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Das Machtzentrum der NLB (neu Swiss League) hat sich in den Oberaargau und das angrenzende Mittelland verlagert. Ja, die «Kraftorte» der Liga liegen nur gut 20 Kilometer auseinander. Olten und Langenthal bilden die «Mittelland-NHL».
Der SC Langenthal ist der NLB-Titelverteidiger. Der EHC Olten scheiterte letzte Saison bereits in den Viertelfinals schmählich am späteren Finalisten Rapperswil-Jona und hat kräftig aufgerüstet. Ja, kein anderer Klub der gesamten Nationalliga (also der zwei höchsten Spielklassen) hat sich auf dem Transfermarkt so verstärkt. Olten rockt.
Die Unternehmenskulturen der beiden Klubs unterscheiden sich inzwischen beträchtlich. Es ist auch ein wenig ein «Kampf der Hockeykulturen».
Olten ist so etwas wie eine ehrgeizige NLB-Antwort auf den HC Lugano, aber mit begrenzten finanziellen Mitteln. Mit der spielerischen Substanz zum NLB-Meister und Aufsteiger. Aber auch mit einem unterschätzen Konfliktpotenzial und lustvollem Hüst und Hott im Management wie Lugano. Häufige Trainer- und Ausländerwechsel inklusive.
Langenthal ist eine nach calvinistischen Prinzipien geführte Hockeyfirma («Beten für ein Stadion und arbeiten für die Siege auf dem Eis»). Gut strukturiert und mit bemerkenswerter Kontinuität im Management – Geschäftsführer Gian Kämpf managt seit 2007, Präsident Stephan Anliker steht dem Unternehmen seit dem Wiederaufstieg im Frühjahr 2002 vor. Es läuft so gut, dass er sich hauptsächlich um sein teuerstes Hobby kümmern kann. Er ist auch grosser Vorsitzender des Fussballunternehmens GC.
Die Langenthaler arbeiten also überaus seriös. Die Oltner sind dafür krisengeschüttelter und sturmerprobter.
Aber es gibt in der neuen Saison auch eine ganz besondere, jetzt noch intensivere Rivalität im Jura. Ajoie gegen La Chaux-de-Fonds. Der Modus befeuert diese Rivalität. Weil die Liga jetzt, nach dem Konkurs von Martigny, nur noch elf Teams umfasst.
Die «Swiss League» ist in vier Gruppen aufgeteilt:
Alle Teams spielen zweimal zu Hause und auswärts gegeneinander. Das ergibt 40 Spiele. Zusätzlich tragen die Teams in den vier vorgenannten Gruppen untereinander sechs Partien (drei Heimspiele für jeden) aus – und so kommen wir auf 46 Spiele. Ajoie und La Chaux-de-Fonds spielen in ihrer Zweiergruppe neben den vier Partien im Grunddurchgang noch sechs Derbys und kommen so auch auf 46 Partien.
Das Jura-Derby wird also nächste Saison zehnmal gespielt. Zehn Partien in einem Grunddurchgang – das ist neuer Weltrekord. Bisher hielten diese Bestmarke Dynamo Weisswasser und Dynamo Berlin. Nachdem in der einstigen DDR das Eishockey wegen Chancenlosigkeit auf Medaillen nicht mehr gefördert wurde, gab es nur noch zwei Teams, die um den Titel spielten: Dynamo Weisswasser und Dynamo Berlin.
Sie ermittelten den Titel jeweils in acht Direktbegegnungen – zwei weniger als jetzt Ajoie und La Chaux-de-Fonds austragen werden. Treffen Ajoie und La Chaux-de-Fonds auch noch in den Playoffs aufeinander, sind gar 17 Derbys möglich. Wahrlich, es rockt im Berner Mittelland, aber es rockt auch im jurassischen Hockey.
Aber vielleicht wird die Liga von den Rändern her aufgemischt. Am östlichen Rand finden wir Rapperswil-Jona. Eingeteilt in einer Gruppe mit Winterthur und Thurgau. Eine echte Konkurrenz gibt es für die Lakers in der Ostschweiz nicht. Bei den Partien gegen Winterthur und Thurgau wird es viele «Gratis-Punkte» geben. Neben dem Eis ist dieses Hockey-Unternehmen nach wie vor auch NLA-Niveau. Und hätten die St. Galler den NLB-Final gegen Langenthal gewonnen – sie hätten in der Liga-Qualifikation gegen Ambri den Aufstieg wohl geschafft. Es wäre keine Überraschung, wenn «Rappi» im Frühjahr 2018 in die NLA aufsteigen würde.
