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Sturm auf das Kapitol: Diese Straftäter wurden von Trump begnadigt

Trump supporters try to break through a police barrier, Wednesday, Jan. 6, 2021, at the Capitol in Washington. As Congress prepares to affirm President-elect Joe Biden's victory, thousands of peo ...
Beim Sturm auf das Kapitol kamen ein Polizist und vier Protestierende ums Leben. Viele der Aufständischen und rund 140 Sicherheitsleute wurden verletzt.Bild: AP

Trump: «Scheiss drauf: Lasst sie alle frei»

Als eine seiner ersten Amtshandlungen begnadigte Donald Trump über 1500 Kapitol-Stürmer. Darunter solche, die schwere Straftaten begangen haben. Einer von ihnen geht sich als Erstes Waffen kaufen, ein anderer sitzt bereits wieder hinter Gittern.
23.01.2025, 16:30
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«Sehr unbedeutende Zwischenfälle»

Trump scheint felsenfest davon überzeugt zu sein, mit der Begnadigung der Kapitol-Aufrührer das Richtige zu tun. Am Mittwoch gab er Fox-News-Moderator Sean Hannity im Oval Office das erste Interview als wiedergewählter US-Präsident.

Das Interview mit Fox:

Video: watson/@atrupar

Auf die Frage, weshalb er auch diejenigen Personen begnadigt habe, die gegenüber Polizisten gewalttätig gewesen seien, antwortete Trump, dass sich viele von ihnen bereits dreieinhalb Jahre in Haft befänden, «eine lange Zeit». Dann fuhr Trump fort:

«Sie wurden so schlecht behandelt. Sie wurden behandelt, als seien sie die schlimmsten Kriminellen in der Geschichte.»

Die Kapitol-Stürmer seien dort gewesen, weil sie wussten, dass die Wahl gefälscht gewesen sei. «Dagegen haben sie protestiert und das sollte erlaubt sein.» Bis heute liegen keinerlei Hinweise auf Wahlfälschung vor.

Hannity entgegnete, dass es aber nicht erlaubt sein sollte, ins Kapitol einzudringen. Trump wiederum sagte: «Die meisten Personen waren völlig unschuldig.»

Dann argumentierte er, dass es bei 1500 Personen sehr mühsam sei, «nachzusehen». Trump meinte damit, nachzusehen, wer welche Straftat begangen hat. Vizepräsident J.D. Vance hatte zuvor erklärt, dass Personen, die am 6. Januar Gewalttaten begangen hätten, «natürlich» nicht begnadigt werden sollten.

Herrliche Unterhaltung: US-Comedian Jordan Klepper zeigt Trump-Anhängern Fotos des Kapitol-Sturms und fragt sie, ob die Begnadigungen gerechtfertigt sind.Video: youtube/the daily show

Gemäss Medienberichten hat sich Trump jedoch alsbald nicht mehr mit dem Gedanken anfreunden können, jeden einzelnen Fall durchzugehen. Wie die Nachrichten-Website Axios schreibt, soll er gesagt haben:

«Scheiss drauf: Lasst sie alle frei.»

Unter den Begnadigten befinden sich gemäss «Guardian» über 250 Personen, die wegen Körperverletzung verurteilt wurden. Es sind Personen, welche die Polizei mit Fahnenstangen, Hockeyschlägern oder einer Krücke angriffen. Überwachungskameras haben viele der Attacken dokumentiert.

Trump sieht das im Interview mit Hannity etwas anders. Zwar seien einige Leute mit der Polizei zusammengestossen, «das stimmt». Es handle sich dabei aber um «sehr unbedeutende Fälle», die von den «falschen Typen, welche die ganze Zeit auf CNN sind, aufgebauscht werden». «Es waren sehr unbedeutende Vorfälle und es war an der Zeit.»

Der Schamane

Unter den Begnadigten sind Personen, die brutal auf Polizisten einprügelten, Mike Pence, Nancy Pelosi und Barack Obama am Galgen sehen wollten, kurzum die amerikanische Demokratie am 6. Januar 2021 ins Wanken brachten.

Einer von ihnen ist Jake Angeli-Chansley, Anhänger der rechtsextremen Verschwörungstheoretiker-Gruppe QAnon und in der Öffentlichkeit vor allem als «Schamane» bekannt. Der 37-Jährige drang am 6. Januar 2021 mit seinen Aufrührer-Kumpanen ins Kapitol ein und setzte sich im Senatsflügel auf den Stuhl von Vizepräsident Mike Pence.

Jacob Anthony Chansley (Mitte) ist auch als Jake Angeli bekannt. Nach dem Sturm auf das US-Kapitol muss Chansley bis zu seinem Prozess in Haft bleiben. Foto: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa
Jake Angeli-Chansley (Mitte) im Kapitol.Bild: sda

Wie viele der Kapitol-Stürmer wollte er verhindern, dass der Kongress Joe Bidens Wahlsieg bestätigt. Wegen Behinderung eines Kongressverfahrens wurde er zu 41 Monaten Haft, drei Jahren Bewährung und einer Entschädigung von 2000 US-Dollar verurteilt.

