Was ist das doch für ein angenehmer Sexblog! So freundlich, warm und welcoming. Und echt schöne Fotos. Wahrscheinlich würde sich sogar meine Grossmutter dort wohlfühlen. Dabei sieht Mimi aus wie eine Tapete. Und die meisten Menschen, die sie auf dem Blog vorstellt, auch. Weil sie neben dem Sex Tattoos einfach so sehr lieben. Sieht ja auch schön aus. Und das Bratwurst-Tattoo auf Mimis Handgelenk ist lustig.
Der Blog heisst Mimi&Käthe und kommt aus Berlin. Mimi&Käthe klingt nach typischem Neuköllner oder Zürcher Hipstercafé im Altback-Retrodesign. Der Blogtitel ist denn auch in astreinem Grosi-Stick tätowiert. Und ja, in Mimis Küche hängt ein Plakat mit Cupcakes drauf. Klingt alles albern, ist es aber ausnahmsweise nicht.
Gegründet haben den Blog Mimi Erhardt und Käthe Karlsson (Künstlerinnennamen), irgendwann stieg Käthe aus, die Pornojournalistin Mimi blieb. Denn Mimi&Käthe ist nicht nur ein Sex-, sondern ein Pornoblog. Mimi macht sich nämlich Sorgen. Weil alle Pornos konsumieren, aber nicht darüber reden. Weil Pornosex in unseren sexuellen Alltag einfliesst, als Thema aber ein Tabu bleibt.
«Ich habe gesehen, wie sich viele an der Sexualität orientieren, die sie in Pornos sehen. Ein trauriger, gefährlicher Zustand, der daher rührt, dass wir zwar angefangen haben, offener über Sex zu sprechen, aber nicht über Pornographie.»
Mimi&Käthe ist also auch Aufklärung. Lebenshilfe. Gesellschaftsblog. Und superpraktisch. Hier erfährt die bedürftige Dame zum Beispiel, welchen Pornostar sie denn nun statt James Deen als Befriedigungsvorlage benutzen soll. Wir erinnern uns: Neun Pornodarstellerinnen sagten vor einem Jahr, Herr Deen habe sie missbraucht.
Als Ersatz schlägt nun die Fachfrau Virginia Heart einen Gentleman namens Owen Gray vor. Der nicht nur auf Tattoos steht, sondern auch auf Narben. Er ist ein echter «Fifty Shades»-Gray, ein «Dom», ein Sklavenhalter also, aber offenbar meganett. So wie alle Pornstars, die Mimi&Käthe interviewt und porträtiert unfassbar liebenswürdige, sensible, ab- und tiefgründige Existenzen sind. Gottes entblösste Liebesengel quasi.
Mimi selbst schreibt über ihre «Pansexualität»: Sie liebt Menschen jeglichen Geschlechts, egal, als was sie zur Welt gekommen sind und egal, welche echten oder künstlichen Geschlechtsteile wo an ihnen dranhängen. Oder um es mit Mimi zu sagen: «Dein Gender ist mir peng.»
Mimi und ihre Fotografin Sarah sind auch die einzigen Menschen, die es schaffen, Nacktmodel Micaela Schäfer ernsthaft schön und sympathisch aussehen zu lassen. Nur wenn Mimi nach Hause geht, zu Katze, Schaumbad und gesunden Sachen wie Avocado oder Passionsfrucht, macht sie nichts mehr mit Sexblogs. Dann konsumiert sie «Food- oder Interior-Design-Blogs», denn:
«Nach einem typischen
Arbeitstag voller Riesenschwänze, Pink und aufgerissener Ärsche mag ich
nichts mehr sehen, das auch nur annähernd mit Sex zu tun hat.»
Auch Männer schreiben übrigens auf Mimi&Käthe. Zum Beispiel Carlos Spiceyweener mit seinem überzeugenden Frauenmagazin-Bashing «No-Gos beim Blowjob oder: Lass die Sahne vom Lovehammer!» Ein flehendes Pamphlet gegen die Verwendung von Sprühsahne, Fingernägel, Zähnen, erotisch gemeinten Verzögerungen und anderen Massnahmen, die angeblich zum perfekten Blowjob führen sollen.
Apropos Männer: Habt ihr schon mal vom «Prince Ugly Fetisch» gehört? Also davon, dass es besonders erregend sein soll, mit möglichst hässlichen Männern zu schlafen? Nicht? Eben. Sehr lehrreich alles. Und dabei nie so geschrieben oder abgebildet, dass es einem den Appetit verderben würde. Im Gegenteil: ein sehr appetitlicher Blog!
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
Mett-Koch
23.11.2016 22:40registriert Januar 2015
Netter Beitrag. Aber zugemalte Typen finde ich sexuell abstossend.