Es braucht nicht viel für eine eigene Sekte in Brasilien.Bild: EPA/EFE
In Brasilien wird praktisch jede Stunde eine neue religiöse Sekte gegründet. Wie das Portal «O Globo» am Sonntag berichtete, sind seit Januar 2010 insgesamt 67'951 neue Kirchen bei der Steuerbehörde registriert worden.
Das entspricht einem Schnitt von etwa 25 Neugründungen am Tag, wobei einige auch «Filialen» bereits bestehender Sekten an anderen Orten sind.
In kaum einem Land gewinnen evangelikale Sekten so einen Einfluss - und sind für die katholische Kirche eine immer grössere Konkurrenz. Oft reicht ein angemietetes Ladenlokal, dort werden die Messen abgehalten. Die Gruppen finanzieren sich oft vor allem über Spenden ihrer Mitglieder.
Bild: Leo Correa/AP/KEYSTONE
Im Prinzip kann jeder Bürger recht unbürokratisch eine neue religiöse Gruppe registrieren lassen. Auch der Regierung von Präsident Michel Temer gehören mehrere Anhänger solcher Sekten an.
Der inzwischen wegen Korruptionsvorwürfen inhaftierte frühere Parlamentspräsident Eduardo Cunha, Treiber der Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff, hat weiterhin starken Rückhalt in der Evangelikalen-Bewegung.
Im für seine Freizügigkeit bekannten Rio de Janeiro wurde im Herbst 2016 der Ex-Sektenbischof Marcelo Crivella zum neuen Bürgermeister gewählt. Er gehört der «Universalkirche des Königreichs Gottes» an. Homosexualität sieht er als Krankheit an, über Schwarze sagte er mal, sie würden vor allem Cachaça-Schnaps und Prostitution mögen. Crivella boykottierte in diesem Jahr auch demonstrativ den Karneval in Rio. (sda/dpa)
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Die beliebtesten Kommentare
NWO Schwanzus Longus
26.03.2017 18:04registriert November 2015
Korrupte Politiker Impeachen Korrupte Politiker. Kein Wunder geht das Land vor die Hunde.
Watson, hätte mich jetzt noch Wunder genommen, was denn genau diese Gemeinden zu Sekten macht. Eine religiöse Gruppe muss ja einen ziemlichen Kathalog an Kriterien entsprechen, um als Sekte eingestuft zu werden. Ist dies in Brasilien der Fall?
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