Der 19. Juni ist National Martini Day! Jubelt!
Öh ... okay, ja. «National». Nicht «international». Und somit ... irrelevant? Ach, meinetwegen. Hey, sehen wir's einfach als netten Anlass, sich wieder mal den besten Cocktail aller Zeiten zu gönnen!
Der Ur-Cocktail, eigentlich. Obwohl: Der Dry Martini ist nicht der älteste Cocktail der Welt. Seine Wurzeln reichen zwar bis in das 19. Jahrhundert zurück, doch erst um 1920 wurden Cocktails serviert, die dem heutigen Drink ähneln. Aber trotzdem ist und bleibt er in seiner Schlichtheit das absolute Mass aller Dinge in Sachen Cocktails. Hier wird nichts kaschiert mit etlichen Zutaten und üppigen Garnituren. London Dry Gin, trockener Vermouth und gut ist. Garnieren mit einer Olive oder einer Zitronenzeste. Das kannst du dir jederzeit easy zuhause zubereiten. Ungefähr so:
Hier noch schriftlich:
So geht also meine Version, die übrigens ziemlich genau den Vorgaben der International Bartenders Association entspricht.
Nun:
Etwas Schlichtes, Reines, something crisp. Einen London Dry eben. Zur Blütezeit des Cocktails in den 50er- und 60er-Jahren, als sich Geschäftsleute noch «Three Martini Lunches» gönnten, gab es nicht annähernd so viele Gin-Marken wie heute. Meistens gab's nur Gordon's und Beefeater – was aber für den Martini durchaus Sinn macht, denn allzu blumige Gins, bei denen man verschiedene Botanicals stark herausschmeckt, sind weniger passend.
Trotzdem aber rate ich, ab und an auch mal mit euren obskuren, sauteuren Craft-Gins zu experimentieren. Abwechslung ist doch schön.
Während die Grundzutaten dieselben geblieben sind – ein guter London Dry Gin und ein trockener französischer Vermouth –, hat sich das Mischverhältnis über die Jahrhunderte verändert. Eines der ersten publizierten Martini-Rezepte aus dem Jahr 1920 sieht ein 50/50-Verhältnis vor. Während des 20. Jahrhunderts wurde der Drink zusehends «trockener». Will man einen Martini zubereiten, wie man ihn zu «Mad Men»-Zeiten serviert bekam, liegt man bei einem Verhältnis von Gin zu Vermouth von 2:1. Letztlich hängt es von deinem Geschmack ab.
Winston Churchill beschrieb gegenüber US-Präsident Roosevelt den seiner Ansicht nach perfekten Vermouth-Anteil als «am liebsten in einer geschlossenen Flasche am anderen Ende des Zimmers stehend» (weshalb der trockenste aller Dry Martinis, den gänzlich ohne Vermouth nämlich, den Namen «The Churchill» bekam).
Ganz simpel: Bereite dir und deinem/deiner Liebsten heute Abend einen Dry Martini zu! Oder wenn ihr in den Ausgang geht, zieht den schicken Anzug und das kleine Schwarze an und nehmt den Aperitif in einer guten Cocktailbar, wo der Barkeeper einen feinen Martini draufhat. Und wenn du dich gerade etwas extravagant (und trinkfest) fühlst, dann gönn dir einen Three Martini Lunch!