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Exil-Amerikanerinnen wollen Trump stürzen

Wie Exil-Amerikanerinnen von der Schweiz aus Trump stürzen wollen

«Wird Trump nicht seines Amtes enthoben, könnte das das Ende unserer Demokratie sein, wie wir sie kennen», sagt Aktivistin Alexandra Dufresne. bild: shutterstock / leo helfenberger
Eine von Frauen geführte Expat-Gruppe will dafür sorgen, dass die Amerikaner in der Schweiz bei den «Midterms» fleissig an die Urne gehen.
30.09.2018, 10:1830.09.2018, 21:16
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Alexandra Dufresne ist Amerikanerin. Laut herausposaunen will sie das aber nicht. Es ist ihr peinlich – und zwar seit Donald Trump ins höchste Amt des Landes gewählt wurde.

Die 45-jährige Wahlzürcherin und Rechtsdozentin ist auch die treibende Kraft hinter der Widerstandsbewegung «Action Together», einer Gruppe von US-Expats und einigen Schweizern, die sich für die Erhaltung der amerikanischen Grundwerte einsetzen. «Diese werden derzeit von der Trump-Administration und dem republikanischen Kongress mit Füssen getreten», sagt Dufresne – und schnaubt enerviert. Ihre Truppe zählt momentan 400 Anhänger, mehrheitlich Frauen.

«Wird Trump nicht seines Amtes enthoben, könnte das das Ende unserer Demokratie sein, wie wir sie kennen.»
Alexandra Dufresne.

Dufresne sitzt in einem Café am Hauptbahnhof Zürich. Neben ihr Tory Finn, Gründungsmitglied aus Kalifornien, und Chris Völkle, ein Berner Hobby-Regisseur, der sich ebenfalls freiwillig bei «Action Together» engagiert. Die drei haben soeben eine Videoreihe lanciert, die Schweiz-Amerikaner zum Wählen motivieren soll. Denn schon bald steht auf dem US-Polit-Parkett viel auf dem Spiel: Am 6. November sind die «Midterm Elections». Dann wählen die Amerikaner das Repräsentantenhaus und einen Drittel des Senats neu.

Mit diesen Videos wollen die Aktivisten Wähler ermutigen

Schlag den Trump

Siegen die Republikaner, hat Trump in den nächsten zwei Jahren freie Hand. Er könnte dann beispielsweise Robert Muellers Russland-Untersuchungen abwürgen. Erobern aber die Demokraten das Repräsentantenhaus zurück, könnten sie viele politische Projekte des Präsidenten und der Republikaner blockieren.

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Diese Wahlen seien entscheidend, betont Dufresne: «Wenn Trumps Partei im Kongress die Oberhand verliert, ist es wahrscheinlich, dass ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet und er auch tatsächlich seines Amtes enthoben wird. Passiert das nicht, könnte das das Ende unserer Demokratie sein, wie wir sie kennen.»

2014 haben nur vier Prozent der Expats bei den Halbzeitwahlen im Kongress gewählt.

Bemerkenswert: Nur wenige Amerikaner gehen bei den «Midterms» an die Urne, die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zu Präsidentenwahlen immer sehr niedrig. Unter den Amerikanern im Ausland ist sie noch tiefer: 2014 haben nur vier Prozent der Expats bei den Halbzeitwahlen im Kongress gewählt. «Unser Ziel ist, dass sich jetzt so viele der neun Millionen im Ausland lebenden Amerikaner wie möglich auf die Wahllisten eintragen und abstimmen», sagt Tory Finn.

Ihre Hoffnung könnte sich verwirklichen. Denn die Erfahrung lehrt, dass die Partei, die den Präsidenten stellt, bei Zwischenwahlen meist von den Wählern abgestraft wird. Dafür spricht ausserdem die hohe Motivation bei den demokratischen Anhängern, die Trump unbedingt einen Denkzettel verpassen wollen.

«Wir sind lange nicht alle Demokraten oder Bernie-Sanders-Fans.»

Alexandra Dufresne stammt aus Georgia, aus einer konservativen Familie. Viele ihrer Familienmitglieder sind Republikaner, sie sträuben sich aber gegen Trumps Verhalten und seine Art, Politik zu betreiben. «So geht es auch vielen unserer Mitglieder – wir sind also lange nicht alle Demokraten oder Bernie-Sanders-Fans.» Wünscht Sie sich gar den einst verhassten Georg W. Bush zurück? «Nein, das schon nicht», so Dufresne und überlegt kurz. «Aber wenigstens respektierte Präsident Bush unsere Institutionen. Präsident Trump hingegen ist gefährlich, weil er keinen Respekt vor diesen hat. Ausserdem macht ihn sein Narzissmus instabil und unberechenbar.»

