Vor kurzem machte eine interessante Nachricht die Runde: Aufgrund des tendenziell grösseren Gewichts von Elektroautos, könnten Parkhäuser-Bauten älteren Semesters ein Sicherheitsrisiko darstellen. Sprich, ältere Parkhäuser könnten unter dem Gewicht von Elektrofahrzeugen zusammenbrechen.
Während diese Schlagzeile gewiss ordentlich reisserisch daherkommt, spricht sie dennoch eine Tendenz an, die seit Jahrzehnten erkennbar ist und die seit der Einführung von Elektrofahrzeugen nochmals einen Zacken zugelegt hat: Moderne Autos sind sauschwer.
Als man in den Siebzigerjahren Parkhäuser baute, wog das durchschnittliche Familienauto knapp eine Tonne. Heute ist der aktuelle VW Golf GTi (je nach Ausstattung) rund doppelt so schwer wie der Golf GTi der ersten Generation.
Und mit Elektroautos ist alles noch einen Zacken krasser geworden. Damit der Fahrer keine range anxiety bekommt (it's a thing), bauen die Hersteller immer grössere Akkus in ihre Autos ein – vor allem in der oberen Kaufklasse. Das Resultat: Autos, die so viel auf die Waage bringen wie früher LKWs.
Hier kommen einige der schwersten EVs, die 2023 auf dem Markt erhältlich sind:
(Heavy EVs ... hEVys hihi ... ach, ich lass' es.)
Dieser PW wiegt mehr als die allermeisten SUVs und zwar:
Tadaa! Das ist aber weniger als die folgenden Autos:
Kurz, zum Vergleich: Autos mit einem Gewicht von 1000 Kilogramm oder weniger gehören gewöhnlich zur Ultra-Kompaktklasse (oder sie sind hochspezialisierte Leichtgewichtsportwagen wie Lotus Elise und Konsorten).
Die Kompaktklasse beziffert man mit durchschnittlich 1,4 Tonnen.
Die Mittelklasse kommt auf um die 1,7 Tonnen.
Durchschnittswerte um 2 Tonnen gelten für die Oberklasse und für Luxus-SUVs.
Zum Vergleich: Ein Mercedes GLC 300 wiegt – je nach Ausstattung – zwischen 1900 und 2415 Kilo.
Zum Vergleich: Der Ford F-150 mit Verbrenner wiegt – je nach Modell und Ausstattung – zwischen 1800 und 2270 Kilo.
Und NUN:
Na? Wie viel bringt der wohl auf die Waage ...?
Zum Vergleich: Der Hummer H1 (mehr oder minder ein militärisches Arbeitsgerät, das in den Neunzigerjahren für den zivilen Gebrauch zugelassen wurde) wog satte 3,6 Tonnen.
Hummer H2 (2003): 3 Tonnen
Hummer H3 (2006): 2000 – 2223 Kilo
Die Gewichtszunahme bei Elektroautos ist aber lediglich die Fortsetzung eines Trends, der seit den Neunzigerjahren erkennbar ist: Crash-Sicherheit, Elektroassistenzsysteme und wassergekühlte Motoren haben zu einer Gewichtszunahme geführt. Dazu kommt der seit Jahrzehnten anhaltende Verkaufserfolg von SUVs, die bereits vom Konzept her schwere Ungetüme sind. Damit (und dies ist gewiss das akutere Problem als allfällige alternde Parkhäuser) wurde natürlich jeglicher technischer Fortschritt bezüglich Sparsamkeit von Verbrennermotoren wieder zunichtegemacht, da diese heute an sich energieeffizienteren Antriebssysteme viel mehr Gewicht herumschleppen müssen, was wieder zu höherem Verbauch führt. Die Wirtschaftswissenschaft nennt es das Jevons-Paradoxon: Technischer Fortschritt, der die effizientere Nutzung eines Rohstoffes erlaubt, führt zu einer erhöhten Nutzung dieses Rohstoffes, anstatt sie zu senken.
Ende Jahr werden die ersten Exemplare dieses Ultraluxusautos ausgeliefert, des ersten Elektroautos von Rolls-Royce.
Und? Wie viel bringt dieses schnittige, zweitürige Coupé wohl auf die Waage?
Nun ...
... tadaa!