Für Gamer ist es ein Grund zum Feiern, aber zugleich auch eine harte Entscheidung: Xbox Series X oder Playstation 5? Schon Sheldon Cooper stand in der 7. Staffel von «The Big Band Theory» unter dem vielsagenden Titel «The Indecision Amalgamation» vor der Wahl, damals waren es noch die Xbox One und die Playstation 4. Die Xbox ist seit dem 10. November 2020 erhältlich, am 19. November folgt nun Sonys Gamingmaschine.
Trotz des nicht eben günstigen Preises von rund 500 Franken waren beide schon vor den Startterminen ausverkauft. Doch Nachschub ist unterwegs, versprechen die Hersteller. Wir haben beide Geräte schon eingehend getestet und stellen Vor- und Nachteile vor.
Beiden Konsolen wurde ein ziemlich wuchtiges Design verpasst. Die XSX punktet mit einem minimalistischen, auf den ersten Blick unscheinbaren Design: ein mattschwarzer Quader, 30 cm hoch mit 15 cm Seitenlänge. Die PS5 ist 40 cm Höhe und 26 cm Bautiefe geradezu gigantisch, am futuristischen Design scheiden sich die Geister.
Da Weiss bei der PS5 die dominierende Farbe ist, dürfte sie sich in die meisten Wohnumgebungen aber gut einpassen. Besonderer Clou daran: Die Seitenflügel lassen sich abnehmen und selbst gestalten. Ob es absehbar neu designte Seitenteile gibt, können wir noch nicht sagen. Wer seiner Gaming-Maschine ein cooles Airbrush verpassen will, hat aber freie Bahn.
Fazit: Uns gefällt klar die minimalistische Xbox besser. Trotzdem unentschieden, da reine Geschmackssache.
Punktestand: 1:1
Auf dem Papier hat die neue Xbox etwas mehr Rechenleistung. Das bezieht sich aber vor allem auf den verbauten Hauptprozessor. Wie sich das auf die Spielerfahrung auswirkt, ist von vielen Faktoren abhängig – unter anderem vom Zusammenspiel der Komponenten und vom Geschick der Entwickler. Wie leicht oder schwer die Programmierung ist, können wir am anderen Ende der Nahrungskette natürlich nicht sagen.
Beide Geräte setzen auf schnelle SSD-Speicher mit einem Terabyte Kapazität. Theoretisch. Denn einige Gigabyte gehen schon mal für die Systemsoftware drauf, sodass nur etwas mehr als 800 GB zur Verfügung stehen. Immerhin lassen sich wie in den vorigen Generationen auch sehr leicht externe Speicher anschliessen. Die PS5 hat dafür sogar schon einen Schacht. Gut, das erklärt natürlich auch das oben bemängelte XXL-Design. Aber es hilf ja nichts: Angesichts der Tatsache, dass viele aktuelle Spiele Gigabyte im dreistelligen Bereich verbrauchen, könnte der Platz ziemlich schnell knapp werden.
Auch Film-Blu-rays und UHD-Discs können die beide Konsolen abspielen und damit auch als 4K-Player dienen. Für die Xbox gibt es bereits erste kompatible TV-Remotes. Echte Gamer steuern das Heimkino aber sowieso besser mit dem Controller, oder?
Jedenfalls machen beide Konkurrenten als Mediastation eine gute Figur und sind im Betrieb überraschend leise. Werden physische Datenträger eingelegt, kann es kurz lauter werden. Die PS5 machte sich hier im Test – rein subjektiver Eindruck – etwas mehr bemerkbar.
Fazit: Unentschieden mit leichten Vorteilen auf Seiten der Xbox.
Punktestand: 1:2 für XSX.
Die neue Hardwaregeneration überrascht mit extrem kurzen Ladezeiten. Beim Starten und innerhalb von Spielen muss man nun kaum mehr warten. Die Xbox glänzt mit dem «Quick Resume»-Konzept und der Fähigkeit, schnell zwischen mehreren gleichzeitig laufenden Spielen hin- und herschalten zu können.
Die PS5 kontert das mit einem intelligenten Assistenzsystem. «Game Help» bietet Unterstützung in kniffligen Situationen – nicht nur für Einsteiger eine tolle Sache. Zum Teilen von Spielinhalten ist bei der PS5 ein Bearbeitungsprogramm an Bord.
Startseite und Benutzeroberfläche der Xbox wirken sympathisch unaufgeräumt, man kann beides aber individuell anpassen. Die PS5 hat allerdings eine wesentlich durchdachtere Benutzerführung.
Fazit: Die PS5 hat die clevere Benutzerführung und bietet mehr Übersicht.
