Autohersteller werfen Monat für Monat neue SUV-Modelle auf den Markt. Elektrische Kombis hingegen kann man an einer Hand abzählen, und die bisherigen Modelle verkauften sich mehr schlecht als recht.
BMW i5 Touring? Zu teuer.
Opel Astra Tourer? Zu durchschnittlich.
MG5 Electric? Zu chinesisch.
Doch was möglich ist, wenn ein Hersteller einen wirklich überzeugenden E-Kombi baut, zeigt ein Blick nach Deutschland. Dort war der elektrische Kombi VW ID.7 Tourer das meistverkaufte Elektroauto im Januar 2025.
Ein Familienkombi an der Spitze einer Verkaufsrangliste? Ein inzwischen seltenes Bild. Aber VWs Elektro-Kombi wird in Deutschland seit Mitte 2024 laufend beliebter.
Volkswagens Oberklasse-Stromer startete Ende 2023 schwach, da er zunächst nur als Limousine verfügbar war. Seit Mitte 2024 wird er auch als Kombi geliefert, und zumindest in Deutschland hat dies die Verkaufszahlen beflügelt.
Dass ein über 50'000 Euro teures Elektroauto von Platz 1 der Verkaufsrangliste grüsst, mag erstaunen, aber dafür gibt es mehrere Gründe.
Volkswagen profitiert von der begrenzten Auswahl an verfügbaren Elektro-Kombis auf dem Markt. Mit einem Verkaufspreis von 54'000 Euro ist der VW ID.7 aber eigentlich zu teuer für ein Familienauto. Daher wird der Stromer mit günstigen Leasingangeboten in den Markt gedrückt. Der Grossteil der ID.7-Neuzulassungen sind geleaste Firmenwagen, die in ein paar Jahren als erschwingliche Gebrauchtwagen auf den Markt kommen werden. Die Kombination aus guter Reichweite und hohem Komfort macht den ID.7 attraktiv für Langstreckenfahrten, was insbesondere für Geschäftskunden relevant ist.
Attraktive Leasingraten bringen indes wenig, wenn das Auto nichts taugt. Erfreulicherweise hat es VW endlich geschafft, ein richtig gutes Elektroauto zu bauen, das auch in unserem Test überzeugen konnte. Laut ADAC ist der elektrische Kombi im Vergleichstest mit 83 anderen Modellen das beste Auto von 2024. Die Tester lobten unter anderem den hochwertigen Innenraum, die hohe Energieeffizienz und die Sicherheit. Der ID.7 lasse selbst die Luxus-Verbrennerautos von BMW und Mercedes hinter sich, die über 100'000 Franken kosten.
Die Nachfrage nach dem ID.7 Tourer erfüllt oder übertrifft anscheinend VWs Erwartungen. Für 2025 wurde die geplante Produktion um 50'000 Einheiten erhöht, was für den krisengebeutelten Autostandort Deutschland ein kleiner Hoffnungsschimmer ist.
Ein weiterer Grund für den Erfolg könnte auch Teslas Schwäche in Europa und insbesondere in Deutschland sein. Elon Musk hat Teslas Image in Rekordzeit ruiniert und scheucht die Kundschaft geradezu in die Arme der Konkurrenz.
Der direkte Vergleich der Verkaufszahlen von ID.7 und Model 3 bzw. Model Y in Deutschland zeigt: Der Elektro-Kombi hat Tesla nicht überholt, weil er sich sensationell gut verkaufen würde, sondern weil Musks Automarke weit unter ihren früheren Rekordverkäufen liegt.
Die steigenden Verkaufszahlen in Deutschland und ein paar anderen europäischen Ländern sind ein Achtungserfolg für den Kombi, trotzdem gilt es die Relationen zu sehen: Von seinem Elektro-SUV ID.4 setzte VW letztes Jahr weltweit 182'000 Einheiten ab. Dagegen verblassen die 40'100 ID.7, die primär Europäer kauften. Gar nicht auf Touren kommt der Kombi übrigens in der Schweiz. Hier liegt er nach den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres abgeschlagen auf Platz 30 der meistverkauften E-Autos.
Mit Audis A6 E-tron erhalten Elektro-Kombis 2025 Zuwachs, aber von einem Boom kann keine Rede sein. VWs Schwestermarke Skoda wollte ursprünglich 2026 mit einem E-Kombi nachziehen. Nun werden zuerst mehrere E-SUVs lanciert, der Kombi muss warten.
Die Hersteller konzentrieren sich also weiter auf SUV-Modelle, die sich international verkaufen lassen. Beispielsweise war VWs Elektro-SUV ID.4 im Januar das drittmeistverkaufte E-Auto in den USA – gleich hinter dem Model Y und Model 3. Mit einem Kombi hingegen muss man weder Amerikanern noch Chinesen kommen.