Soll Donald Trump sein Amt niederlegen?

Den «Gipfel abgeschossen» habe Trump, als er im Sommer 2017 den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen erklärte, so Dufresne. Ihr politisches Engagement startete aber bereits einige Monate vorher, am Zürcher Women’s March, einer Demonstration für Frauenrechte und gegen Donald Trumps ‹Grab them by the pussy›-Äusserungen. «Ich habe eine junge Tochter. Ich kann doch nicht einfach zuschauen, wie der einflussreichste Mann der Welt Sexismus propagiert und so ein extrem frauenfeindliches Klima verbreitet.» Seither setzt sie sich aus ihrer Wahlheimat Schweiz aus gegen Trump ein und opfert dafür jede freie Minute.

Mit diesen Videos wollen die Aktivisten Wähler ermutigen

Auch Schweizer aktiv  

Hinter den Aktivisten von «Action Together» stecken vornehmlich Exil-Amerikanerinnen und -Amerikanern, die in der Limmatstadt arbeiten oder mit einer Schweizerin oder einem Schweizer verheiratet sind. Aber nicht nur: Chris Völkle ist nicht der einzige in der Community aktive Schweizer. «Ich denke, immer mehr Schweizer verstehen, dass es hier nicht nur um die USA geht, sondern auch um Grundwerte, die unser Land und die USA verbinden wie die Achtung der Menschen- und Bürgerrechte oder die Pressefreiheit», so Völkle. 

Chris Völkle, Alexandra Dufresne und Tory Finn in einem Café am Zürcher Hauptbahnhof. 
Chris Völkle, Alexandra Dufresne und Tory Finn in einem Café am Zürcher Hauptbahnhof. bild: watson
«We are sorry. Es tuet eus leid.»

«Action Together» sorgte bereits international für Schlagzeilen. In den USA haben «TeenVogue» und «USA Today» über die Gruppe berichtet, und auch die britische Zeitung «The Independent» widmete ihr einen Artikel.

In der Schweiz verschafften sich die Expats Anfang Januar Gehör, als Trump nach Davos ans WEF reiste. Damals wollten sie sich mit dem Slogan «We are sorry. Es tuet eus leid.» für den anstehenden Besuch, aber auch generell für das, wie sie finden, «unmögliche Verhalten» ihres Präsidenten entschuldigen. Sie organisierten in Zürich eine Demonstration.

Und auch als die «Weltwoche» Ex-Trump-Berater Steve Bannon im März nach Zürich holte, formierte die Community Widerstand. Sie machte sich den Wirbel rund um Bannons Besuch zu nutze, um Geld für strengere Reglementierung des Waffenbesitzes in den USA zu sammeln. «Ansonsten stehen wir in stetem Kontakt mit Senatoren und telefonieren Wahllisten ab, um die Leute zum Abstimmen aufzumuntern», so Dufresne. 

Schweizer sind bei Expats unbeliebt

Video: watson/Emily Engkent

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quelle: ap/ap / charlie neibergall
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Trump unter Druck (14.12.2018)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Oh Dae-su
30.09.2018 13:55registriert Mai 2017
Der Titel ist ziemlich Irreführend. Das Wort Exil suggeriert, dass diese Leute die USA unter Zwang verlassen mussten. Dies ist jedoch überhaupt nicht der Fall. Es handelt sich lediglich um normale Expats, die unzufrieden mit dem momentanen Präsidenten sind.
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Randen
30.09.2018 12:22registriert März 2014
Super! Aber ist das überhaupt noch Demokratie wenn unbegrenzt für Wahlen gespendet werden darf ? Bei den Demokraten wurde Sanders vermutlich intern abgewürgt weil er einigen mächtigen Geldgebern nicht passte. Weiss nicht ob Sanders gut gewesen wäre aber die Mechanismen sind definitiv nicht demokratisch.
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Pius C. Bünzli
30.09.2018 12:03registriert Oktober 2014
Zweiparteiensystem *hust* Demokratie *hust*
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IS-Terroristen kündigen weltweit Anschläge an

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