Morgen stehen in Schladming der letzte Herren-Slalom und in Kronplatz (Italien) der letzte Frauen-Riesenslalom vor der WM an. Am Wochenende tragen die Männer dann noch Speed-Rennen in Garmisch-Partenkirchen aus, die Frauen reisen nach Cortina d'Ampezzo.
Den City-Event in Stockholm ausser Acht gelassen, stehen also bloss noch drei (Frauen) beziehungsweise vier (Männer) Rennen auf dem Programm, bevor es in St.Moritz ernst gilt. Ab dem 7. Februar müssen die WM-Form da und die Athleten bereit für Grosstaten sein.
Wie sieht es momentan für die Schweizer Ski-Cracks aus, wo der Weltcup-Winter schon weit fortgeschritten ist?
Die Tessinerin ist bereits in Hochform. Gestern siegte sie überlegen auch im dritten Super-G des Winters, tags zuvor wurde sie Zweite in der Abfahrt. Auch im Riesenslalom fährt Gut in diesem Winter stark, sie gewann zum Saisonauftakt in Sölden und wurde zwei Mal Dritte.
WM-Einsätze: Abfahrt, Super-G, Riesenslalom; vermutlich auch Kombination.
Prognose: Lara Gut wird in St.Moritz mindestens eine Medaille holen, auch zwei sind gut vorstellbar. Rast sie gleich im ersten Rennen der Titelkämpfe zum WM-Titel im Super-G?
Zweite, Dritte, Dritte, Dritte, Zweite, Dritte – in den Slaloms gehört Holdener in diesem Winter zur Crème de la Crème. In der Kombination verpasste die Kugelgewinnerin der letzten Saison als Vierte das Podest nur knapp, im Riesenslalom stellen zwei 16. Plätze ihr Bestresultat dar.
WM-Einsätze: Slalom, Kombination, eventuell Riesenslalom.
Prognose: Wenn alles normal läuft, geht Slalom-Gold an Mikaela Shiffrin und Holdener holt sich Silber oder Bronze. Aber erstens haben Titelkämpfe eigene Gesetze und zweitens sind Sieg und Niederlage in keiner Disziplin so nahe beisammen wie im Slalom, wo auch die Besten nie vor einem Einfädler gefeit sind.
Anfang Dezember musste die Schwyzerin wegen einer Knie-Operation unters Messer. Nach ihrem Comeback vor einer Woche löste die 31-Jährige am Samstag mit Rang 7 in der Abfahrt von Garmisch das WM-Ticket.
WM-Einsätze: Vermutlich Abfahrt, Super-G und Riesenslalom, eventuell Kombination.
Prognose: Suter stand in St.Moritz schon vier Mal auf einem Weltcup-Podest, zuletzt Ende des letzten Winters als Zweite in der Abfahrt. Ihre Routine könnte sich auszahlen. Aber es wird eng für Suter, die in ihrer Karriere vier Weltcup-Rennen gewann und 20 Mal auf dem Podest stand. Mit Grossanlässen stand sie bisher auf Kriegsfuss: Sie fuhr schon auf die Plätze 4, 5 (drei Mal), 6, 7 und 8 (zwei Mal), aber sie gewann noch nie eine Medaille.
In der Kombination von Val d'Isère fuhr die kleine Schwester von Abfahrts-Olympiasiegerin Dominique Gisin vor Weihnachten als Zweite erstmals in ihrer Karriere auf ein Weltcup-Podest. In ihrer Paradedisziplin Slalom wurde die Engelbergerin Sechste und Neunte, aber die Resultate waren zuletzt eher ernüchternd.
WM-Einsätze: Slalom, Kombination.
Prognose: In der Kombination ist Michelle Gisin ein Aussenseitertipp. Für eine Slalom-Medaille muss bei ihr alles aufgehen und gleichzeitig müssen die Topfavoritinnen patzen.
Es ist überhaupt nicht der Winter der Obwaldnerin. Der siebte Rang in der Kombination von Val d'Isère ist der einzige Top-Ten-Platz. Der Blick zurück zeigt indes: Feierabend war eigentlich noch nie richtig gut. Die 27-Jährige bestreitet mittlerweile ihre zehnte Weltcup-Saison – und schaffte es ganze fünf Mal in die ersten zehn, vier Mal in einer Kombination.
WM-Einsätze: Kombination, Slalom.
Prognose: Feierabend wird St.Moritz ohne Medaille verlassen.
Der zweite Platz im Parallelrennen in Alta Badia war sein einziger Podestplatz des Winters. Der Riesenslalom-Olympiasieger von 2010 ist mittlerweile in den Speed-Disziplinen stärker, am Samstag wurde er in Kitzbühel Abfahrts-Fünfter. Sein Formstand scheint leicht steigend, seit er in Adelboden pausiert hat.
WM-Einsätze: Abfahrt, Super-G, Riesenslalom, Kombination.
Prognose: Janka ist besonders in der Kombination ein Schweizer Trumpf. Aber er kann auch in der Abfahrt und besonders im Super-G stechen. In den letzten sechs Saisons stand Janka in dieser Disziplin zwar nur ein einziges Mal auf dem Podest (als Sieger im letzten Winter in Jeongseon/Südkorea), doch er fährt regelmässig in die Top Ten. Und wer dazu in der Lage ist, mit dem ist in einem Super-G stets zu rechnen.
Am Samstag war er drauf und dran, die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel zu gewinnen, ehe er kurz vor dem Ziel stürzte. Doch damit und mit Rang 3 tags zuvor im Super-G deutete Feuz an, dass mit ihm auch in St.Moritz zu rechnen ist.
