Digital
Review

Das neue «Super Mario»-Game zeigt, dass Nintendo ein Problem hat

Super Mario ist wieder da und macht sich auf die Suche nach Katzen-Insignien.
Super Mario ist wieder da und macht sich auf die Suche nach Katzen-Insignien.bild: zvg
Review

Das neue «Super Mario»-Game zeigt, dass Nintendo ein Problem hat

«Super Mario 3D World + Bowser’s Fury» bietet ein altes plus ein neues Videospiel mit dem Nintendo-Maskottchen. Gelungenes Doppelpaket oder dreiste Recycling-Masche? Unser ehrlicher Test ohne Fanbrille gibt Antworten.
10.02.2021, 15:0311.02.2021, 14:55
Mehr «Digital»

Im letzten Jahr feierte «Super Mario Bros.» seinen 35. Geburtstag und schenkte den Nintendo-Fans die Spielesammlung «Super Mario 3D All-Stars», die drei Jump’n’Run-Klassiker vereinte, sich aber auch Kritik gefallen lassen musste. Dabei fiel auch auf, dass ein Titel aus der Wii-U-Ära fehlte. Dieser wird nun nachgereicht und enthält sogar noch ein eigenständiges, neues Spiel im Paket.

Was ist drin?

«Super Mario 3D World» überzeugte 2013 zwar nicht mit spielmechanischen Innovationen, war dafür eine mit Zucker übergossene, optisch sich selber schmeichelnde Fortsetzung des 3DS-Hits «Super Mario 3D Land». Ein Super Mario im Katzenkostüm und Captain Toads Minispiele, der später sogar mit dem eigenen Videospiel «Treasure Tracker» beschenkt wurde, blieben in den Erinnerungen haften. Nun gibt es dieses Hüpf-Abenteuer für alle Kennerinnen und Kenner nochmals zum durchspielen, während alle, die es damals nicht konsumieren konnten, jetzt nachholen dürfen. Selbstverständlich hat sich bei der Story nichts geändert: Bowser hat alle Feen aus dem Feenland stibitzt und Mario macht sich auf den Weg, um alle Länder und Fabelwesen zu befreien.

Wie schon 2013 hat Bowser in «Super Mario 3D World» kleine Feen geklaut.
Wie schon 2013 hat Bowser in «Super Mario 3D World» kleine Feen geklaut.bild: zvg

Damit sich der Kauf aus Sicht des japanischen Konzerns lohnt, hat Nintendo gleich noch einen weiteren Titel im Angebot, der hier seine Geburtsstunde feiert. Denn «Bowser’s Fury» ist nicht etwa ein altes Videospiel aus dem Archiv, sondern ein neuwertiger Titel. Darin rennt, hüpft und reitet Mario in einer kleinen Openworld herum, um seinen Erzfeind Bowser, der noch grösser und noch fieser geworden ist, zu beruhigen. Hilfe bekommt er dabei von Bowser Jr., der sich grosse Sorgen macht und nun sogar bereit ist, die Fronten zu wechseln und dem Helden tatkräftig zur Seite steht, je nachdem wie viel Interaktionshilfe man ihm in den Einstellungen gibt.

In «Bowser’s Fury» ist der Bösewicht noch grösser und noch fieser geworden.
In «Bowser’s Fury» ist der Bösewicht noch grösser und noch fieser geworden.bild: zvg

Was ist wirklich drin?

Der grösste Unterschied zur «Super Mario 3D World»-Version aus dem Jahr 2013 ist der Mehrspielermodus, der jetzt nicht nur lokal, sondern auch online gespielt werden darf. Bis zu vier Personen können in die Rollen von Mario, Luigi, Peach und Toad schlüpfen, um je mit individuellen Stärken und Fähigkeiten auf den Putz zu hauen. Zwar wirkt die Optik frischer und die Figuren steuern sich etwas präziser und schneller, aber das wärs dann auch schon mit den grossen Unterschieden. Wer also das Original noch kennt und in und auswendig kann, darf hier getrost das Geld im Portemonnaie lassen.

