Digital
Review

«Mario Kart Live» für Nintendo Switch im Test: Ein teurer Spass

Knuffig: Mario macht auch als Mini-Spielzeug eine gute Figur.
Knuffig: Mario macht auch als Mini-Spielzeug eine gute Figur.bild: zvg
Review

Nintendo hat gerade «Mario Kart» neu erfunden

Nintendo verwandelt mit dem neuen «Mario Kart Live»-Game das heimische Wohnzimmer in eine Rennstrecke. Während Technik und Umsetzung vollends überzeugen, sorgt die Preispolitik für weniger gute Laune.
22.10.2020, 18:1623.10.2020, 15:01
Mehr «Digital»

Nintendo ist immer wieder für eine Überraschung gut und geht oft einen eigenen Weg. Darum mögen wir diesen Traditionshersteller aus Japan ja auch so sehr. Mit dem Bastelspass «Nintendo Labo» oder der interaktiven Fitness-Herausforderung «Ring Fit Adventure» versuchte der japanische Konzern, die Käuferinnen und Käufer vom Sofa zu holen, um sie aktiv mit einem Videospiel der besonderen Art zu beschäftigen.

Über Sinn oder Unsinn dieser Verschmelzung von Videospielen und physischen Tätigkeiten darf man geteilter Meinung sein, für Gesprächsstoff sorgen diese eigenwilligen Angebote aber allemal. Nun wurde sogar eine der bekanntesten Nintendo-Marken als Augmented Reality-Konzept ins Wohnzimmer geschickt, um für die nötige Aufmerksamkeit zu sorgen.

«Mario Kart» im eigenen Wohnzimmer, jup, das geht nun.Video: YouTube/Nintendo DE

Schnell, einfach, faszinierend

Das Konzept von «Mario Kart Live: Home Circuit» ist faszinierend: Mittels AR-Technik (Augmented Reality = erweitere Realität) wird das eigene Wohnzimmer schnell und einfach zu einer «Mario Kart»-Rennstrecke umgewandelt. Nachdem die Software via Download auf der Switch oder Switch Lite gelandet ist, wird alles via QR-Code mit einem kleinen, fernsteuerbaren Spielzeug-Go-Kart verbunden, in dem ein kleiner Super Mario sitzt.

Das Gesamtpaket von «Mario Kart Live: Home Circuit».
Das Gesamtpaket von «Mario Kart Live: Home Circuit».BIld: zvg

Danach dürfen mit vier Toren aus Pappe die Streckenabschnitte auf dem Fussboden platziert werden. Zusätzlich gibt es auch noch zwei Leitplanken, die ebenfalls hingestellt werden können. Bevor es dann schon losgehen kann, muss die Rennstrecke einmal abgefahren werden, um sie anschliessend zu speichern. Dieser Vorgang kann natürlich für beliebig viele Strecken wiederholt werden.

So könnte zum Beispiel eine Rennstrecke im heimischen Wohnzimmer aussehen.
So könnte zum Beispiel eine Rennstrecke im heimischen Wohnzimmer aussehen.bild: zvg

Eine verbaute Kamera im Mini-Go-Kart überträgt die Sicht des kleinen Marios im Cockpit auf den Bildschirm. Zusätzlich werden Gegner, thematische Streckendetails, diverse Filter und natürlich auch die bekannten Fragezeichenboxen mit zufallsgenerierten Items wie Schildkrötenpanzer oder Banane eingeblendet. Der Rest ist «Mario Kart»-Einmaleins: Cup-Meisterschaften bestreiten und Kostüme sowie andere kleine kosmetische Dinge freischalten, das kennen und lieben wir.

Auch die Luigi-Version sieht einfach nur knuffig aus.
Auch die Luigi-Version sieht einfach nur knuffig aus.bild: zvg

Ebenfalls faszinierend: Der Go-Kart reagiert immer auf die Geschehnisse innerhalb der Spielwelt. Bei Geschwindigkeitsschüben wird das Mini-Auto schneller und wird man von einem Panzer getroffen, bleibt das Vehikel kurz stehen. Auch wenn auf dem Bildschirm ein kräftiger Wind weht, hat das Auswirkungen auf den kleinen Go-Kart. Die technische Umsetzung ist beachtlich und die Steuerung fühlt sich jederzeit gut und kompakt an.

Das Problem mit dem Langzeitspass

Spielt man den AR-Titel allerdings alleine, ist nach ein paar Stunden leider schon die Luft raus. Dass man aus der Froschperspektive durch sein Wohnzimmer brausen und auch mal unter seinem Büchergestell hindurchflitzen kann, ist sicherlich in den ersten Momenten eine Mordsgaudi.

