Es ist Anfang Jahr: Marktanalysten, Food-Blogger und Mediensprecher aller Couleur orakeln uns wieder einmal vor, welche Trends unser Essverhalten revolutionieren werden.
Oder auch nicht.
Zur Erinnerung – watson hatte vor einem Jahr ebenfalls eine solche Vorschau im Programm:
Trend-Forschung in allen Ehren – Egg Hoppers haben sich hierzulande leider nicht durchgesetzt. Blumenkohl-Käse-Toast rangiert auch eher selten auf dem Speiseplan. Und allen Unkenrufen zum Trotz essen wir weiterhin fleissig Pasta.
Als Alternative bot ich eine persönliche Wunschliste an:
Aber: leider nein. Ausser den Taquerias sucht man die anderen Wunsch-Trends weiterhin vergebens. Auch Food-mässig war 2016 also ein deprimierendes Jahr.
Christy Brisette, Kolumnistin, Food-Bloggerin, Ernährungsberaterin und Promoterin einer dieser gut gemeinten Wohlfühl-Diäten, die Rezepte wie vegan barley risotto with kale and lemon propagieren, orakelte jüngst für die «Washington Post».
Ihr zufolge treten folgende Esswaren 2017 den Siegeszug an:
Das «neue Quinoa» sei das. Ein wunderbar glutenfreies Vollkorn-Ding, das wiederum ungemein viele Proteine und Ballaststoffe besitzt und selbstverständlich viel Eisen und Niacin und Vitamin B6.
Leider findet man kaum Information darüber, ob das Zeugs auch schmeckt.
Und wie isst man so was? Anscheinend wird bereits heute Sorghumhirse als eine der zig Zutaten (nebst grosser Mengen Zucker) von Frühstückcerealien genutzt. Ausserdem soll es demnächst in Protein-Riegeln, Crackern und glutenfreiem Brot auftauchen.
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen, oder nicht? Vielleicht aber bei diesem nächsten Food-Trend:
Angeblich soll 2017 alles keimen: Samen, Nüsse, Bohnen, Körner.
Der Grund? Keimt was, hat es sofort einen höheren Anteil an Proteine und Ballaststoffe. Als weitere Begründung wird noch irgendwas wegen Folsäuren und verbesserten Sättigungswerten gefaselt, das sich wunderbar wissenschaftlich anhört. Dennoch (oder gerade deswegen): Man kann sie geflissentlich ausser Acht lassen, weil alle diese segensreichen Eigenschaften im Gesamtkontext ziemlich unwichtig sind.
Egal: 2017 soll uns «sprouted vegan protein powders» schenken. Mmmh! Und «sprouted breads and snacks such as cookies and crackers made from sprouted grain, seed and legume flour». Juhui.
Womit wir beim nächsten Trend wären:
Da haben wir’s wieder: Der heutigen Generation fehlt's offenbar gehörig an Protein. Hier soll der bereits bestehende Hülsenfrüchte-Trend über Hummus und Linsensuppe hinausgehen, denn vegane Protein-Pulver aus Erbsen-, Chia- und Hanf-Proteine seien auf dem Vormarsch. Diese soll man dann in Form von Smoothies, allerlei Backwaren oder «proats» (proteinreiche Haferflocken) zu sich nehmen.
Ach ja, und als letzten Food-Trend für 2017 wird etwas geortet, das nun wirklich sattsam bekannt ist:
Avocado, Lachs und Mandeln sind gesund – dies obwohl sie sehr, sehr fettreich sind. Das ist längstens bekannt. Was ebenfalls inzwischen bekannt ist: Die Unterscheidung in «guten» und «schlechten» Fetten hält der genaueren wissenschaftlichen Untersuchung nicht Stand.
Tierische Fette haben ebenso gesunde Qualitäten. Konjugierte Linolsäuren in Kuhmilch etwa können koronare Herzkrankheiten und dergleichen vorbeugen. Ergo: Hört auf, diese künstlich aufgefetteten Lo-Fat-Produkte zu essen, und sattelt wieder auf normalen Joghurt um (nehmt einfach ein paar Löffel weniger, wenn’s zu deftig ist)!
Liebe Leute, wenn das die Food-Trends für 2017 sein sollen, dann hat das Konzept «Genuss» offenbar ein für alle Mal ausgedient. Food-Trends von heute sind allesamt Gesund-Vorgaukler für die Generation «Yoga-Abo». Genuss besteht höchstens im Wissen, dass das geschmacksarme, lustfeindliche Schrot dem Körper gut tut.
Zum Glück stimmen die meisten Trend-Voraussagen gewöhnlich nicht.