Wer möchte, kann bei «Super Mario 3D World» jetzt auch online seine Freunde versammeln.
Wer möchte, kann bei «Super Mario 3D World» jetzt auch online seine Freunde versammeln.bild: zvg

Aber halt, da wäre ja noch «Bowser’s Fury». In diesem Openworld-Ausflug muss Super Mario eine bestimmte Anzahl von Katzen-Insignien einsammeln, um Zugang zu einer grossen Glocke zu erhalten. Denn nur dann kann sich Mario ab und an in eine gigantische Löwen-Kreatur verwandeln, um dem grossen Wüterich Bowser auf Augenhöhe die Meinung im Zweikampf zu geigen, bis sich der Bösewicht wieder zurückzieht und von Neuem wieder Medaillen gefunden werden wollen.

Nur wer in «Bowser’s Fury» fleissig Katzen-Insignien sammelt, darf die grosse Glocke läuten.
Nur wer in «Bowser’s Fury» fleissig Katzen-Insignien sammelt, darf die grosse Glocke läuten.bild: zvg

So stellt sich der Schnauzträger diversen Zeitspielchen, Geschicklichkeitspassagen, Rätseln und Zweikämpfen, um genügend Katzen-Medaillen zu sammeln, damit es im Spiel auch weitergeht. Die ganze Sucherei ist auf viele kleine Inseln und Plattformen über der Wasseroberfläche verteilt, die er mit der Hilfe von Plessie, dem Fischdino aus «Super Mario 3D World», im Sauseschwumm erreicht. Und wer möchte, kann das Spiel auch im Zweispielermodus geniessen und somit mit Mario und Bowser Jr. in der knutschbunten Welt gleichzeitig auf Entdeckungstour gehen. Soweit so gut, aber...

Ein aufgeblähtes Videospiel

«Bowser’s Fury» als Neumitglied in der «Super Mario»-Reihe hinterlässt einen komischen, gar faden Beigeschmack. Dass sich hier das Nintendo-Maskottchen fernab von Linearität in einer offenen Spielwelt selber orientieren muss und wirr von Osten nach Westen und von Norden nach Süden hechelt, ist Geschmackssache.

Diese Orientierungslosigkeit trotz nett gemeinter Karte gehört aber nicht zur gewohnten Nintendo-Qualität. Immer wieder fühlt man sich alleine im Wald stehen gelassen und kommt nur durch langes Suchen an die benötigten Katzen-Münzen. Mehr durch Zufall und mit viel Glück wird alles zusammengekratzt, um vorwärts zu kommen. Sind zu Beginn die ersten Insignien noch fair erreichbar, zieht der Schwierigkeitsgrad im letzten Drittel nochmals unnötig kräftig an. So ertappt man sich öfters dabei, dass wie wild und mit viel Frust in der offenen Spielwelt stundenlang gesucht wird und das kein Ende nehmen will.

Da die Spielerinnen und Spieler hier kaum an die Hände genommen werden, dehnt sich die eigentlich kurze Spielzeit künstlich in die Länge. Hätte Nintendo auf Fairness gesetzt, wäre dieser Titel in weniger als 10 Stunden schon lange vorbei. So aber kann es gefühlt eine Ewigkeit dauern, bis der Riesen-Bowser endlich gezähmt wurde. Eine gestreckte Spielzeit ist per se nicht verkehrt. Doch wenn sie den Frust mit offener Tür hereinlässt und ohne Scham vor den Augen der Spielerinnen und Spieler aufgebläht wird, wirkt das für ein Nintendo-Produkt eigenartig.

«Bowser’s Fury» bietet ein kurioses Duo und ebenso eine kuriose Preispolitik.
«Bowser’s Fury» bietet ein kurioses Duo und ebenso eine kuriose Preispolitik.bild: zvg

Keine absolute Kaufempfehlung

Fazit: Wenn mich jemand direkt fragen würde, ob sich das neue «Super Mario»-Game-Paket lohnt, würde ich spontan mit Nein antworten. Selbst wer «Super Mario 3D World» noch nicht kennt und «Bowser’s Fury» interessant findet, die Kaufsumme von rund 60 Franken fühlt sich nicht korrekt an.

Bei «Super Mario 3D All-Stars» drückte ich noch beide Augen zu, aber hier ist doch der Bogen etwas gar überspannt worden. Zumal «Bowser’s Fury» sich ehrlicherweise wie ein grosses Zusatzlevel mit zusammengeklauten Elementen aus «Super Mario 3D World» anfühlt.

