Gott hat bekanntlich Adam und Eva erschaffen. So macht es uns die Bibel weis. Um sich vermehren zu können, ergänzten sie sich körperlich. So weit, so klar.
Doch im Lauf der Fortpflanzung gab es Männer, die keine Lust hatten, eine Frau zu bezirzen und zu begatten. Sie trieben es lieber mit Männern. Und es gab Frauen, die sich beim Anblick eines nackten Mannes unwohl fühlten.
Da diese Spielform sexueller Begierden in der Schöpfung nicht angelegt war, bekamen die Hüter der göttlichen Moral ein Problem. Deshalb schrieben sie in die Bibel: «Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft. Ihr Blut soll auf sie kommen.»
Seither sind 2000 Jahre vergangen, und wir haben dank sozialen und wissenschaftlichen Erkenntnissen eine andere Sicht auf die Welt. Und die Homosexualität. Kein gebildeter oder weltoffener Mensch kann heute noch die Homosexualität als abartig oder als Neigung wider die göttliche Ordnung betrachten.
Doch Geistliche und Gläubige mit einem fundamentalistischen Glaubensverständnis tun dies immer noch. Islamisten sehen die «Sünder» weiterhin gern gesteinigt. Doch auch christlichen Fundis steigt das Blut in den Kopf, wenn sie den lockeren (menschlichen) Umgang aufgeklärter Gesellschaften mit dem Thema Homosexualität beobachten. (Von Transgender-Fragen ganz zu schweigen.)
In diesen Tagen gab der Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG) einen Leitfaden zum Thema Homosexualität (pdf) heraus. Es handelt sich um den Dachverband evangelikaler Freikirchen. Schon der Titel macht alles klar: «Mit Spannungen umgehen». Immerhin bekennt der Bund, dass Homosexuelle in der Vergangenheit in seinen Gemeinden diskriminiert wurden.
Trotzdem bleibt der Befreiungsschlag aus. Denn für das Verständnis und die Gestaltung der Sexualität sei die Bibel wegweisend. Und schon folgt der neuerliche Sündenfall.
Wörtlich: «Für homosexuell geprägte Menschen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte und Selbstwahrnehmung zu dem Ergebnis gekommen sind, dass sie ihre homosexuelle Prägung als unveränderbar annehmen müssen und/oder wollen, besteht die Herausforderung darin, aufgrund des biblischen Leitbildes auf die Praktizierung dieser Prägung zu verzichten und sexuell enthaltsam zu leben. […] In vielen Lebensgeschichten stellt für kürzere oder längere Zeit sexuelle Enthaltsamkeit die einzige ethisch verantwortbare Möglichkeit dar. Der These, dass sexuelle Enthaltsamkeit unmöglich sei oder zu Persönlichkeitsdeformationen führe, ist zu widersprechen.»
Weiter: «Homosexuell geprägte Menschen, die den Versuch einer Veränderung ihrer sexuellen Orientierung anstreben, sollten sich einem professionell begleiteten therapeutischen Prozess stellen.»
Diese Aussage ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass früher viele Freikirchen «Umerziehungskurse» für Homosexuelle anboten. Und es manchmal auch heute noch tun.
Doch nicht nur Freikirchen verstricken sich in verbale Schwulitäten, auch die katholische Kirche schlägt bei diesem Thema geistige Saltos. Obwohl ein beträchtlicher Anteil ihrer Geistlichen homosexuell veranlagt ist und homosexuelle Handlungen im Schoss der Kirche daily business sind, werden diese als «moralische Unordnung» betrachtet. Also als Sünde.
Die katholische Volksbewegung Pro Ecclesia setzt noch einen drauf. Sie lancierte eine Petition mit dem Titel «Die Katholische Kirche von Homo-Netzwerken befreien!»
Unterstützt wurde die Petition von den Kardinälen Gerhard Ludwig Müller und Walter Brandmüller. Müller, ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation, sagte, die grosse Mehrheit der Missbrauchsfälle bei Priestern sei homosexueller Natur. Und Brandmüller schrieb, schon Jesus selbst habe uns gesagt, dass die Wahrheit frei mache. Du heiliger Bimbam.