Hinter «It Takes Two» steckt die Entwicklerfirma Hazelight Studios aus Schweden, die bereits 2018 mit dem Koop-Game «A Way Out» um Aufmerksamkeit schrie. Darin machten sich zwei Spieler gleichzeitig auf den Weg, um aus einem Gefängnis auszubrechen und anschliessend die Flucht zu überstehen. Dabei wurde der Bildschirm geteilt und jeder und jede hatte seine Figur, die gesteuert werden durfte.
Auch wenn «A Way Out» zu keinem Massenseller wurde, das Feedback der Spielerinnen und Spieler war weltweit positiv und die gemeinsamen Erfahrungen auf dem Sofa überstrahlten die etwas seichte Geschichte und die simplen Spielmechaniken. Das Spielprinzip und das gemeinsame Sofaerlebnis wurden nun auch für den neuen Streich «It Takes Two» übernommen. Die dabei erzählte Geschichte kommt aber weniger ernst daher, bietet zwischen den Zeilen aber jede Menge Interpretationsmöglichkeiten, die zu Tränen rühren können.
In der Ehe von May und Cody kriselt es. So sehr, dass die beiden Ex-Verliebten beschliessen, sich zu scheiden. Vorbei ist es also mit der Familienidylle im hübschen Häuschen mit noch hübscherem Vorgarten. Unter dem Liebesaus leidet vor allem Tochter Rosie, die mit dieser Entscheidung von Mami und Papi nicht klar kommt und sich zurückzieht.
Ihre Trauer ist so intensiv, dass ihre Tränen auf zwei Puppen kullern, die dann auf magische Art und Weise zum Leben erwachen und sich irgendwie mit den Seelen der Eltern verschmelzen. Mutter und Vater befinden sich ab dahin in einer Mixtur aus Fantasie- und Realwelt und müssen in der Haut von diesen kleinen Puppen gemeinsam versuchen, in die Realität zurückzukehren. Es wird noch kurioser: Die beiden werden dabei von einem Paartherapeuten begleitet, der ab und zu in der Form eines Buches als Ratgeber zur Seite steht.
Gemeinsam sollen die zwei Zerstrittenen nun einen Ausweg aus der Misere finden. Selbstverständlich kommt es zu vielen Streitereien und Schuldzuweisungen zwischen den beiden. Aber mit der Zeit bemerken die zwei, dass sie nur mit Teamgeist aus dieser kuriosen Welt flüchten können.
Während Cody zum Beispiel gezielt Nägel verschiesst, braucht May diese als Kletterhilfe. Einige Türen können nur mit geeinten Kräften geöffnet werden und während einer ein Flugvehikel steuert, übernimmt die andere die Kanone, um die Gegner zu pulverisieren. Das sind nur ein paar wenige Beispiele einer Unmenge an Koop-Möglichkeiten, die in diesem Videospiel warten.
Was folgt, ist schlicht eine Liebeserklärung an das Medium Videospiel: Während zu Beginn noch einfache Hüpf- und Schalter-Aufgaben zu zweit gemeistert werden müssen, öffnet sich in den nächsten 10 bis 15 Stunden eine Schatzkiste mit zahlreichen Designideen, Anspielungen und Überraschungen.
Es wird gesprungen, gerannt, geflogen, geschossen, gekämpft, gerätselt und vor allem gestaunt. Jede Welt, jeder Abschnitt bietet innerhalb eines festgesetzten Themas wiederum eigene kleine Miniwelten oder gar Minispiele, die wiederum einen eigenen Spielansatz verfolgen. Auch andere interaktive Gegenstände lungern herum und wollen fernab der linearen Geschichte ausprobiert werden. Wie ein kleines Kind steht man mit offenem Mund im Süsswarenladen und staunt ab den vielen Köstlichkeiten, die zum Greifen nah sind.
«It Takes Two» will, wie der Name schon verrät, zu zweit gespielt werden. Nebst der hohen Anzahl an faszinierenden Spielideen kommen noch die nicht minder faszinierenden Koop-Möglichkeiten hinzu. Entweder wird jemand live auf das Sofa geholt oder man verabredet sich online zu einem gemütlichen Spieleabend. Dabei braucht der Freund, die Freundin am anderen Ende der Leitung nicht mal das Spiel zu kaufen. Es reicht also wenn nur einer den Titel käuflich erwirbt und dann eine Einladung verschickt.
Trotz seiner Herrlichkeit und Verspieltheit birgt «It Takes Two» gerade für Nicht- oder Gelegenheitsspieler ein bisschen Frustpotential. Während Profis mit der Steuerung und den vielen Spielelementen sofort klarkommen und die Figur ohne Probleme steuern können, braucht es für Nichtkenner Zeit, um sich einzuarbeiten und später vor allem bei den kniffligen Bossgegnern ein paar gute Nerven.
Wenn sich also ein Profi und ein Nichtkenner zusammentun, um als dynamisches Duo das Wohnzimmer zu rocken, braucht es etwas Geduld und Toleranz von beiden Seiten, bis alles so flutscht, wie es sollte. Da kann das eine oder andere Fluchwort schnell mal herausrutschen, was jedoch wiederum eine weitere Unterhaltungskomponente zum Vorschein bringt.
Fazit: «It Takes Two» überzeugt nicht nur auf der spielmechanischen Seite, sondern ist auch eine abwechslungsreiche Zweispieler-Spassgranate mit zuckersüsser Optik. Dieses Videospiel ist vollgepumpt mit Ideen, Anspielungen und kleinen Gags, die die rührende und eigentlich unglaublich traurige Geschichte überdecken.
Das Staunen wird aber auf jeden Fall zum Dauergast auf dem Sofa. Egal ob abrupte Perspektivenwechsel, durchgeknallte Bossgegner oder eine neue Spielidee auftauchen, dieses Hüpf-Renn-Action-Baller-Rätsel-Abenteuer macht alles richtig, um gerade zu zweit eine tolle Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen.
«It Takes Two» ist erhältlich für Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series X, Xbox One und PC. Freigegeben ab 12 Jahren.