WM-Einsätze: Abfahrt, Super-G, eventuell Kombination.
Prognose: Die Form stimmt und es zeigte sich in Kitzbühel einmal mehr: Wenn Feuz gesund ist, gehört er zu den allerbesten Skirennfahrern der Welt. In Abfahrt und Super-G wird er in St.Moritz zu den Favoriten gehören – schliesslich gewann er im letzten Winter beim Weltcup-Final am gleichen Hang beide Rennen.
Der Walliser Slalom-Spezialist stiess in dieser Saison in die Weltspitze vor. Davon zeugen die Ränge 6, 4, 8 und zuletzt gestern 5 in Kitzbühel. Yule punktete in allen sieben Slaloms des Winters, fiel nie aus. Diese Sicherheit ist gut fürs Selbstvertrauen.
WM-Einsätze: Slalom.
Prognose: Wer konstant in die Top Ten fahren kann, der ist auch in der Lage, aufs Podest zu kommen. Das zeigte gestern der Engländer Dave Ryding, der sensationell Zweiter wurde. Spart sich Yule, dessen Eltern aus Schottland stammen, seinen Exploit für den WM-Slalom am letzten Tag der Titelkämpfe auf?
In Adelboden, Wengen und Kitzbühel schied der Slalom-Fahrer jedes Mal schon im ersten Lauf aus. Morgen beim «Nightrace» in Schladming sollte Aerni wieder einmal durchkommen, damit er seine zweifellos vorhandenen Fähigkeiten nicht zu hinterfragen beginnt.
WM-Einsätze: Slalom, eventuell Kombination.
Prognose: Eine Slalom-Medaille erscheint unrealistisch. Mit ganz viel Glück liegt Edelmetall in der Kombination drin.
Der Abfahrts-Weltmeister hatte seinen Startplatz in St.Moritz schon durch den Gewinn der Goldmedaille in Vail / Beaver Creek vor zwei Jahren auf sicher. Gut für den 32-jährigen Glarner, dass er keine interne Qualifikation bestreiten muss, denn Küngs Form ist nach längerer Verletzungspause noch nicht da. Ein siebter Platz ist sein einziges Top-Ten-Resultat des Winters, zuletzt in Kitzbühel resultierten die Ränge 30 und 35.
WM-Einsätze: Abfahrt, eventuell Super-G.
Prognose: Eine weitere WM-Medaille für Küng wäre noch sensationeller als das Abfahrts-Gold vor zwei Jahren.
In den Slaloms kam der Walliser in drei Anläufen in diesem Winter nie in den 2. Lauf. Besser läuft's in der Kombination: 4. in Santa Caterina, 7. in Wengen (nach Bestzeit im Slalom). Auch im Riesenslalom geht's aufwärts mit Murisier, was die Platzierungen 7, 10 und 15 belegen.
WM-Einsätze: Kombination, Riesenslalom, eventuell Slalom.
Prognose: Wieso nicht eine Kombi-Medaille? Nach den beiden Weltcup-Rennen in diesem Winter darf man den 24-jährigen Murisier mit Sicherheit zum Kreis der Geheimfavoriten zählen.
Noch hat Swiss-Ski das WM-Team nicht nominiert. Voraussetzung dafür ist entweder ein Platz in den Top 7 eines Weltcup-Rennens oder zwei Platzierungen in den Top 15. Diese Regelung ist aber nicht in Stein gemeisselt. So wurden auch schon Athleten für Grossanlässe nominiert, welche die Kriterien knapp verpasst hatten.
Für alle die folgenden Schweizerinnen und Schweizer gilt: Ein Medaillengewinn in St.Moritz wäre eine Sensation.
Corinne Suter: 4. und 7. in Lake Louise, vier weitere Platzierungen in den Top 20.
Mélanie Meillard: 6. in Levi (Slalom), 10. in Sestrières (Riesenslalom), fünf weitere Platzierungen in den Top 20.
Simone Wild: 7. in Sestrières (Riesenslalom), in den anderen Rennen des Winters: 15., 17., 18., 19. und 23.
Priska Nufer: 8. in Altenmarkt-Zauchensee (Abfahrt), die Plätze 12 und 17 in zwei Super-G.
Joana Hählen: 8. in Val d'Isère (Super-G), die Plätze 14 und 19 in zwei Abfahrten.
Jasmine Flury: Die Plätze 10, 11 und 12 in drei Speed-Rennen.
Charlotte Chable: Fünf Slaloms, nie im 2. Lauf.
Niels Hintermann: Sensationssieger in der Lauberhorn-Kombination, sonst nur einmal in den Weltcup-Punkten (25. in Santa Caterina).
Nils Mani: 5. in der vom Wetter beeinflussten Lauberhorn-Kombination, 9. in Gröden (Abfahrt).
Mauro Caviezel: In Santa Caterina 7. (Super-G) und 8. (Kombination), in der Lauberhorn-Kombination 12.
Ramon Zenhäusern: Aufsteigende Tendenz im Slalom, zuletzt die Ränge 19 (Adelboden), 16 (Wengen) und 12 (Kitzbühel).
Gino Caviezel: 16. zum Saisonauftakt in Sölden, in den weiteren Riesenslaloms die Platzierungen 20, 21 und 24.
Marc Gini: 16. (Levi), 22. (Adelboden) und 23. (Kitzbühel).
Marco Odermatt: 17. (Riesenslalom Sölden), amtierender Junioren-Weltmeister.
Thomas Tumler: 22. in Gröden (Super-G).
Manuel Pleisch: 23. (Adelboden) und 26. (Alta Badia).
Ralph Weber: Zwei Mal 25. in einem Super-G.