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Du willst nur das Beste? Voilà:
Sie sind derzeit in Paris. Wie haben Sie den gestrigen Abend erlebt?
Joel Bedetti: Wir sassen in einem Bistro, das sich zwei, drei Strassen vom Bataclan entfernt befindet. Es war sehr lebhaft. Nebenan feierte eine Gesellschaft einen Schulabschluss. Plötzlich wurden die Türen verriegelt und die Storen gingen runter.
Wussten Sie da schon, was passiert ist?
Nein. Es hiess einfach, draussen sei eine Schiesserei. Man ging aber eher von einem Raubüberfall aus.
Wann erfuhren Sie von den Attentaten?
Die ersten zückten die Handys. Einer rief, dass der Anschlag nur zwei Strassen von uns entfernt passiert ist. Daraufhin zogen alle ihre Handys und versuchten, irgendetwas herauszufinden.
Können Sie die Stimmung in diesem Moment beschreiben?
Zunächst waren die Leute sehr erschrocken. Wir sassen in dem verrammelten Café, konnten nicht heraus und draussen war ein Attentat im Gange. Wie schlimm es war, wusste man aber nicht. Das Absurde und wohl eine Folge des Alkohols und des fortgeschrittenen Abends war, dass die Gesellschaft, die schon gut unterwegs war, sich die Laune nicht verderben liess. Sie fingen irgendwann an, sich zuzuprosten, machten ein paar fatalistische Sprüche und feierten weiter. Das war zwar eine merkwürdige Reaktion, beruhigte aber die Situation. Irgendwann war die Angst weg.
Wie lange blieben Sie in dem Café?
Nach ungefähr drei Stunden wurden die Türen geöffnet und wir konnten wieder auf die Strassen. Dort war es gespenstig ruhig. Unmittelbar war kein massives Polizei- oder Militäraufgebot zu sehen. Wir gingen noch Richtung Bataclan. Dort war dann alles mit einem riesigen Aufgebot von einem Polizeikordon abgeriegelt. Wir gingen dann unbehelligt nach Hause.
Zu diesem Zeitpunkt müssen viele Pariser den Angriff auf ihre Stadt realisiert haben?
Die Aufregung war sicher zu spüren. Während sonst um zwei Uhr in Paris noch blühendes Leben herrscht, wollten alle nur noch heim. Bei den wenigen Gesprächen merkte man, dass sich jetzt die Fassungslosigkeit über diesen erneuten Anschlag breit machte. Bei «Charlie Hebdo» ging es noch gezielt gegen ein Magazin und die Meinungsfreiheit, jetzt ging es gegen die Konzertbesucher einer Indie-Band und gegen Fussball-Zuschauer – also gegen jeden. Das fährt den Parisern schwer in die Knochen und alle fragen sich – warum immer wir?
Wie fühlen Sie sich heute, am frühen Morgen danach?
Ich muss leider in die Stadt. Ich würde am liebsten zu Hause bleiben. Ich werde aber neuralgische Punkte meiden. Ich kann mir vorstellen, dass es, wie bei «Charlie Hebdo», noch irgendwelche Trittbrettfahrer gibt, die irgendeinen Wahnsinn anstellen.