Hast du dich schon mal gefragt, was im Köpfchen einer Katze so vor sich geht? Hier kriegst du endlich einen exklusiven Einblick in das Tagebuch von Katzendame Olga. Einmal pro Woche schreibt sie aus ihrem Leben. Weitere Geschichten von Olga findest du hier oder am Ende des heutigen Tagebuch-Eintrages.
Eintrag vom 1. Februar 2017:
Liebes Tagebuch,
du musst jetzt nichts sagen. Wirklich nicht. Ich weiss, was du denkst.
Heute muss ich dich jedoch enttäuschen, liebes Tagebuch. Ich weiss, dass mein unglaublicher Scharfsinn, mein unwiderstehlicher Humor und meine Weisheit dich jedes Mal aufs Neue faszinieren.
Aber heute wird es leider etwas ernster. Ich glaube, ich bin krank. Schwer krank. Unheilbar krank. Es gibt kein Gegenmittel für meine Leiden – und mit jeder Minute ergreift die Krankheit mehr und mehr Besitz über meinen Körper und meine Seele.
Ich weiss, was du jetzt denkst, liebes Tagebuch.
Diesmal übertreibe ich nicht, liebes Tagebuch. Es ist mein voller Ernst. Ich habe heute meine Symptome gegoogelt und das Internet hat mir meinen fürchterlichen Verdacht bestätigt.
Ich weiss, was du jetzt denkst, liebes Tagebuch.
Aber diesmal hat mich das Internet nicht angelogen. Es ist wahr. Ich kann dir meine Symptome aufzählen. Vielleicht glaubst du mir ja dann.
Es ist wie eine Zwangsstörung, liebes Tagebuch. Ich kann einfach nicht damit aufhören. Es ist, als ob mein Leben davon abhängen würde – wie eine Droge, die über mich und meine Existenz bestimmt. Diese Besessenheit kann doch nicht gesund sein!
Ich weiss, was du jetzt denkst, liebes Tagebuch.
Diese Aussage stimmt nur bedingt. Weisst du, es sind nicht nur die Aggressionen. Wenn ich kein Futter bekomme, sinkt meine Laune und ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren. Es fühlt sich so an, als ob ich auf Entzug wäre.
Manchmal passiert mir etwas sehr Merkwürdiges, liebes Tagebuch. Es ist wirklich beängstigend. Mir fallen plötzlich die Augen zu. Und wenn ich sie wieder aufmache sind zwei Stunden vergangen und ich habe keine Ahnung, was geschehen ist.
Ich weiss, was du jetzt denkst, liebes Tagebuch.
Das ist aber nicht wahr. Wirklich nicht. Doch weisst du, manchmal, wenn mir die Augen zufallen, da sehe ich Dinge. Ich reise in den wundervollsten Welten umher und erlebe die grössten Abenteuer. Doch wenn ich wieder aufwache, ist nichts davon wirklich passiert – obwohl sich alles so erstaunlich echt angefühlt hat.
Jetzt kommt aber das Gefährlichste, liebes Tagebuch. Manchmal, wenn draussen die Sonne scheint und mein Mensch mir gerade den Rücken krault, passiert mit mir etwas Komisches: Ich fühle mich plötzlich so unglaublich glücklich. Als ob alles in Ordnung wäre und ich mein Leben lieben würde.
Mein Herz lacht mit der Sonne und meinem von meiner unglaublichen Schönheit entzückten Menschen um die Wette und geniesst einfach diesen wundervollen Augenblick.
Du musst jetzt nichts sagen, liebes Tagebuch. Ich weiss, was du denkst.
Vielleicht verstehst du mich ja jetzt, liebes Tagebuch. Die Sache ist geritzt. Basta. Finito. Ein Heilmittel gibt es nicht – ich bin verloren in der Tiefe dieser beängstigenden Krankheit.
Mit kranken Grüssen,
Olga von Schnurrhausen