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Auch auf «20 Minuten Online» wird, wie überall, bestätigt, dass muslimische Organisationen in der Schweiz die jüngsten Anschläge in Paris aufs Schärfste verurteilen. Der erste Satz des Artikels ist jedenfalls einem trauernden Berner Imam gewidmet. Doch das News-Portal kennt auch andere Stimmen: «Die Terroristen stossen auf Social Media aber auch auf Sympathisanten unter den radikalen Schweizer Muslimen». Als Beleg der grassierenden Idiotie werden Einträge von drei (3!) Facebook-Usern geliefert. Das ist jetzt nicht grad eine Massenbewegung, aber für die Überschrift «Schweizer Extremisten feiern die Attentäter», reicht's. Der Artikel, ganz oben auf der meistgelesenen Newsseite der Schweiz platziert, geht schnell viral und wird breit diskutiert. Als kommentierender Beitrag zur Diskussion hier 15 Fragen und 15 Antworten:
Noch einmal, wie viele feiernde «Extremisten» nennt «20 Minuten Online»?
Drei.
Was beschreibt «20 Minuten Online» genau als «die Attentäter feiern»?
Dumme einfältige Facebook- und Twitter-Postings. Ein zitierter Inhalt lautet etwa: «Europäer sind zehnmal schlimmer als der IS.»
Wie heissen die «Extremisten» eigentlich, die haben doch Namen auf Facebook?
Mohammed K., Samir K., und Almedina K.
Weshalb sind die Nachnamen nicht ausgeschrieben?
Drei Möglichkeiten: 1. Weil es dramatischer klingt. 2. Weil sich die Leute sonst wehren würden, da nichts Illegales an den Einträgen zu erkennen ist. 3. Weil keine wirkliche Gefahr von den Trotteln ausgeht. Sonst sollte man die Polizei benachrichtigen.
Weshalb bringt «20 Minuten Online» den Islamischen Zentralrat mit den «Extremisten» in Verbindung?
Weil einer der anonymisierten Dumpfos angeblich fleissig Tweets des Islamischen Zentralrats weiterverbreitet.
Ist der islamische Zentralrat denn verboten?
Nein. Der Zentralrat tut sich zwar immer schwer mit der Verurteilung von Terroranschlägen und Gewalt. Grundsätzlich ist es vor allem ein komischer ultrareligiöser Verein. Aber davon gibt es ja auch hierzulande einige.*
Finden sich in den Kommentar-Eingängen auf «20 Minuten Online» oft ähnlich extreme Äusserungen wie «die Europäer sind zehnmal schlimmer als der IS»? Etwa zu Juden oder Linken, die man an die Wand stellen sollte?
Wer sucht der findet!
Wie erklärt «20 Minuten Online» jeweils solche Einträge?
Man habe viele User, könne deshalb nicht alles kontrollieren und ausserdem seien das Einzelfälle.
Wäre die Schlagzeile «20 Minuten-Extremisten fordern Juden-Erschiessung» statthaft?
Nein. Sogar wenn es mehr als drei User wären, die das fordern.
Wozu ist dann so ein Artikel, wie derjenige auf «20 Minuten Online» überhaupt gut?
Im besten Fall, um Klicks zu generieren. Im schlechtesten Fall, um Ängste und Hass zu schüren.
Ist es nicht völlig daneben, drei idiotische Facebook-Einträge aus diesem ganzen Müll herauszugreifen und ihnen mit der Veröffentlichung auf der meistgelesenen Plattform ein viel zu hohes Gewicht zu geben?
Doch und in höchstem Mass verantwortungslos.
Auf wen färbt das letztlich ab? Auf Islamisten? Auf Anhänger des Islams? Auf alle, die Mohammed mit Vornamen heissen?
Wahrscheinlich sogar bis auf Letztere.
Wurde es denn wenigstens gut gelesen und breit diskutiert?
Auf «20 Minuten» konnten keine Kommentare abgegeben werden. Die Funktion war gesperrt. Aber auf Facebook wurde der Artikel über zweitausendmal geliked und breit diskutiert.
Und was war so der Tenor?
Man solle alle Flüchtlinge draussen lassen. Einige wollen alle Muslime am liebsten an die Wand stellen und sonst sehr viel widerliches Zeug. Ein paar gab's auch, die sich über den Artikel und die Kommentare geärgert haben. Aber «20 Minuten» ist nicht für die Facebook-Kommentare verantwortlich.
Journalistische Anfänger-Fehlleistungen passieren öfters und überall. Aber wer hat den Extremisten-Artikel auf «20 Minuten Online» verfasst?
Das war kein Praktikant. Gezeichnet wurde der Artikel mit (loo). Das ist das Kürzel von Gaudenz Looser, Mitglied der Chefredaktion.
*Nachtrag:
Hier soll nicht der Eindruck entstehen, watson würde die Ansichten oder die Absichten des Islamischen Zentralrats (IZRS) in irgendeiner Form gut heissen. Der IZRS ist eine, vermeintlich im Namen des Korans, Gewalt predigende und Intoleranz schürende Vereinigung. Genau wie fast alle Muslime gehen auch wir zum IZRS auf grösstmögliche Distanz. Dieser Eintrag wurde nötig, da der IZRS den vorliegenden Artikel auf den sozialen Netzen verbreitet und wohl allenfalls in seinem Sinne nutzen möchte.