Sport
Der Eismeister-Check

Ambri-Piotta in der Saison 2025/26: Die grosse Vorschau mit Spielernoten

HCAP fans during the presentation of the 2025-2026 season of HC Amb� Piotta at the Gottardo Arena, Switzerland, Sunday, July 27, 2025. (KEYSTONE/Ti-Press/Massimo Piccoli)
Die Unterstützung der Fans wird Ambri gewiss sein.Bild: keystone
Der Eismeister-Check

Neue Hauptdarsteller in der Hockey-Saga Ambri-Piotta

Ambris Glück hängt an seinen Ausländern. Sie schreiben ein neues Kapitel in der Hockey-Saga der Berge und nun hat Ambri beim Saisonstart erstmals sogar acht Ausländer unter Vertrag. Mit Alex Formenton, dem Spengler-Cup-Helden von 2022 und 2023, als neuem Hauptdarsteller.
08.09.2025, 17:00
Mehr «Sport»

Eine Saga ist eine Erzählung in Prosa über die heldenhaften Kämpfe früherer Geschlechter. Was spätestens seit der Verpflichtung von Andy Bathgate (Saison 1971/72) in ganz besonderem Masse für Ambri Kulturgeschichte des ausländischen Personals gilt. Der Kanadier war damals der erste NHL-Star in unserer höchsten Liga. Die Kragenweite von Andy Bathgate haben Ambris ausländische Ausländer nicht mehr. Aber im Grundsatz gilt: Sage mir, wie es den Ausländern geht, und ich sage Dir, wie es um Ambri steht.

14 Partien hat Ambri letzte Saison in der Verlängerung oder nach Penaltys gewonnen. So viele wie kein anderes Team der Liga. Drama pur. Neunmal waren die Treffer von Dominik Kubalik entscheidend. Nun stürmt er für Zug. Es obliegt also erneut den ausländischen Stürmern, die Differenz zu machen. Idealerweise Michael Joly, nach zwei Jahren mit fast einem Punkt pro Spiel in Lugano nicht mehr erwünscht. Und natürlich auch Alex Formenton. Nach einer Saison ohne Hockey kehrt der erst 25-jährige Kanadier zurück aufs Eis und lanciert seine Karriere in Ambri neu – eine stärkere Motivation als ein Karriereneustart ist nicht denkbar, und er hat das Potenzial, um ein NHL-Stürmer zu sein. Neue und treffsichere Schweizer hat Sportchef Paolo Duca hingegen nicht gefunden.

Immerhin hat der Sportchef hinten, also beim Toreverhindern, mit Schweizern nachgerüstet: Vom SCB kommt Philip Wüthrich und nun hat Ambri mit ihm und Gilles Senn zwei helvetische Torhüter. Es ist nicht mehr erforderlich, eine dringend in der Offensive benötigte Ausländerlizenz mit einem Goalie zu blockieren – wie so oft in den letzten zwei Jahren. Somit gibt es vorne ein bisschen mehr Luft: Luca Cereda kann in jedem Spiel mindestens vier und wenn erforderlich gar fünf ausländische Stürmer einsetzen.

Team-Bewertung

Auf einer Skala von 1 bis 10 Pucks.

Trainer – 10 Pucks

Luca Cereda steigt in seine 9. Saison und noch niemand hat diese Mannschaft auch nur annähernd so lange trainiert. Allein dafür ist die maximale Bewertung Pflicht. Kein anderer Trainer der Neuzeit lebt Ambris Werte Tag für Tag so vor wie er. Deshalb hat er mehr als jeder seiner Vorgänger das Recht, diese Werte täglich einzufordern: Leidenschaft, Demut, Empathie, Beharrlichkeit. Kritiker monieren, er sei kein guter Taktiker. Aber das ist barer Unsinn: Er hatte noch nie die Mannschaft, die gut genug war, um Schablonenhockey zu spielen. Und wie will Ambri die Herzen und Seelen seiner Fans mit defensivem Beton-Hockey erwärmen? Na also. Fehlendes Talent und das Temperament seines Publikums zwingen den Trainer dazu, Abend für Abend Vollgashockey zu zelebrieren und den Mängeln davonzulaufen. Eigentlich müsste Luca Cereda unentlassbar sein. Aber auch er ist es nicht: In Ambri gibt es für keinen Trainer eine Arbeitsplatz-Garantie.

Head Coach Luca Cereda (HCAP) gibt Anweisungen waehrend der Rueckrunde der Play Ins der National League zwischen den SC Rapperswil Jona Lakers und dem HC Ambri Piotta, am Donnerstag, den 6. Maerz 2025 ...
Cereda kann in Ambri quasi nur auf eigene Faust gehen.Bild: keystone

Torhüter – 9 Pucks

Ambri hat mit Philip Wüthrich und Gilles Senn mindestens für die nächsten zwei Jahre zwei Goalies mit Schweizer Pass und Nationalmannschafts-Erfahrung, die an jedem Abend Siege zu stehlen und die Last einer Nummer 1 zu tragen vermögen. Somit können alle Ausländer-Lizenzen für Feldspieler eingelöst werden. Ein Vorteil, der für ein Team, das so von seinem ausländischen Personal abhängig ist, nicht hoch genug bewertet werden kann.

