Die Schachteln sind winzig klein, aber meistens randvoll mit Spielmaterial. Sie messen nur 11 mal 6,5 mal 3,5 Zentimeter und sind das Erkennungszeichen der japanischen Firma «Oink Games».
Seit 2011 veröffentlicht Jun Sasaki unter dieser Marke Spiele mit einem speziellen Touch. Lange war es schwierig, in Europa an sie heranzukommen. Und für Leute, die kein japanisch können, war natürlich auch die Lektüre der Regel etwas mühsam.
Seit ein Ableger der Firma in Düsseldorf die Spiele übersetzt und vertreibt, ist aber alles anders. Die Lektüre der Regeln ist zwar immer noch mühsam, weil der Schriftgrad der Texte offenbar mit der Schachtelgrösse korrelieren muss. Das ist aber der einzige Wermutstropfen: Viele der rund 20 erhältlichen Titel sind unglaublich unterhaltend.
Die meisten Spiele haben sehr einfache Regeln und dauern auch nicht sehr lange. Erstaunlich ist vor allem, wie unterschiedlich die Spiele sind. Vier davon stellen wir euch hier gerne vor:
Bekannt wurde der Verlag mit dem Titel «Tiefseeabenteuer». Die Spieler nehmen als Taucher an einer Expedition teil und wollen möglichst wertvolle Schätze vom Meeresgrund heben.
Beim Tauchgang müssen sie aber höllisch aufpassen, dass ihnen nicht die Luft ausgeht. Alle zehren von einem gemeinsamen Sauerstoffvorrat. Je tiefer der Tauchgang, desto wertvoller werden die Schätze.
Durch Würfeln bewegen sich Figuren auf einem Laufpfad, der aus Schatzplättchen besteht. Je mehr Schätze gesammelt werden, desto schneller verringert sich der gemeinsame Sauerstoff-Vorrat.
Wer ist zu gierig? Wer bleibt wie lange unten? Wer hat die besten Nerven? Kehrt der erste Taucher um, wird es nämlich hektisch. Ist der Sauerstofftank leer, bevor man das rettende U-Boot wieder erreicht hat, gibt es keine Punkte und die Schätze sinken wieder auf den Meeresboden.
Würfel, Figürchen, ein paar Chips: mehr braucht es tatsächlich nicht für diesen Spielspass.
Laufspiel mit Risikokomponenten von Jun Sasaki und Goro Sasaki für 2 bis 6 Spieler ab 8 Jahren, 30min, ca. 24 Franken.
Im Spiel «Startups» sammeln die Spieler Mehrheiten von Aktien beliebter Jungunternehmen, um damit am Ende der Partie zu punkten. Das klingt zwar erst einmal recht herkömmlich, das Spiel hat aber einen besonderen Kniff: Wer jeweils am meisten Aktien einer Farbe in seiner Auslage hat, darf keine weiteren Aktien dieser Sorte kaufen, bis ein anderer Spieler die (sichtbare) Mehrheit übernimmt.
Das Dilemma, das dadurch entsteht, führt zu einem psychologisch hoch spannenden Spiel, bei dem man den Zustand der Gegner ständig abtastet, sie «zeuklet» und anblufft. «Startups» überzeugt durch ein elegantes, minimalistisches Spielprinzip mit erstaunlichem Tiefgang.
Das Spiel erinnert vom Dilemma her ein bisschen an «Lost Cities»: Soll man seine starken Farben bereits jetzt ausspielen oder noch länger behalten? Mit drei Spielern ist «Startups» noch gut beeinflussbar, je mehr Aktienhaie mitmachen, desto zufälliger wird's.
Kartenspiel von Jun Sasaki für 3 bis 7 Spieler ab 10 Jahren, 20 bis 30 min, ca. 24 Franken.
Und nun müssen wir auch noch malen. Die Filzstifte dazu (neun an der Zahl) befinden sich sogar im Schächtelchen. Ein Betrüger gibt sich in der New Yorker Kunstszene als grosser Künstler aus: Der Fake Artist.
Ein Spielleiter bestimmt einen Begriff, den alle anderen in einem gemeinsamen Bild malen müssen. Nur ein Mitspieler (keiner weiss, wer es ist) hat keinen blassen Schimmer, um welchen Begriff es geht. Die anderen sollen ihn enttarnen. Zweimal müssen dann alle etwas zeichnen. Das darf aber nicht zu offensichtlich sein. Die Wissenden sollen es zwar erkennen können, der Fake Artist aber nicht.
Dieser versucht, irgend etwas Unverdächtiges hinzukritzeln und hofft, dass ihm die anderen nicht auf die Schliche kommen. Heisst das Thema zum Beispiel «Wilhelm Tell», malt der erste einen Kreis (und meint damit vielleicht den Apfel) und der zweite malt einen grösseren Kreis darunter (und meint vielleicht Walterlis Kopf). Alle Eingeweihten dürfte dann klar sein, dass die beiden Malenden auf ihrer Seite sind, während der Fake Artist wohl nach wie vor keine Ahnung hat.
Zeichnet er einen dritten Kreis, verrät er seine Unwissenheit. Am Rundenende gibt es jeweils eine Abstimmung. Wird der Fake Artist erkannt, hat er trotzdem noch eine Siegeschance, falls er den Begriff richtig rät.
Mal-Quizspiel von Jun Sasaki für 5 bis 10 Spieler ab 8 Jahren, 20 min, ca. 24 Franken.
Das Prinzip von «Insider» ist ähnlich: Die Spielgruppe muss vom Spielleiter einen Begriff erraten. Einer der Ratenden, wieder weiss keiner wer es ist, kennt den Begriff bereits im Voraus. Reihum stellen die Leute Fragen, die der Spielleiter nur mit «Ja» oder «Nein» beantworten darf. Es läuft eine Sanduhr. In dieser Zeit muss die Gruppe den Begriff herausfinden.
Der Insider versucht Fragen zu stellen, welche die Gruppe näher zum Lösungswort bringen, ohne jedoch damit aufzufallen. Denn auch hier gibt es zum Schluss eine Abstimmung. Wird der Insider erkannt, verliert er trotz richtiger Lösung.
Das Spiel ist relativ harmlos, funktioniert aber als Aufwärmer, Absacker oder um eine Kommunikation in Gang zu bringen hervorragend. Und die Erkenntnis, dass es gar nicht so einfach ist, eine Gruppe unauffällig zu manipulieren, wenn sie auf einen falschen Lösungsweg abbiegen will, ist ziemlich erfrischend.
Partyspiel von Akihiro Ito, Daichi Okano, Kwaji, Kito Shinma und Jun Sasaki für 4 bis 8 Spieler ab 9 Jahren, 15 min, 24 Franken.