vorher hatten ihr eine Gruppe britischer Soldaten eine Uniform besorgt und ihr das militärische Marschieren beigebracht. Mit kurzen Haaren, einem offiziellen Passierschein und einer gefälschten Erkennungsmarke auf den Namen Denis Smith kam sie nach Albert, wo ein Jahr später die Schlacht an der Somme beginnen sollte. Eine Weile brachte sie bei den Soldaten zu, schlief nachts in einer verlassenen Hütte und marschierte tagsüber mit ihren Kameraden zu den Schützengräben. Doch bald war sie erschöpft und befürchtete, krank oder verwundet und in der Folge enttarnt zu werden. Und so ging sie zum Kommandanten ihrer Einheit und stellte sich selbst.
Als Kriegsgefangene verhörte man sie und schickte sie dann zurück nach England. Ihr Abenteuer durfte sie nach Kriegsende nur in zensierter Form veröffentlichen und es brachte auch nicht den erhofften Erfolg.
Völlig mittellos und ohne Familie wurde sie 1925 in eine geschlossene Anstalt in Barnet eingewiesen, wo sie 39 Jahre später starb.
USA, 1994:
Tom Cruise, Arnold Schwarzenegger und Tom Hanks in der Zeitschrift «Vanity Fair», als sie als die «Drei Könige von Hollywood» galten.