Trotz Pixel-Charme, der Bildschirm wirkt oft viel zu überladen.
Trotz Pixel-Charme, der Bildschirm wirkt oft viel zu überladen.bild: zvg

Die Themenwelten, die via Augmented Reality hineinkopiert werden, sind zwar nett, kommen aber nicht zur Geltung, wenn das Wohnzimmer bereits viele Ablenkungsobjekte besitzt. Kurz: Auf dem Bildschirm kann es sehr schnell passieren, dass zu viel los ist und man kaum mehr weiss, wo man jetzt hinsehen soll. Je kleiner der vorhandene Fussboden, desto grösser auch das Chaos auf dem Bildschirm, weil alles beengt wirkt und viele Objekte um Aufmerksamkeit schreien. Und wer übrigens nur über einen Teppichboden in seiner Wohnung verfügt, wird an diesem «Mario Kart»-Game nicht viel Freude haben.

Selbstverständlich gibt es auch ganz viele Themenwelten, die befahren werden wollen.
Selbstverständlich gibt es auch ganz viele Themenwelten, die befahren werden wollen.bild: zvg

Möchte man den Spass mit mehr Mitspielern vergrössern, muss tief in die Tasche gegriffen werden. Ein «Home Circuit»-Paket kostet um die 120 Franken. Wer mitspielen möchte (maximal vier Go-Karts dürfen teilnehmen), braucht selber ein Set. Man rechne. Nintendo hätte hier mindestens auch ein Komplettpaket mit gleich zwei Vehikeln anbieten können. Immerhin bieten einige Händler netterweise gleich beide Versionen in einem leicht vergünstigten Paket an.

Lieber zweimal überlegen

Bild

Fazit: Ja, das Augmented Reality-«Mario Kart» ist ganz nett geworden. Die Langzeit-Spielspassgranate will aber vor allem im Solomodus nicht richtig zünden. Trotz faszinierender Technik und neuen Wohnzimmer-Perspektiven geht dem Konzept viel zu schnell die Luft aus.

Natürlich können die Strecken abwechselnd mit einem Freund oder einer Freundin gemeistert werden, aber auch da hat man es nach ein paar Stunden gesehen und liebäugelt mit einem zweiten Mini-Auto. Möchte man mit zwei Go-Karts durch seine hoffentlich genügend grosse Wohnung düsen, muss allerdings nochmals tief in den Geldbeutel gegriffen werden.

Wer also das nötige Geld und vor allem genügend Platz hat, darf zugreifen. Alle anderen erfreuen sich dann doch lieber an den klassischen «Mario Kart»-Videospielen auf dem Sofa.

«Mario Kart Live: Home Circuit» ist erhältlich für Nintendo Switch und Switch Lite. Es gibt eine Mario- und eine Luigi-Version. Preis pro Version: Rund 120 Franken. Freigegeben ab 7 Jahren.

Die neusten Game-Reviews

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Vor «Super Mario» und «Zelda»: Als Nintendo Liebestester und Lichttelefone baute
1 / 18
Vor «Super Mario» und «Zelda»: Als Nintendo Liebestester und Lichttelefone baute
Bevor Nintendo mit seinen Konsolen und Videospielen berühmt wurde, hat das Unternehmen allerlei seltsames, aber auch originelles Spielzeug produziert. Dazu zählt dieses Tischfussballspiel, in dem zwei Spieler mit Luftstössen versuchen, den Ball ins gegnerische Tor zu manövrieren. Jedes Loch auf dem Platz lässt sich über die Leiste am Spielfeldrand anvisieren, mit den Luftstössen kann man den Ball nach und nach vorantreiben. ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die Mario Kart-Laufband-Driving-Challenge auf TikTok ist da
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
RicoH
22.10.2020 18:38registriert Mai 2019
Also für mich wär das nichts. Ich will doch nicht alle Fuseln unter meinem Sofa auf dem Bildschirm sehen. Da würde mich nur deprimieren.
10916
Melden
Zum Kommentar
avatar
esmereldat
22.10.2020 19:47registriert März 2016
Ich find das Konzept super, für meine Miniwohnung ist das leider nichts.

Man stelle sich die Möglichkeiten vor, wenn man draussen eine beliebige Strecke abfahren, diese speichern und dann zu Hause immer spielen könnte.
571
Melden
Zum Kommentar
avatar
Antinatalist
22.10.2020 21:42registriert September 2019
Aber dann... Katzen gewinnen immer. Immer!
430
Melden
Zum Kommentar
20
«Vermieter sollen Ladestationen für E-Autos nicht mehr verbieten dürfen»
Schweizer kaufen zu wenig E-Autos. Krispin Romang, Direktor des Verbandes Swiss eMobility, über die Gründe, warum wir für die E-Auto-Wende nicht bereit sind und warum sich «Stromer» trotzdem durchsetzen werden.

Fehlende Heimlademöglichkeiten verhindern oftmals den Umstieg aufs E-Auto. Bislang sind Mieter, die eine Ladestation benötigen, auf das Wohlwollen ihres Vermieters angewiesen. Der Nationalrat wollte dies im Juni ändern. Er nahm gegen den Willen des Bundesrats und Hauseigentümerverbands (HEV) eine Motion von GLP-Präsident Jürg Grossen an, die Mieterinnen und Stockwerkeigentümern den Anspruch auf eine Heimladestation garantieren würde. Doch in Bundesbern gibt es weiterhin Widerstand.

Zur Story