«Wrestling … gibt es das noch? Ich habe das mal in den Neunzigern geschaut.» So oder ähnlich sich oft die Reaktionen an, wenn Wrestling-Fans ihr Hobby anderen offenbaren. Der Boom und der Glanz der Neunziger ist inzwischen zweifellos verflogen, nichtsdestoweniger wächst das Interesse am Showkampf. Erst vor wenigen Wochen kündigte Marktführer World Wrestling Entertainment (kurz WWE) einen milliardenschweren Medienrechte-Deal mit dem Streaming-Riesen Netflix an.
Wrestling arbeitet sich zunehmend in den Mainstream vor. Anfang April steigt dann auch noch bei World Wrestling Entertainment die Mega-Show Wrestlemania. Die Grossveranstaltung feiert ihr 40-jähriges Jubiläum und wird voraussichtlich vom Match zwischen Dwayne «The Rock» Johnson und Champion Roman Reigns angeführt. Im Fahrtwasser dieser grossen Schlagzeilen, mit «WWE 2K24» am 08. März 2024 (am 05. März 2024 für Vorbesteller der Deluxe-Edition) auch das neue Wrestling-Spiel in Zusammenarbeit von 2K Games und Entwickler Visual Concepts.
Zum grossen Jubiläum stehen natürlich auch in «WWE 2K24» 40 Jahre Wrestlemania im Mittelpunkt. Fans können hier legendäre Momente und Kämpfe wie den «Bodyslam heard around the World» zwischen Hulk Hogan und André the Giant oder auch jüngere Konfrontationen zwischen Rhea Ripley und Charlotte Flair nachspielen.
Wie schon in den vergangenen Jahren meistern Fans in dieser Spielart Aufgaben und treiben so die Matches voran. An Schlüsselstellen geht das Spielgrafik in reale Filmsequenzen über. Neu dabei: Das Aussehen der Videospiel-Modelle passt sich verstärkt an das der echten Stars an. Verläuft etwa beim Ultimate Warrior oder Rhea Ripley in einer Zwischensequenz die Schminke, so ist das später auch in der Spielgrafik erkennbar.
Ohnehin setzt «WWE 2K24» auf maximale Authentizität und fährt über 200 Superstars aus Vergangenheit und Gegenwart auf. Darunter so prominente Namen wie The Undertaker, «Stone Cold» Steve Austin oder eben Cody Rhodes und Seth Rollins. Falls doch mal ein Name fehlt, dürfen Wrestling-Freunde diese direkt per Editorfunktionen erstellen. Diesmal dürfen sogar Schilder für die Zuschauer und eigene Ringrichter nachgebaut werden.
Abseits des Showcase-Modus locken zwei Story-Kampagnen im MyRise-Modus – jeweils mit einem weiblichen und einem männlichen Protagonisten. Hinzu kommen die Management-Feature Universe und MyGM, bei denen man endlich selbst die Geschicke seiner eigenen Wrestling-Show in die Hand nehmen darf. Und natürlich darf auch der Spielkartenmodus MyFaction nicht fehlen, der im vergangenen Jahr aber auch aufgrund seiner integrierten Mikrotransaktionen für Kritik sorgte.
Die Matches selbst spielen sich im Vergleich zum Vorgänger ähnlich, wurden aber dennoch erweitert: Die in den echten Schaukämpfen populären Schlagduellen finden ebenfalls ihren Weg ins Spiel. In einem Mini-Spiel müssen WWE-Anhänger die richtige Taste gedrückt halten, um ihrem Gegenüber eine Schelle zu verpassen.
Dazu ergänzt man das Spiel um neue Payback-Spezialaktionen – so wird es etwa möglich sein, einen Feuerball in das Gesicht des Gegenübers zu werfen. Auch kann man nun vom obersten Ringseil auf ganze Gegnergruppen springen und diese allesamt umwerfen. Das garantiert mächtig Chaos.
Für einen besonderen Abschluss sorgen die so genannten Super-Finisher. Mit diesen besonders inszenierten Spezialaktionen fertigt man Widersacher gekonnt ab: Cody Rhodes zeigt dann etwa drei «Crossroads»-Aktionen am Stück.
Auch in Sachen Spielmodi weiten 2K Games und Visual Concepts das Angebot weiter aus. Diesmal dürfen Ringkampf-Puristen ihre Widersacher etwa im Casket-Match in einen Sarg stopfen oder sie im Ambulance-Kampf in einem Krankenwagen entsorgen. Im sogenannten Backstage-Brawl – also einer Prügelei hinter den Kulissen – gibt es nun neue Bereiche, einen funktionstüchtigen Aufzug und frische Gegenstände, mit denen man einander bearbeiten kann.
Objekte wie Stühle oder Tische kann man auch werfen und das Kommentatorenpult ausserhalb des Rings dient als Plattform für weitere Aktionen, auf der auch gekämpft werden darf. Das optional einstellbare Blut nach besonders heftigen Schlägen hinterlässt nun bleibende Flecken auf dem Boden. Es sind letztlich diese kleinen Details, die das Spiel auszeichnen und bei beinharten Fans für Aha-Momente sorgen werden.
Eins sei an dieser Stelle dennoch gesagt: «WWE 2K24» stellt trotz aller kleiner und grosser Neuerungen die Serie nicht auf den Kopf. Wer den Vorgänger kennt, wird sich sofort heimisch fühlen. Einen gänzlich anderen Spielablauf erlebt man dadurch allerdings auch nicht. Mechanik und Spieltempo sind sehr ähnlich.
Technisch fehlt hier der Quantensprung. Das liegt auch daran, weil das Spiel zeitgleich für die aktuellen Konsolen – also PlayStation 5 und Xbox Series S/X – und PC, aber auch für die älteren PlayStation 4 und Xbox One erscheint. Natürlich sieht «WWE 2K24» auf der leistungsfähigeren Hardware besser aus und läuft flüssiger, aber im Gegensatz zu «NBA 2K24» oder "EA Sports FC 24" geniessen diese Plattformen keine exklusiven Technik-Features.
Der ganz grosse Schritt wird «WWE 2K24» wahrscheinlich nicht, strotzt aber dennoch vor so viel Wiedererkennungswert und Inhalt, dass Wrestling-Fans damit problemlos Stunden, Tage und Wochen totschlagen, vor allem aber auch Wrestlemania nachspielen können.