Für unsere Urahnen war das Firmament ein heiliges Mysterium. Was sich vor ihren Augen am Himmel abspielte, konnten sie weder erfassen noch erklären, sondern nur bestaunen. Kein Wunder, dass sie dem Kosmos mystische oder religiöse Attribute beimassen. Die Sonne wurde als göttlicher Lebensspender, der Mond als nächtlicher Gegenspieler und Lichtspender verehrt.
Als die Wissenschaften uns die Zusammenhänge der Lichtpunkte am Himmel zu erklären begannen, wurden Sonne und Mond entmystifiziert und als göttliche Instanzen entzaubert. Doch spirituell und esoterisch interessiere Kreise halten weiterhin an der Magie der Himmelskörper fest.
Der beste Beweis ist die Astrologie, die am direkten Einfluss der Gestirne auf uns Menschen festhält. Die Popularität dieser Pseudolehre zeigt, dass sich der Glaube an die magische Kraft der Himmelskörper tief in unser Bewusstsein gegraben hat.
Neben der Astrologie gibt es noch andere esoterische Disziplinen, die an den direkten Einfluss der Gestirne glauben. Die bekannteste ist die Anthroposophie. Der Gründer Rudolf Steiner hat dem Kosmos eine magische Bedeutung zugemessen, der für unser Leben auf dem blauen Planeten wichtig ist.
So spielt etwa der Mondkalender im Alltag der Bauern, die Demeter-Produkte erzeugen, eine zentrale Rolle. Angebaut wird im Rhythmus der Mondphasen, wobei auch die Sternen-Konstellationen einbezogen werden. Rudolf Steiner spricht von überirdischen, luftübertragenen Planetenkräften.
Die Bauern düngen den Boden mit angerührten und homöopathisch verdünnten Flüssigkeiten. Beigegeben werden zermalmte Kuhhörner, Innereien, Kristalle, Quarzmehl oder Tierschädel. Dabei spielt es eine Rolle, ob bei dem Ritual das flüssige Düngemittel links- oder rechtsherum gerührt wird.
Das Ritual erinnert an Uriella, die das heilige Wasser in ihrer Badewanne ebenfalls gequirlt hatte.
Bei der bekanntesten Methode, der Erde Energie zuzuführen, kommen ebenfalls Kuhhörner zum Einsatz. Diese werden mit Kuhmist, Kräutern und Quarz gefüllt und über den Winter ein Meter tief im Acker vergrabenen. Sie sollen die kosmischen Kräfte in der Erde binden.
Auf dass sie im Sommer Früchte und Gemüse von kosmischer Qualität erhalten, wie Demeter Schweiz einst erklärte. Und: In guter Milch spiegle sich der ganze Kosmos, verkündete das Demeter-Journal vor Jahren. Laut Rudolf Steiner ist am Pflanzenwachstum der ganze Himmel mit seinen Sternen beteiligt.
Solche landwirtschaftlichen Weisheiten verkündete der Hellseher an acht Vorträgen, die er 1924 vor Landwirten hielt. Dabei hatte er von Landwirtschaft keine Ahnung. Vermutlich kupferte er seine magischen Ideen von anderen Okkultisten ab.
Trotz dieser abstrusen Anbaumethoden traten die biodynamisch angebauten Demeterprodukte im deutschsprachigen Raum den Siegeszug an. Man findet heute in der Migros und im Coop Demeter-Gemüse, -Früchte und -Säfte.
Dass die vergrabenen Kuhhörner keine Auswirkung auf die Qualität der Produkte haben, dürfte so klar sein wie der Mond hell. Es gibt auch keine unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die einen Nutzen hätten nachweisen können.
Der riesige Aufwand und die kleinen Erträge haben aber eine nachweisbare Wirkung: Sie verteuern die Produkte. Doch das kümmert weder die Grossverteiler noch die esoterisch und anthroposophisch interessierten Kunden.
Manche Produkte schnitten bei Tests geschmacklich nicht sonderlich gut ab. Dass sie umweltschonend produziert, biologisch rein und gesund sind, bestreitet aber niemand. Doch an den Kuhörnern und am Mondkalender liegt es sicher nicht.
Es gibt aber auch eine Kehrseite: Die Erträge bei der Demeter-Produktion fallen vergleichsweise gering aus. Die Mehrheit der Menschheit würde verhungern, wenn alle Bauern Kuhhörner vergraben würden. Ausser, man würde die restlichen Urwälder abholzen.
Doch nicht nur die anthroposophischen Bauern richten ihre Arbeit und teilweise ihr Leben auf den Mondkalender aus, auch viele esoterische Anbieter nutzen die angebliche Wirkung des Himmelskörpers.
Wie sich dies manifestiert, demonstriert Mondinfo.de. Der Mondkalender für den vergangenen Donnerstag hält für die Mondgläubigen unter anderem folgende Ratschläge bereit.
Ob dies auch für das Hirn gilt, verrät der Mondkalender nicht.