Mit knapp 40 Millionen Bewohnern ist Tokio heute die bevölkerungsreichste und vermutlich urbanste Metropolregion der Welt. Von der ursprünglichen Hauptstadt des japanischen Kaiserreichs ist leider nicht viel übrig – sie fiel zwei Katastrophen zum Opfer. Zuerst der Natur, dann wenig später dem Mensch.
1923 zerstörten das grosse Kanto-Erdbeben und die folgenden Grossbrände einen Grossteil des historischen Tokios. Der Stadt wurden verschiedene Faktoren zum Verhängnis: Als die Erde bebte, bereiteten viele Menschen gerade auf Holz- und Gasfeuerstellen ihr Mittagessen zu. Hinzu kam die dichte Bebauung mit traditionellen Holzhäusern sowie wie ein nahender Taifun, der die Feuer antrieb.
Das Kantō-Erdbeben forderte 142'000 Todesopfer im Grossraum Tokio. Beim Wiederaufbau wurde die Stadt nach westlichem Vorbild modernisiert: Es entstanden breitere Strassen und neue Brücken, Parks sowie feuerfeste Krankenhäuser und Schulen. Das neue Stadtbild währte indes nicht lange. Im 2. Weltkrieg wurde Tokio von der US-Luftwaffe mit Brandbomben nahezu ausgelöscht. Operation Meetinghouse vom 9. und 10. März 1945, bei der über 40 Quadratkilometer Stadtgebiet dem Erdboden gleichgemacht wurden, gilt als der verheerendste Luftangriff in der Geschichte der Menschheit.
Vor den US-Luftangriffen
Take-away-Kurier (1937)
Ein Velokurier trägt für ein Restaurant einen Stapel Soba-Nudelsuppen aus (08.03.1937).bild: associated press/keystone
Graf Zeppelin (1929)
Das deutsche Luftschiff «Graf Zeppelin» machte bei seiner Weltumrundung auch in Tokio halt (19.08.1929).bild: associated press/keystone
Reklametafeln (1937)
Frauen in traditionellem Gewand und mit Trommeln als wandelnde Reklametafeln (08.03.1937).bild: associated press/keystone
Cabaret (1932)
Revuetänzerinnen eines Theaters erfrischen sich während einer Pause hinter der Bühne (27.08.1932).bild: associated press/keystone
Flitterwochen (1936)
Der Flitterwochenzug, Abfahrt 21.15 Uhr vom Hauptbahnhof Tokio, bringt junge Paare in die nahe Ferienstadt Atami (15.12.1936).bild: associated press/keystone
Go (1937)
Ein für Frauen reservierter Go-Spielsalon in Tokio. Go ist ein uraltes, strategisches Brettspiel. Es stammt ursprünglich aus China, erfreut sich aber in ganz Ostasien grosser Beliebtheit (08.03.1937).bild: associated press/keystone
Blauregen hängt über einer Strasse im Bezirk Keishagawa (30.07.1941).bild: associated press/keystone
«Teehäuser» (Ende 1920er)
Bordellviertel Yoshiwara (vermutlich Ende 1920er-Jahre).bild: associated press/keystone
Charlie Chaplin (1932)
Der britische Schauspieler Charlie Chaplin trinkt Tee an einer Party in Tokio (02.06.1932).bild: associated press/keystone
Baseball (1934)
US-Baseball-Superstar Babe Ruth wird in Tokio wie ein Held empfangen. Zusammen mit anderen bekannten Spielern aus der US-Profiliga war er auf Tournee in Ostasien (November 1934).bild: associated press/keystone
Tätowierung (1937)
Ein Tätowierungskünstler arbeitet am Rücken einer Frau (22.06.1937).bild: associated press/keystone
Solch komplizierte Muster zu stechen, dauerte damals Jahre und kostete 150 bis 200 Dollar in Gold.bild: associated press/keystone
In Japan heisst die Tätowierungskunst «Irezumi».bild: associated press/keystone
Geishas (1937)
Zwei Geishas in den Strassen Tokios (12.04.1937).bild: associated press/keystone
Börse (1937)
Parketthandel an der Tokioter Börse (02.08.1937).bild: associated press/keystone
Flötenspieler (1937)
Ein Komuso-Bettlermönch der Zen-buddhistischen Fuke-shu-Bewegung spielt seine Shakuhachi genannte Bambusflöte in den Strassen Tokios. Die Komusos verbergen ihre Gesichter unter korbähnlichen Hüten und sprechen kein Wort. Sie spielen vor einer Türe, bis sie Geld bekommen (19.01.1937).bild: associated press/keystone
Feuerdämonen (1937)
Tokios Feuerwehrleute pflegen ihre uralten Traditionen. Für Neujahr tragen sie ihre Wahrzeichen durch den Kaiserpark, um die Feuerdämonen zu vertreiben (19.01.1937).Bild: associated press/keystone
Englisch-Unterricht (1938)
Eine Geisha im Englisch-Unterricht. Sie hofft, mit Amerikanern Konversation machen zu können, wenn diese 1940 an die Olympischen Spiele in Tokio kommen. Infolge des 1937 ausgebrochenen Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs verzichtete Japan schliesslich auf die Austragung. Helsinki erhielt den Zuschlag doch letztlich wurden die Spiele wegen des 2. Weltkriegs ganz abgesagt (Juli 1938).bild: associated press/keystone
Mittsommerfest (1935)
Im Rahmen des alten Mittsommerfest des Tsukuda-Schreins tragen Fischer das Mikoshi (tragbarer Shinto-Schrein) über den Fluss (01.09.1935).bild: associated press/keystone
Fischfang (1935)
Fischer in der Bucht von Tokio zu Beginn ihres Arbeitstags (1935).bild: associated press/keystone
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Die beliebtesten Kommentare
plapperi
25.02.2017 19:28registriert Februar 2017
Eine interessante Serie. Das verwendete Fotomaterial zeigt anschaulich in neuer Sichtweise, was alles unwiederbringlich verloren geht, wenn sich die Menschen auf kriegerische Auseinandersetzungen einlassen. Eigentlich ist es unerheblich, wer, wann, was und wo macht, bzw. gemacht wird. Eines wird hier klar aufgezeigt. Wir sind immer alle die Verlierer. Krieg kennt keine Gewinner.
Wunderschöne Fotos von einer wunderbaren, alten Stadt, aber ich habe selten eine tendenziösere Überschrift gelesen!
Faktisch ist es zwar richtig, weil die Amis Tokio bombardierten, aber Japan war Verbündeter von Nazi-Deutschland und hat die USA zuerst bei Pearl Harbour, mit hinterhergereichter Kriegserklärung, in den 2. Weltkrieg hineingezogen.
Echt, Kian, aber Japan so quasi als das unschuldige Opfer der Amerikaner darzustellen ist meiner Meinung nach Geschichtsklitterung und wer so reisserisch und tendenziös titelt, erweist dem momentanen Vertrauensverlust in die Medien einen Bärendienst!
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