Verteidiger – 6,5 Pucks

158 Gegentreffer sind zu viel. Nur Ajoie und Lugano kassierten letzte Saison noch mehr Tore. Ein sicheres Erreichen des Play-Ins ist nur möglich, wenn Ambri weniger als 140 Gegentreffer zulässt. Verstärkungen mit Schweizer Pass gibt es keine. Alles – und eigentlich fast zu viel – hängt erneut von den beiden Marathon-Verteidigern Jesse Virtanen und Tim Heed ab, die letzte Saison beide über 24 Minuten Eiszeit geschultert haben und sich auch in der neuen Saison nicht schonen können. Je besser das einheimische defensive Hilfspersonal mit den Vorarbeitern Dario Wüthrich und Jesse Zgraggen, desto besser für Ambris Stabilität.

Stürmer – 8,5 Pucks

Mit 146 Toren markierte Ambri als offensive Nummer 6 der Liga nur einen Treffer weniger als Davos. Von allen Teams der unteren Tabellenhälfte war Ambri offensiv mit Abstand am erfolgreichsten und hat mit sechs ausländischen Stürmern alle Voraussetzungen, es wieder zu sein. Diese Flucht nach vorne entspricht der DNA der Klubkultur und ist mit ein Grund für die enorme Popularität: Wenn Ambri kommt, ist immer etwas los. Dass kein anderes Team in der Überzeit (Verlängerung, Penaltys) letzte Saison so erfolgreich war (14 Siege) hängt mit dieser Spielweise zusammen: Mag sein, dass ein Vorsprung nicht über die Zeit gerettet werden kann. Aber in der Verlängerung wird die Entscheidung doch erzwungen.

Alex Formenton est de retour
Alex Formenton kehrt nach seinem Freispruch zu Ambri-Piotta zurück.Bild: fxp-fr-sda-rtp

Das offensive Glück ist traditionell abhängig von der Qualität der ausländischen Stürmer. Einen neuen Dominik Kubalik hat Sportchef Paolo Duca nicht gefunden. Aber in der Summe ist die Feuerkraft des offensiven ausländischen Personals nach der Verpflichtung von Alex Formenton mindestens gleich gross. Der Kanadier kehrt nach einjähriger Pause ins Profihockey zurück und er wird bis zum Ablauf des Vertrages im Dezember seine Form finden und Ambri dürfte die Option zur Verlängerung bis Ende Saison einlösen. Ambri kann offensiv rocken wie seit den Zeiten des Finalruhmes Ende des letzten Jahrhunderts nie mehr.

Denn auch der streitbare Leitwolf Chris DiDomenico ist ja geblieben. Dank seines stürmischen Offensivstils ist Ambri das unterhaltsamste Team der unteren Tabellenhälfte, und die Fans wissen das zu schätzen. Noch nie in seiner Geschichte hat Ambri mehr Saisontickets verkauft (mehr als 5500).

HC Ambr� Piotta player Chris Didomenico, during the HC Amb� Piotta 2025-2026 season presentation at the Gottardo Arena, Switzerland, Sunday, July 27, 2025. .(KEYSTONE/Ti-Press/Massimo Piccoli)
Chris DiDomenico muss in der Leventina für Spektakel sorgen.Bild: keystone

Management – 5 Pucks

Warum eine so tiefe Bewertung? Nun, Sportdirektor Paolo Duca verdient die Maximalnote. Und eigentlich auch Präsident Filippo Lombardi. Er hat die Philosophie des einheimischen Schaffens mit einem Sportdirektor und einem Trainer aus den eigenen Reihen 2017 umgesetzt. Noch wichtiger: Ohne ihn wäre der Bau der neuen Arena im kargen Hochtal nicht möglich gewesen. Ein Bauwerk, das einem fremden Besucher ähnlich atemlose Bewunderung entlockt wie Machu Picchu, die wehrhafte Stadt der Inka auf fast 2500 Metern Höhe in den südamerikanischen Anden. Aber mit dem Bau der Arena hat der streitbare Vorsitzende erst die Hälfte seiner Mission erfüllt: Die erste Hälfte war ein diplomatisches Meisterstück: Er brachte namhafte Banken dazu, sein Machu Picchu des Eishockeys hoch oben in den Bergen zu finanzieren. Sein Werk ist erst vollbracht, wenn er nun die gleichen Banken dazu bringt, diese Kredite weitgehend abzuschreiben und Ambri die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zurückzugeben. Dann erst gibt es die Maximalnote.

Hockey haut dich um!
Auch in dieser Saison können die Schweizer Eishockeyfans ausgewählte Spiele im Free-TV mitverfolgen.

