Ex-Preisüberwacher Rudolf Strahm: Prinzip des «Förderns und Forderns. » Bild: KEYSTONE
Die Schweiz müsse die Integration von Asylsuchenden vermehrt über den Arbeitsmarkt steuern, ansonsten drohen ein Kapazitätsengpass und massiver politischer Druck auf die Sozialwerke. Dies postuliert der ehemalige Preisüberwacher und Ex-SP-Nationalrat in einem Interview mit dem Blick.
Gemäss dem 72-Jährigen habe in der Schweiz die Integration schon immer vorwiegend über den Arbeitsmarkt stattgefunden. In jüngster Zeit seien die Anstrengungen in diesem Bereich aber sträflich vernachlässigt worden – im Hinblick auf die hohe Zahl von Asylpersonen und die hohe Sozialhilfequote bei Flüchtlingen könne sich dies verheerend auswirken.
«Von 2010 bis 2014 sind 40'000 Personen in die Schweiz gekommen, die heute Bleiberecht haben. 86 Prozent von ihnen beziehen Sozialhilfe. Nun kamen 2015 nochmals rund 40'000 Asylpersonen hinzu. Sie sehen: Das ist eine tickende Zeitbombe.»
Strahm fordert deshalb, Arbeitbeschaffungsmassnahmen im Gegensatz zur Sozialhilfe stärker in den Fokus zu rücken. Konkret etwa sollen, ähnlich wie bei der Arbeitslosenversicherung, Fristen zur Arbeitsintegration bestehen. Werden diese Fristen nicht eingehalten, so müssen die Flüchtlinge die Konsequenzen tragen:
«Wer sich weigert, erfährt eine Reduktion der Leistungen. Das ist nicht unmenschlich, es ist integrationswirksam.»
Es handle sich dabei aber nicht um einen Arbeitszwang, so Strahm, sondern vielmehr um ein Prinzip des «Förderns und Forderns».
Das Problem, dass viele Arbeitgeber nicht gewillt sind, Flüchtlinge anzustellen, will Strahm lösen, indem die Kantone und Gemeinden stärker miteinbezogen werden.
«Die Kantone und Gemeinden [sollen] verpflichtet werden, Arbeitsprogramme für die gesunden Asylpersonen auszuarbeiten. Tun sie es nicht, müssen auch sie dies finanziell zu spüren bekommen.»
Laut Strahm würde ein solches Programm nicht mehr kosten, als das heute der Fall ist, aber:
«Statt dass die Leute das Geld fürs Herumsitzen erhalten, gehen sie einer Arbeit nach. Und nach zwei Jahren haben sie Sprachkompetenzen und wollen aufsteigen, eine Weiterbildung machen, sogar eine Lehre. Das Fundament der Integration wird schon in den ersten Monaten gelegt.»
Der ehemalige Preisüberwacher erhofft sich eine schnelle Umsetzung einer solchen Massnahme, am liebsten «per dringlichem Bundesbeschluss» und noch in diesem Jahr. (wst)
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
trollo
15.02.2016 08:05registriert Januar 2016
im blick interview fordert er unter anderem asylsuchende in der forst- und landwirtschaft zu beschäftigen. offenbar hat er keine ahnung welche arbeiten dort anfallen. sicher gibt es einfache handarbeiten, z.b. gemüse, die jeder ausführen kann. aber sobald mit maschinen gearbeitet wird, ist eine ausbildung, motivation und eine einwandfreie kommunikation zwingend. auf gemüsebaubetrieben fällt zudem ein grossteil der arbeit nur saisonal an. diese beschäftigten oft langjährige mitarbeiter und wollen diese auch weiterbeschäftigen.
Warum sind Asylanten tickende Zeitbomben? Sie sind doch vorübergehend hier und suchen Schutz. Sie müssen nach dem Krieg nach Hause und den Wiederaufbau voranzutreiben. Hier haben sie höchstens Chancen als Handlanger, Strassenfeger oder Putzkraft zu arbeiten und nehmen jemand anderen den Job weg, der schon lange hier lebt und sich integriert hat. Am besten wären Kurse für Flûchtlinge in denen sie lernen zu Mauern, Schweisen, Kabel ziehen etc. um den Wiederaufbau im eigenen Land später zu unterstützen.
86% der Asylaneten beziehen Sozialhilfe: das ist doch eine unerhörte Zahl. Wer keine französischen Verhältnisse will muss die Forderung von Rudolf Strahm sofort umsetzen.
«Büchse der Pandora geöffnet»: Schweizer Firmen wegen Trump zunehmend besorgt
Die Schweizer Firmen machen sich wegen Trump und seinen Zöllen zunehmend Sorgen, wie eine Umfrage der Grossbank UBS zeigt. Und die Schweizer Wirtschaft kommt wegen dieser US-Politik auf absehbare Zeit nicht so richtig in Schwung.
«Das Thema Protektionismus ist bei den Schweizer Unternehmen angekommen», sagte UBS-Ökonom Alessandro Bee am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Die Unternehmen machten sich aktuell deswegen auch deutlich grössere Sorgen als in der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump.