Nach dem 0:1 in Rumänien ist es Tatsache: Die Schweiz verpasst den Gruppensieg in der EM-Qualifikation. Damit landet sie in der Auslosung für die Europameisterschaft in Deutschland in Topf 4, wodurch ihr bereits in der Gruppenphase drei oder zumindest zwei hochkarätige Gegner drohen. Und das, weil sie es in zehn Spielen gegen Kosovo, Belarus, Israel, Andorra und eben Rumänien nur zu vier Siegen gebracht hat.
Natürlich ist das Lösen des EM-Tickets das Hauptziel einer jeden Qualifikation und selbstverständlich kann man es als kleines Land, das die Schweiz nun mal ist, als Erfolg verkaufen, erneut an einem grossen Turnier vertreten zu sein. Aber in dieser – der vermeintlich einfachsten aller Quali-Gruppen – war die Schweiz klarer Favorit.
Und so ist das Verpassen des Gruppensiegs ein Rückschlag und darf als Enttäuschung bezeichnet werden. Am Ende trennen Rumänien und die Schweiz fünf Punkte. Dass Trainer Murat Yakin deswegen in Kritik geraten ist, ist logisch. Ebenso klar ist, dass er nicht alleine dafür verantwortlich ist. Allen voran Granit Xhaka und Manuel Akanji konnten ihre Leistungen aus ihren Klubs im Nati-Trikot nicht reproduzieren, der bei Newcastle gesetzte Fabian Schär wurde aufgrund seiner Fehler mehrmals zum Unglücksraben.
Dennoch muss der Trainer am Ende die Verantwortung übernehmen. Denn diesen können die Verantwortlichen beim Verband ersetzen, das Spielermaterial ist für ein Nationalteam nur bedingt zu beeinflussen. Und dass sich etwas ändern muss, ist spätestens nach den letzten Quali-Spielen klar. Die Teilnahme an der EM 2024 konnte zwar gesichert werden, aber in dieser Verfassung kommt die Nati dort nicht weit. Zu vieles scheint in diesem Team kaputt zu sein.
Die Defensive wackelt, die Offensive nutzt ihre Chancen – wenn sie sich denn welche herausspielt – nicht und was jeweils passiert, wenn die Führung kurz vor Schluss nur knapp ist, ist kaum zu erklären. Fünfmal brach die Schweiz in der nun zu Ende gegangenen Qualifikation in der Schlussphase auseinander und verspielte Punkte. Das darf nicht passieren. Nicht in dieser Häufigkeit.
Und deshalb benötigt die Nati neue Impulse. Und zwar jetzt und nicht erst nach der EM. Denn der zuletzt ratlos erscheinende Yakin ist für diese Aufgabe nicht mehr der Richtige. Zumal ihm bei einigen Führungsspielern der Rückhalt zu fehlen scheint. Weder Xhaka noch Akanji ergriffen die Möglichkeit, dem Trainer den Rücken zu stärken, als sie auf die Kritik an diesem angesprochen worden waren. Captain Xhaka kritisierte Yakin gar bereits mehrfach öffentlich. Zuletzt gab er erneut Anlass für Diskussionen um seine Position im Nationalteam.
Zwar muss in einer Fussball-Mannschaft nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen herrschen, doch sollten solche Meinungsdifferenzen gerade in einer Krise nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Deshalb muss auch Nationalteam-Direktor Pierluigi Tami in die Verantwortung genommen werden.
Und auf dem Trainerposten braucht es jetzt jemanden, der aufräumt. Einen, der die Tugenden zurückbringt, welche den Erfolg im EM-Achtelfinal gegen Frankreich ermöglicht haben, als die Schweiz noch ein Favoritenschreck und nicht ein erschrockener Favorit war. Zum Beispiel einen Mann wie den Ex-Trainer von Union Berlin.