Trump scheint felsenfest davon überzeugt zu sein, mit der Begnadigung der Kapitol-Aufrührer das Richtige zu tun. Am Mittwoch gab er Fox-News-Moderator Sean Hannity im Oval Office das erste Interview als wiedergewählter US-Präsident.
Auf die Frage, weshalb er auch diejenigen Personen begnadigt habe, die gegenüber Polizisten gewalttätig gewesen seien, antwortete Trump, dass sich viele von ihnen bereits dreieinhalb Jahre in Haft befänden, «eine lange Zeit». Dann fuhr Trump fort:
Die Kapitol-Stürmer seien dort gewesen, weil sie wussten, dass die Wahl gefälscht gewesen sei. «Dagegen haben sie protestiert und das sollte erlaubt sein.» Bis heute liegen keinerlei Hinweise auf Wahlfälschung vor.
Hannity entgegnete, dass es aber nicht erlaubt sein sollte, ins Kapitol einzudringen. Trump wiederum sagte: «Die meisten Personen waren völlig unschuldig.»
Dann argumentierte er, dass es bei 1500 Personen sehr mühsam sei, «nachzusehen». Trump meinte damit, nachzusehen, wer welche Straftat begangen hat. Vizepräsident J.D. Vance hatte zuvor erklärt, dass Personen, die am 6. Januar Gewalttaten begangen hätten, «natürlich» nicht begnadigt werden sollten.
Gemäss Medienberichten hat sich Trump jedoch alsbald nicht mehr mit dem Gedanken anfreunden können, jeden einzelnen Fall durchzugehen. Wie die Nachrichten-Website Axios schreibt, soll er gesagt haben:
Unter den Begnadigten befinden sich gemäss «Guardian» über 250 Personen, die wegen Körperverletzung verurteilt wurden. Es sind Personen, welche die Polizei mit Fahnenstangen, Hockeyschlägern oder einer Krücke angriffen. Überwachungskameras haben viele der Attacken dokumentiert.
Trump sieht das im Interview mit Hannity etwas anders. Zwar seien einige Leute mit der Polizei zusammengestossen, «das stimmt». Es handle sich dabei aber um «sehr unbedeutende Fälle», die von den «falschen Typen, welche die ganze Zeit auf CNN sind, aufgebauscht werden». «Es waren sehr unbedeutende Vorfälle und es war an der Zeit.»
Unter den Begnadigten sind Personen, die brutal auf Polizisten einprügelten, Mike Pence, Nancy Pelosi und Barack Obama am Galgen sehen wollten, kurzum die amerikanische Demokratie am 6. Januar 2021 ins Wanken brachten.
Einer von ihnen ist Jake Angeli-Chansley, Anhänger der rechtsextremen Verschwörungstheoretiker-Gruppe QAnon und in der Öffentlichkeit vor allem als «Schamane» bekannt. Der 37-Jährige drang am 6. Januar 2021 mit seinen Aufrührer-Kumpanen ins Kapitol ein und setzte sich im Senatsflügel auf den Stuhl von Vizepräsident Mike Pence.
Wie viele der Kapitol-Stürmer wollte er verhindern, dass der Kongress Joe Bidens Wahlsieg bestätigt. Wegen Behinderung eines Kongressverfahrens wurde er zu 41 Monaten Haft, drei Jahren Bewährung und einer Entschädigung von 2000 US-Dollar verurteilt.
Seit Mai 2023 ist Angeli-Chansley wieder auf freiem Fuss. Allerdings nur auf Bewährung, was zur Folge hatte, dass Angeli-Chansley keine Waffen kaufen konnte. Dieses Verbot hat Trump mit der Begnadigung nun aufgehoben. Diese Aufhebung feiert der 37-Jährige jetzt in Grossbuchstaben auf X:
Bei Daniel Ball währte die Freude über Trumps Massenbegnadigung nicht lange. Am Dienstag wurde der heute 39-Jährige aus dem Gefängnis entlassen, am Mittwoch jedoch bereits wieder verhaftet.
Zum Verhängnis wurde Ball gemäss der «Washington Post», dass er im Besitz einer Feuerwaffe und Munition war, die er aufgrund früherer Verurteilungen nicht hätte besitzen dürfen. Dies haben die Ermittler bei einer Wohnungsdurchsuchung festgestellt, die in Zusammenhang mit der Rolle des heute 39-Jährigen beim Kapitol-Sturm erfolgte. Der entsprechende Haftbefehl wurde erst am Mittwoch und damit nach Trumps Begnadigung ausgestellt, deswegen bleibt Ball vorerst hinter Gittern, wo er sich seit Mai 2023 befindet.
Zu den früheren Verurteilungen Balls gehören häusliche Gewalt durch Strangulation im Jahr 2017 und der gewaltsame Widerstand gegen Polizisten im Jahr 2021.
Im Zuge des Sturms auf das Kapitol ging der 39-Jährige ebenfalls alles andere als zimperlich vor, wie entsprechende Gerichtsakten zeigen. Zunächst befand sich Ball zwei Minuten im Kapitol und soll dort einen Fensterladen aus Holz abgebrochen und mit sich herumgetragen haben.
Später warf er einen Sprengsatz auf Beamte, die sich in einem Tunnel befanden, wo sie versuchten, Aufrührer vom Kapitol fernzuhalten. Der Sprengstoff sei dabei explodiert, mehrere Beamte sollen Hörschäden erlitten haben. Gemäss FBI hätte die Aktion jemanden ernsthaft verletzen können.
Im Anschluss warf Ball immer wieder Gegenstände in den Tunnel, darunter Stuhl- und Tischbeine aus Holz. Die Vergehen führten zu Balls Verhaftung. Ein Geschworenengericht hatte in 12 Punkten Anklage erhoben.
Diese Anklage hat sich durch Trumps Begnadigung erledigt, nicht aber das auf Bundesebene geführte Verfahren aufgrund seines illegalen Waffenbesitzes.
Wow, wirklich beeindruckend! Eine Bilanz, die förmlich danach schreit, ins Geschichtsbuch eingetragen zu werden – unter der Kategorie "Wie man möglichst schnell für Chaos sorgt".
Nein, hier geht es einfach um ein Zeichen an die Radikalen im Land: Ihr könnt mir "vertrauen!" So lese ich übrigens auch Musk Nazisalut, als Zeichen an die Nazis im Land, dass sie von ganz oben Schutz geniessen.
Wenn Realitätsverweigerung bereits ein normaler Zustand ist.