Punktestand: 2:2
Der Erfolg oder Misserfolg einer Konsole hängen natürlich vor allem von den Spielen ab. Für beide Systeme ist das Startaufgebot von Drittherstellertiteln bestimmt, die auch auf anderen Plattformen und der älteren Hardware-Generation laufen. Es spricht also hier wie da wenig dagegen, mit dem Kauf noch zu warten. Mit «Marvel's Spider-Man: Miles Morales» hat Sony zumindest einen echten Top-Starttitel im Gepäck.
Auf beiden Geräten laufen viele, wenn auch längst nicht alle, ältere Spiele. Diese Abwärtskompatibilität wird von Microsoft etwas mehr forciert. Sony hat sich in der Vergangenheit mit grandiosen Exklusivspielen wie «Last of Us» oder «Days Gone» hervorgetan. Auch Microsoft unterhält mehr als ein Dutzend eigene Studios, echte Blockbuster lassen aber noch auf sich warten. Viele aktuelle Highlights, auch aus eigener Produktion, wie «Halo» oder die Rennspielserie «Forza» wurden für die neue Hardware optimiert.
Fazit: weitgehend ausgeglichen, aktuell mit Vorteilen für Sony.
Punktestand: 3:2 für PS5.
Um online spielen zu können, braucht man bei beiden Konsolen ein zahlungspflichtiges Abo, für das man knapp zehn Franken pro Monat einkalkulieren muss. Dank optional installierbarer Apps kann man auch Streaming-Dienste wie Netflix, Spotify oder Sky Ticket nutzen. Auch dafür fallen natürlich Gebühren an. Microsofts «Game Pass» bietet ab zehn Franken monatlich eine Art Netflix für Spiele mit sehr ansehnlichem Katalog, gegen Aufpreis auch für PC.
Auch Sony bietet mit PS Now einen ähnlichen Online-Dienst an, bei dem man wie bei Amazon Prime Video aber vieles hinzukaufen muss. Neuere Titel wie «Marvel's Spider-Man: Miles Morales» müssen extra bezahlt werden. Eine Gesamtflatrate für Konsole und PC gibt es von Sony logischerweise nicht.
Fazit: Dritthersteller-Apps gibt es für beide Konsolen, der Game Pass ist ein grosses Plus für die Xbox.
Punktestand: 3:3
Der neue Xbox-Controller wurde nach Aussage der Designer für jüngere Spieler entworfen, passt aber auch in grössere Hände. Er ist eine direkte Weiterentwicklung der vorigen Generation und besitzt eine «Share-Taste» zum Teilen von Bildschirmaufnahmen. Positiv ist, dass er sich auch unter Windows 10, Android und iOS einsetzen lässt.
Sony hat mit dem im Lieferumfang enthaltenen «DualSense»-Controller einen echten Coup gelandet. Die Schultertasten können von den Spielentwicklern je nach Verwendungszweck mit unterschiedlichem Widerstand versehen werden. Das macht die gesamte Haptik viel realistischer, bei Rennspielen kann man über die Vibrationen sogar die unterschiedliche Beschaffenheit der Pisten spüren. Hinzu kommen ein Touchpad, ein Mikrofon mit Pust-Sensor und ein Create-Button für das Teilen von Spielinhalten.
Fazit: Der «DualSense»-Controller ist ein klares Kaufargument für die Sony-Konsole und gibt (für uns) letztlich den Ausschlag.
Endstand: 4:3 für die PS5!
Xbox Series S / PS 5 Digital Edition: Von beiden Konsolen gibt es Varianten ohne Disc-Laufwerk. Die Series S kostet 200, die digitale PS5 100 Franken weniger. Eigentlich kein Problem, da Spiele heute vor allem heruntergeladen und Filme gestreamt werden. Die Series S muss mit einem halb so grossen Speicher und weniger Leistung auskommen und kommt damit höchstens als Zweitgerät in Frage.
Gaming-PC: Ein klassischer PC hat den Vorteil der Vielseitigkeit, kostet aber mal eben das Zwei- bis Dreifache. Für Aufbauspiele wie etwa «Anno 1800» ist ein PC besser geeignet, viele Neuheiten, besonders die Exklusivtitel von Sony finden aber spät oder gar nicht den Weg auf den PC.
Nintendo Switch: Die kleine Nintendo-Konsole ist auf jeden Fall die flexibelste Games-Plattform. Es gibt jede Menge grossartiger Spiele, inklusive vieler Exklusivtitel mit Super Mario & Co. Auf HD-Bilder muss man aber verzichten; und mit 320 Franken ist auch die Switch kein Schnäppchen.