Seit Mai 2023 ist Angeli-Chansley wieder auf freiem Fuss. Allerdings nur auf Bewährung, was zur Folge hatte, dass Angeli-Chansley keine Waffen kaufen konnte. Dieses Verbot hat Trump mit der Begnadigung nun aufgehoben. Diese Aufhebung feiert der 37-Jährige jetzt in Grossbuchstaben auf X:

«Ich habe gerade die Nachricht von meinem Anwalt erhalten. Ich wurde begnadigt, Baby. Vielen Dank, Präsident Trump. Jetzt werde ich ein paar verdammte Waffen kaufen gehen. Ich liebe dieses Land. Gott segne Amerika. Die Beteiligten des 6. Januars kommen frei, Gerechtigkeit ist da. Alles, was in der Dunkelheit geschah, wird ans Licht kommen.»
Bild

Heute frei, morgen Knast

Bei Daniel Ball währte die Freude über Trumps Massenbegnadigung nicht lange. Am Dienstag wurde der heute 39-Jährige aus dem Gefängnis entlassen, am Mittwoch jedoch bereits wieder verhaftet.

Zum Verhängnis wurde Ball gemäss der «Washington Post», dass er im Besitz einer Feuerwaffe und Munition war, die er aufgrund früherer Verurteilungen nicht hätte besitzen dürfen. Dies haben die Ermittler bei einer Wohnungsdurchsuchung festgestellt, die in Zusammenhang mit der Rolle des heute 39-Jährigen beim Kapitol-Sturm erfolgte. Der entsprechende Haftbefehl wurde erst am Mittwoch und damit nach Trumps Begnadigung ausgestellt, deswegen bleibt Ball vorerst hinter Gittern, wo er sich seit Mai 2023 befindet.

Zu den früheren Verurteilungen Balls gehören häusliche Gewalt durch Strangulation im Jahr 2017 und der gewaltsame Widerstand gegen Polizisten im Jahr 2021.

epa11840822 People hold placards as they gather outside the DC Central Detention Facility, commonly known as the DC Jail, in anticipation of a potential pardon by U.S. President Donald Trump for indiv ...
Vor einem Gefängnis in Washington, D.C. haben sich Trump-Anhänger versammelt. Ihrem Wunsch, alle «Geiseln» des Kapitol-Sturms an Tag 1 der Präsidentschaft zu begnadigen, kam Donald Trump grossmehrheitlich nach. Bild: keystone

Im Zuge des Sturms auf das Kapitol ging der 39-Jährige ebenfalls alles andere als zimperlich vor, wie entsprechende Gerichtsakten zeigen. Zunächst befand sich Ball zwei Minuten im Kapitol und soll dort einen Fensterladen aus Holz abgebrochen und mit sich herumgetragen haben.

Später warf er einen Sprengsatz auf Beamte, die sich in einem Tunnel befanden, wo sie versuchten, Aufrührer vom Kapitol fernzuhalten. Der Sprengstoff sei dabei explodiert, mehrere Beamte sollen Hörschäden erlitten haben. Gemäss FBI hätte die Aktion jemanden ernsthaft verletzen können.

Im Anschluss warf Ball immer wieder Gegenstände in den Tunnel, darunter Stuhl- und Tischbeine aus Holz. Die Vergehen führten zu Balls Verhaftung. Ein Geschworenengericht hatte in 12 Punkten Anklage erhoben.

Diese Anklage hat sich durch Trumps Begnadigung erledigt, nicht aber das auf Bundesebene geführte Verfahren aufgrund seines illegalen Waffenbesitzes.

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
23.01.2025 16:52registriert Februar 2020
In seinen ersten Stunden als Präsident hat er Elon Musk verärgert, TikTok gerettet – nachdem er selbst derjenige war, der es verbieten wollte –, der WHO den Mittelfinger gezeigt, die Mauer weitergebaut (die laut Experten nichts bewirkt, ausser Arbeitsbeschaffung und immense Kosten zu verursachen) und Hunderte von Verbrechern, die sich teils mehr als schuldig bekannt haben, auf freien Fuss gesetzt.

Wow, wirklich beeindruckend! Eine Bilanz, die förmlich danach schreit, ins Geschichtsbuch eingetragen zu werden – unter der Kategorie "Wie man möglichst schnell für Chaos sorgt".
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Swen Goldpreis
23.01.2025 17:10registriert April 2019
Irgendwie ist das eine seltsame Begründung. Ich mein, selbst wenn Trump keine Lust hat, die Fälle einzeln durchzugehen - was ich ja sogar irgendwie noch verstehe. Ich würde auch lieber Fernsehen als zu arbeiten - könnte er immer noch jemanden beauftragen, die Liste nach bestimmten Kriterien vorzusortieren. Für irgendwas hat man ja Mitarbeiter.

Nein, hier geht es einfach um ein Zeichen an die Radikalen im Land: Ihr könnt mir "vertrauen!" So lese ich übrigens auch Musk Nazisalut, als Zeichen an die Nazis im Land, dass sie von ganz oben Schutz geniessen.
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DJRene
23.01.2025 16:53registriert September 2024
Alles unbedeutend.
Wenn Realitätsverweigerung bereits ein normaler Zustand ist.
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