Aber vielleicht wird die Liga ja von Süden her aufgemischt. Von Visp. Nach einigen Turbulenzen und grosser Arbeit neben dem Eis (ein neues Stadion wird gebaut) ist die sportliche Stabilisierung gelungen. Visp als Meister? Warum nicht? Das emotionale und spielerische Potenzial ist eigentlich vorhanden. Aber es gibt ein Problem: Trainer Matti Alatalo ist ein exzellenter Ausbildner. Er hat sechs Jahre bei den GCK Lions mehr ausgebildet als die Gegner ausgecoacht und vergangene Saison sein Team auf den letzten Platz versenkt.
Wird er an der Bande im Pulverdampf grosser Spiele gegen die Titanen aus Olten, Langenthal und Rapperswil-Jona die Übersicht behalten? Wenn nicht, kann ihn der neue Sportchef Bruno Aegerter ablösen – er war ja schon fünf Jahre lang in Visp Trainer mit Kultstatus (2000 bis 2005).
Und damit sehen wir, wie gut und unterhaltsam die zweithöchste Liga ist. Es wird auch neben dem Eis rocken, Trainerentlassungen und Ausländerwechsel inklusive. Es ist eine der besten zweiten Ligen der Welt. Mindestens vier Teams können Meister werden – Olten, Langenthal, Rapperswil-Jona und Visp.
Mit den Welschen rechnen wir nicht. Sollten es La Chaux-de-Fonds oder Ajoie als Aussenseiter schaffen, so ist es früh genug, wenn wir uns in einem Jahr verneigen und sagen, dass wir es schon immer gewusst haben.
So viel defensiver Rock und so viel offensiver Roll, mit Weltmeister, Olympiasieger und NLA-Aufsteiger (Langnau) Bengt-Ake Gustafsson ein Trainer, der beruhigt und mit Simon Rytz der beste Goalie seit Dino Stecher. Wenn es jetzt nicht reicht – wann dann?
Das Geld und die Infrastruktur für die NLA plus die sportliche Qualität für den Qualifikationssieg. Aber nicht den Unterhaltungswert, und trotz dem Engagement von Vorkämpfer Sven Lindemann (39, über 1000 NLA-Spiele) wohl nicht die Emotionen und die Energie der Oltner.
Letzte Saison die beste Abwehr der Liga und vorne ein Sturm (Campbell, Kelly, Tschannen), der seit sieben Jahren unverändert die gegnerischen Verteidigungen rockt. Wenn der neue Trainer am Bewährten nicht zu viel ändert, reicht es wieder zum Spitzenplatz.
Das einzige Team der beiden höchsten Spielklassen, das letzte Saison mehr als 200 Tore zelebrierte. Gary Sheehan, der Arno Del Curto der NLB, wird erneut ein Spektakel aufführen. Zumal Philip-Michaël Devos, der «Gretzky des armen Mannes», Topskorer der Qualifikation und der Playoffs, geblieben ist.
Starke Goalies, ein neuer Trainer (Matti Alatalo), ein neuer Sportchef (Bruno Aegerter), neue Ausländer und ein undiplomatischer, aber charismatischer und langjähriger Manager (Sébastien Pico). Visp rockt und es ist nicht sicher, ob der Trainer und beide Ausländer am Ende der Saison noch im Amt sein werden.
Der lauffaule, aber geniale und leidenschaftliche Stehgeiger Loïc Burkhalter (37) personifiziert das welschste aller welschen Teams. Für eine Spitzenklassierung einfach zu weich und Trainer Alex Reinhard, Langnaus Abstiegstrainer von 2013, ist ein notorischer Verlierer.
Beschränkte finanzielle und spielerische Mittel, aber es reicht für zwei Ausländer. Enge Zusammenarbeit mit Davos und mit Janick Schwendener einer der besten Goalies der Liga. Adrian Brunner ist der bessere offensive Leitwolf als sein Bruder Damien in Lugano.
Wenn die Playoffs mit der feuerköpfigen Trainerlegende Leo Schumacher (64) – zuletzt 17 Jahre Juniorentrainer mit Kultstatus in Zug – nicht möglich sind, dann wohl nie mehr. Zumal er zwei Ausländer einsetzen kann – letzte Saison brachte der Verzicht auf Ausländer den letzten Platz.
Michel Zeiter hat mit Reto Kobach (zuletzt Olten) einen neuen Verteidigungsminister bekommen, Kloten überlässt ihm Talente zur Aus- und Weiterbildung und das Geld reicht sogar für einen Ausländer. Aber Hockey bleibt in der rostenden Industriestadt ein Randsport.
Wenn der charismatische Leitwolf Josh Holden fit ist (er verbringt im Farmteam die Wartezeit auf den Schweizer Pass) und nicht zu oft als Ersatz-Ausländer in der NLA einspringen muss, dann spielt der neue Trainer Stefan Hedlund um die Playoffs.
Der neue Trainer Jan Cadieux hat einen grossen Namen (er ist der Bub von Paul-André Cadieux) – aber er ist noch kein grosser Trainer wie sein Vorgänger Luca Cereda und führt ein kleines Team. Der letzte Platz ist für das Farmteam von Ambri und Lugano reserviert.