Ohne Zweifel macht «3D World» auch heute noch Spass und «Bowser’s Fury» hat durchaus seine Reize, wenigstens in den ersten Spielstunden, aber ich sehe hier keinen Grund für gefühlt 1,3 Spiele eine Kaufempfehlung bei dieser Summe abzugeben. Bei aller Fan-Liebe, für diese Preispolitik fehlt das Verständnis.

«Super Mario 3D World + Bowser’s Fury» ist ab dem 12. Februar erhältlich für Nintendo Switch und freigegeben ab 3 Jahren.

Die neusten Game-Reviews

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Vor «Super Mario» und «Zelda»: Als Nintendo Liebestester und Lichttelefone baute
1 / 18
Vor «Super Mario» und «Zelda»: Als Nintendo Liebestester und Lichttelefone baute
Bevor Nintendo mit seinen Konsolen und Videospielen berühmt wurde, hat das Unternehmen allerlei seltsames, aber auch originelles Spielzeug produziert. Dazu zählt dieses Tischfussballspiel, in dem zwei Spieler mit Luftstössen versuchen, den Ball ins gegnerische Tor zu manövrieren. Jedes Loch auf dem Platz lässt sich über die Leiste am Spielfeldrand anvisieren, mit den Luftstössen kann man den Ball nach und nach vorantreiben. ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wenn Technik auf Generationen prallt: Leo und sein Papa im ultimativen Game-Battle
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
40 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pascal91
10.02.2021 17:10registriert Dezember 2015
Ganz ehrlich, jeder anderen Firma würde ich wohl Vorwürfe machen... Bei Nintendo kann ich das aber aus zwei Gründen (einer gut, einer naja...) nicht:
1. Nostalgie - ich bin und bleibe wohl ewigs ein irrationaler Nintendo-Fanboy
2. Neue Spiele brauchen Zeit, viel Zeit. Und Nintendo ist wohl der letzte grosse Publisher, der sich diese Zeit auch nimmt. Ein Katastrophen-Release wie bei anderen Publishern ist bei Nintendo selten bis nie passiert. Ich warte gerne 7 Jahre auf das neueste Zelda, solange das Spiel dann auch gut ist. Und enttäuscht hat Nintendo mich noch nie.
16518
Melden
Zum Kommentar
avatar
x%8Tz*3GsUf3
10.02.2021 17:13registriert Dezember 2020
Möglicherweise recyclet Nintendo diese Titel nicht für uns alte Hasen, sondern für den Nachwuchs. Grossmama sieht "ah cool en neues Mario", Nachwuchs denkt auch "yeah ein neues Mario", Nintendo denjt "Klasse, Flüssiges mit nur bisschen Polish". Das macht doch die Filmindustrie genau gleich, nur gibt es sie lange genug dass sich niemand an die Originalen erinnert 🤣 ...also ich motze auch: Preispolitik sche...lecht, zu teuer für Recycling, zu wenig Innovation...Aber eeeeigentlich finde ich wirklich unfair nur dass ich 3D-World schon gespielt habe 🤣🤣🤣
559
Melden
Zum Kommentar
avatar
TanookiStormtrooper
10.02.2021 18:50registriert August 2015
3D World kenn ich schon, aber da fast keiner einer Wii U hatte ist es für die eben ein komplett neues Spiel. Dass man den Multiplayer jetzt online Spielen kann ist auch eine nette Neuerung, wenn es denn wirklich klappt. Ich bin ein von Mario Maker 2 gebranntes Kind.
Nur wegen Bowser's Fury werde ich aber nicht nochmals 60.- auf den Tisch legen. Vielleicht wenn ich es irgendwo mal günstiger finde...
Wer 3D World aber nicht kennt für den ist es ein gutes Spiel, ich fand es eher näher an den 2D als den 3D Marios (Galaxy, Sunshine, Odyssey), auch für Anfänger geeignet die 3D überfordert.
273
Melden
Zum Kommentar
40
Von KI-Roboter gemaltes Kunstwerk für 1,2 Millionen Euro verkauft

Ein Porträt des britischen Mathematikers Alan Turing ist als erstes Gemälde eines mit Künstlicher Intelligenz betriebenen Roboters versteigert worden. Das 2,2 Meter grosse Werk «AI-God» der Robo-Künstlerin Ai-Da kam für 1,2 Millionen Euro unter den Hammer.

Zur Story