Fleischalternativen, die richtig gut schmecken? Da tut sich was, sagt man. Es wird immer weniger Gründe, Fleisch zu essen, hört man. Denn nebst Tierliebe oder Ökologie, wird als Argument für vegetarische oder vegane Ernährung immer öfter ins Feld geführt (haha), dass sich die neuen, rein pflanzlichen Produkte in Sachen Geschmack und Konsistenz kaum noch vom fleischlichen Original zu unterscheiden seien.
Really?
Zwei neue Produkte, etwa, die seit Kurzem im Schweizer Detailhandel erhältlich sind, versprechen beide, einen würdigen Fleischersatz auf komplett pflanzlicher Basis zu sein.
Da wäre Naturli aus Dänemark, die ein «Minced» anbietet, das zum grössten Teil aus Soya-Protein besteht (58%). Das und noch 17 weitere Ingredienzien. Da steckt einiges an Forschung und Tüftelei dahinter – aber das Produkt, so Naturli, schmecke «sehr, sehr ähnlich wie Fleisch».
Amidori aus Deutschland, das seit Neustem ebenfalls im Schweizer im Detailhandel erhältlich ist, geht noch einen entschiedenen Schritt weiter: Da Soya eine fragwürdige Ökobilanz vorweist, setzt man bei Amidori komplett auf einheimische Zutaten. Hier kommt das Protein von Erbsen.
Schön und gut. Aber wie schneidet das pflanzliche Fleisch im Vergleich zum Original ab? Hier bei watson machen wir den Quervergleich und machen Burger-Patties. Ganz einfache Hacktätschli, einzig mit ein wenig Salz und Pfeffer gewürzt.
Okay, aus Amidori-Hack lässt sich keinen Burger machen. Er klebt schlicht zu wenig.
Dieser Verwendungszweck sei aber vom Hersteller gar nicht vorgesehen, sondern andere Gerichte wie Ragù oder Stir-Fries. Also greifen wir auf die ebenfalls mitgelieferten Amidori-Fertig-Burger zurück, die demnächst in den Handel kommen.
Und für den Fleisch-Burger nehmen wir feines Bio-Rindshackfleisch gemischt mit ein wenig Schweinshals (letzteres, weil man um einen richtig saftigen Burger hinzukriegen, idealerweise einen Fettanteil von 15%-20% will, der hiesige Rinderhack aber weniger aufweist).
Tja. Im Nackt-Test – ohne Saucen oder Brötchen – sind die Unterschiede ... gehörig. Der Naturli-Burger schmeckt am komplexesten (was anhand seiner umfangreichen Zutatenliste – s. unten – wenig verwundert) und zuweilen gar etwas süsslich, der Amidori-Burger eher erdig und der Fleisch-Burger ... eben wie Fleisch, halt.
Welcher am feinsten ist, bleibt Geschmacksache. Aber: Da beide Produkte sich gewissermassen als «Ersatz» für Fleisch vermarkten, kommt man nicht umhin festzustellen: So ähnlich ist das auch wieder nicht. Weder vom Geschmack her, noch von der Konsistenz.
Macht man daraus aber einen Cheeseburger mit Brötchen und Senf und veganem Käse und wasweissich ... nun, da werden die Unterschiede doch ziemlich relativiert.
Fazit ist: Als Zutat eines komplexen Rezepts sind Naturli und Amidori durchaus ein Ersatz für Hackfleisch. Will man aber explizit Fleischgeschmack und -konsistenz, stellen die pflanzlichen Ersatzprodukte keine Alternative dar.
Zutaten und Nährwerte:
Allzu unterschiedlich sind die Nährwerte nicht. Fleisch kommt auf marginal mehr Fett; Die veganen Fleischersatze weisen natürlich Kohlenhydrate und damit auch etwas Zucker auf. Hauptunterschied sind die ausgeklügelten Zusammensetzungen der pflanzlichen Minces. Für normales Hackfleisch musste man natürlich nicht mit isolierten Proteinen oder Methylcellulose herumhantieren.