Fröhlich wirkte Lara Gut, als sie das Podium ihrer Comeback-Medienkonferenz betrat. Gleichzeitig aber auch nervös, etwas gehetzt. Rasch wurde klar, weshalb das so ist. Denn was Lara Gut in den folgenden 30 Minuten viersprachig von sich gab, ist eine Last, die sie lange Zeit stark beschäftigt hatte.
So entstand der Eindruck, dass die sechs Monate lange Verletzungspause auch ihre gute Seiten gehabt hat. «Ich stand zehn Jahre lang immer in der Öffentlichkeit, im Winter wie im Sommer. Immer habe ich versucht, das Beste zu geben, auf und neben der Piste», sagte die Tessinerin. «Nun war ich verletzt und realisierte, dass ich mich verändert habe, seit ich letztmals auch ruhige Phasen in meinem Leben hatte. Ich wurde zur Frau, ich bin nicht mehr 16 Jahre alt, sondern 26.»
Gut sprach von ihrem anhaltenden Kampf darum, die Balance zu finden zwischen dem öffentlichen Leben als Skistar und dem Alltag als Privatperson. «Das ist eine Herausforderung, aber ich mag sie.»
Nach ihrer Knieverletzung, die sie an der Ski-WM in St.Moritz beim Einfahren vor dem Kombi-Slalom erlitten hatte, zog Gut aus dem Elternhaus aus. Das habe aber nur dazu geführt, dass sie nun enger mit der Familie verbunden sei: «Wenn wir zusammen sind, ist es noch schöner.»
Besonders das Verhältnis mit Vater Pauli Gut habe sich gebessert. Weil er zugleich der Trainer seiner Tochter war und ist, wurde seine Doppelrolle oft hinterfragt. Etwas, das einen Keil zwischen das Duo trieb. «Ich habe meinen Dad verloren und jetzt ist er wieder zurück», enthüllte Lara Gut, die glücklich darüber ist, dass sie ihn wieder «gefunden» habe.
Anfang September stand die Gesamtweltcupsiegerin des Winters 2015/16 erstmals wieder auf Ski. Nervös sei sie an jenem Morgen gewesen, gab sie zu – aber nicht lange. «Ich machte einen Schwung auf die eine Seite, einen auf die andere, und dann war ich wieder drin. Es fühlte sich ganz einfach an, natürlich.»
Bislang habe sie keine gesundheitlichen Probleme. Den Start in den Winter, den Riesenslalom auf dem Gletscher in Sölden, lässt Lara Gut dennoch aus. «Es eilt nicht, schon in Sölden anzutreten. Es macht mehr Sinn, im Oktober und November in allen Disziplinen zu trainieren, statt mich mich nun für Sölden auf den Riesenslalom zu konzentrieren.»
Gut liess durchblicken, dass sie im bevorstehenden Olympia-Winter auch andere Rennen auslassen könnte. «Ich werde in diesem Winter Pausen machen, aber nicht wegen des Knies. Mein Knie hat mich gelehrt, dass ich auf mich und meinen Körper Acht geben muss. Er erlaubt mir, auf höchstem Niveau Sport zu treiben, aber es ist auch sein Recht, dass ich ihm Sorge halte.» (ram)