Das ganze Programm von TV24, 3+ und oneplus findest du hier.
TV24 Logo 3plus Logo

Spielernoten

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
Player Image

Nation Flag

Aktuelle
Note

info
  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

Noten, die noch nichts über die Mannschaft sagen …

War es je so schwierig, Mannschaften einzuschätzen wie vor der Saison 2025/26? Nein, wahrscheinlich nicht. Wir wissen zwar aus Erfahrung, dass es mindestens eine Überraschungs-Mannschaft und einen strauchelnden Titanen geben wird. Aber wer wird positiv überraschen? Langnau? Ambri? Ajoie? Und wer gerät in den Strudel einer Krise? Erneut der Servette? Aber vielleicht helfen ja unsere Noten bei der Einschätzung.

Die Noten, aufgeschlüsselt nach Bedeutung:
7 Ein Führungsspieler (Leitwolf), der nicht nur ein Spiel entscheiden, sondern darüber hinaus sein Team auf und neben dem Eis besser macht. Beispiele gibt es auf allen Positionen.

6–7 Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann, aber nicht permanent die Rolle eines charismatischen Leitwolfes übernimmt.

5–6 Guter NL-Spieler, oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen und es im besten Falle zum Rollenspieler in Operettenländerspielen bringen, oder Talente, denen wir viel zutrauen.

4–5 Spieler für den 3. oder 4. Block, altgediente Haudegen oder Frischlinge, die erst einmal die Liga erkunden oder im Herbst ihrer Karriere immer noch viel zum Wohl des Teams beitragen können.

3–4 Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

Statistiken sagen viel. Aber alle haben sie. Gibt es mehr als nur diese allgemein zugänglichen Zahlen? Ja. Eine Bewertung jedes einzelnen Spielers. Deshalb benoten wir jeden unserer Helden des rutschigen, eisigen Spielfeldes. Wir polemisieren damit sozusagen nach Noten. Aber leicht machen wir uns die Sache nicht. Unsere Noten basieren bei Weitem nicht nur auf unserem unzulänglichen Urteilsvermögen. Wir folgen auch den Einschätzungen der wahren Kenner, der Trainer, Sportchefs, NHL-Scouts. Und ein Problem können wir nicht lösen: Alle Beurteilungen basieren auf den Leistungen in der Vergangenheit. Was einer in Zukunft leisten wird, bleibt reine Spekulation.

Wenn wir wissen wollen, wie gut eine Mannschaft ist bzw. sein wird, können wir einfach den Noten-Durchschnitt ausrechnen. Oder? Aber so einfach ist es leider nicht. Ob aus hochkarätigen Spielern mit hohen Noten tatsächlich eine starke Mannschaft wird, ist nämlich höchst ungewiss. Es ist keineswegs sicher, dass eine Mannschaft tatsächlich so gut spielt, wie sie es aufgrund der Bewertung der einzelnen Spieler eigentlich müsste. Das zeigt auch, welche Gestaltungskraft gute Trainer haben. Sie können mehr aus einem Team herausholen, als unsere Noten vermuten lassen. Unsere Noten sagen letztlich noch nichts über die Mannschaft. Wer sich bei den Prognosen trotzdem auf diese Noten verlässt, ist selbst schuld.

Prognose

Platz 9 (Vorjahr: 10. Platz)

Besser als letzte Saison? Eigentlich trotz aller offensiven Herrlichkeit wahrscheinlich nicht. Aber die Lakers, Langnau und Kloten werden möglicherweise nicht erneut alle drei vor Ambri klassiert sein. Auf dem Transfermarkt ist die helvetische Substanz bewahrt worden und in der Defensive ist die Abhängigkeit von den beiden ausländischen Verteidigern ein wenig ein Grund zur Sorge. Und acht ausländische Spieler garantieren zwar, dass mit ziemlicher Sicherheit in jedem Spiel sechs eingesetzt werden können. Aber sie erhöhen nicht nur die Dynamik, sondern auch die Unruhe im Team und bescheren Luca Cereda noch mehr taktische Denkarbeit.

Die weiteren Eismeister-Vorschauen

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
16 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
egemek
08.09.2025 18:01registriert Mai 2016
9 Punkte für ein Goalieduo Wüthrich-Senn? 😂 made my day!
276
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hey! Ho! Let's Go
08.09.2025 17:19registriert Februar 2022
Naja, die Neun für die Torhüter ist beileibe dem Umstand geschuldet, dass Wüthrich der Lieblingsgoalie des Eismeisters ist…
223
Melden
Zum Kommentar
16
ZSC Lions kassieren in Schweden die 2. Champions-League-Niederlage
Die ZSC Lions kassieren im vierten Spiel der Champions Hockey League die zweite Niederlage. Der Titelverteidiger unterliegt bei den Schweden von Brynäs IF mit 0:2.
Ohne die verletzt gemeldeten Sven Andrighetto und Willy Riedi gelang den ZSC Lions im südschwedischen Gävle zu wenig, um die Rückreise mit etwas Zählbarem anzutreten. Zwar gestalteten die Zürcher das Geschehen nach dem 0:1 von Jakob Silfverberg in der 10. Minute ausgeglichen. Doch die Partie verlief ganz im Sinne der Führenden recht ereignislos, bis in der Schlussphase der frühere Davoser Anton Rödin das 2:0 erzielte.
Zur Story